Zukunft der Stadthalle weiter offen Kosten und Investorenmodell als Knackpunkte

Zukunft der Stadthalle weiter offen: Rat vertagt Grundsatzentscheidungen
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Auch wenn immer wieder betont wurde, dass solch wesentliche Grundsatzentscheidungen wie zur Zukunft der Stadthalle nicht Teil des Kommunalwahlkampfs werden sollten – hier und da wurden in der Ratssitzung am Mittwoch (25.9.) schon Spitzen verteilt. Die Diskussion war aber offen und konstruktiv.

Vorweg: Die von der Verwaltung in Abstimmung mit der Arbeitsgruppe (AG) Stadthalle ausgearbeiteten Grundsatzentscheidungen – insbesondere in den Punkten Sanierung oder Neubau und wenn Neubau, dann an welchem Standort – trafen die Fraktionen noch nicht. In einigen gehen die Meinungen in Teilen gar (noch) auseinander. Wesentlicher Knackpunkt waren die Kosten, einhergehend mit dem Vorschlag eines Investorenmodells. Fakt bleibt: Die Zeit drängt, im Oktober 2026 läuft die Betriebserlaubnis für die aktuelle Stadthalle ab.

Vier Grundsatzentscheidungen hatte die Verwaltung in der Sitzungsvorlage aufgeführt, mit Argumenten hinterlegt und zur Diskussion gestellt. In Kürze – Punkt 1: Die Stadthalle – oder Veranstaltungshalle – solle neu gebaut werden. Punkt 2: Als Standort werde das Berkelstadion vorgeschlagen. In zwei weiteren Punkten ging es schon konkreter um den Bau und Betrieb: So solle der Bau durch einen externen Investor (Erbbaurecht) errichtet werden. Dieser erstelle dort auf eigene Kosten ein Veranstaltungsgebäude und vermiete es an einen Betreiber oder betreibe es selbst. Und: Die Verwaltung solle beauftragt werden, die Vergabe des Betriebes an einen externen Dienstleister vorzubereiten. Beide Punkte in enger Abstimmung mit Verwaltung/Rat.

Vorschlag: Neubau im Berkelstadion

Auf jeden Fall sei ein Beschluss zu 1) und 3) zu treffen, da davon die weiteren Planungen abhingen. Bei allen Entscheidungen sei zu beachten, dass dem Schützenverein St. Georgius bestimmte grundbuchliche Rechte eingeräumt sind.

Einleitend merkte Dr. Markus Könning (CDU) an, dass es ja das Ansinnen des CDU-Antrags aus dem Frühjahr gewesen sei, die Grundsatzdiskussion im Rat zu führen. Er schob aber umgehend hinterher, dass die CDU „heute keine Entscheidung treffen wird“. Sanierung oder Neubau? Letzterer womöglich mit erweiterten Nutzungszwecken. Zum Beispiel als Mehrzweckhalle. Es fehlten noch zu viele Grundlagen, auf Basis derer eine Entscheidung herbeigeführt werden könne. Stichworte aktuelle Kostenschätzung oder Bedarfsplanung.

Berkelstadion in Stadtlohn
Das Berkelstadion ist der von Verwaltung/AG favorisierte Standort für einen Neubau der Stadthalle. In der Sitzung wurde aber auch ein potenzieller weiterer Standort in der Nähe aufgeworfen, auch das Thema einer Grundsanierung scheint nicht vom Tisch. © Michael Schley

Dass es an der Zeit sei, „Pflöcke einzuschlagen“, tat die UWG-Fraktion kund. Mit dem Neubau im Berkelstadion könne man mitgehen, so Mike Eilhardt. Auch für die Grünen überwogen die Vorteile eines Neubaus. Das Berkelstadion biete eine gute Möglichkeit, „es gehört uns“, so Richard Henrichs. Insgesamt könne sich die Fraktion ebenfalls mit dem Beschlussvorschlag anfreunden – obwohl dies nicht der einzig richtige sein müsse.

Dr. Albert Daniels (FDP) merkte an, dass seine Fraktion „ein ganz anderes Verständnis“ habe wie die CDU. „Die AG hat uns was an die Hand gegeben, die Details können dort geklärt werden.“ In den wesentlichen Punkten sei sich die FDP einig: Neubau – und das im Berkelstadion. So wie man es seit 15 Jahren verfolge.

Otger Harks (SPD) merkte an, dass es in der Fraktion „völlig verschiedene Sichtweisen“ gebe. Ein Neubau, aus Erfahrung ähnlich teuer wie eine Grundsanierung, eröffne natürlich andere Optionen. Beim möglichen Standort warf er den Blick Richtung Steinbach-Gelände und Mühlen-Bereich, auch wenn dort die Eigentumsverhältnisse andere seien als im Berkelstadion. Eine Abstimmung erwarte er an diesem Tag wie die CDU auch keine: „Das braucht eine breite Mehrheit, ein 18 zu 17 bringt nichts.“

Reinhold Dapper nahm den Ball auf und verwies auf die Meinung der „Mehrheit in der SPD“: Für diese sei eine Sanierung der Stadthalle vorrangig. „Dort kommen wir selbst bei Überraschungen nicht an die Kosten eines Neubaus heran.“ Auch brachte er das Thema einer dann möglichen Förderung ins Spiel. Wenn Neubau, bliebe beim Berkelstadion „Unbehagen“ (Boden/Gründung).

Dapper bezog sich auch auf die Aussage von Heinrich Ellers (CDU), wonach der aktuelle Zustand bei vielen Nutzern als gar nicht so kritisch empfunden werde, natürlich müsse einiges gemacht werden: „Eine Grundsanierung wird in jedem Fall günstiger sein“, so Ellers. Eine Stadthalle sei Daseinsvorsorge und Sache der Stadt.

Kontrovers ging es zunächst beim Thema Investor/Betreiber weiter. Mit der Vergabe an einen externen Investor könne sich die UWG-Fraktion anfreunden, meinte Mike Eilhardt: „So können wir ‘ne Menge Geld sparen. Wir erhoffen uns zudem mehr Belebung.“ Jürgen Wörmer fasste es in andere Worte: „Diese Kosten aus eigener Tasche tragen? Kann ich mir kaum vorstellen.“ Sollte es keinen Interessenten (Investor) geben, so müsse man durchaus für eine Grundsanierung offen sein.

Investorenidee kommt nicht bei allen an

Letztlich biete dieser Punkt sicher noch Diskussionspotenzial, aber in den Punkten 1 und 2 müsse man nun einen Schritt weiterkommen, ergänzte Phillip Bütterhoff (UWG). Richard Henrichs (Grüne) zeigte sich in dieser Hinsicht „flexibel“: „Ein privater Investor geht ganz anders damit um.“ Letztlich könnten so andere große Projekte wie das Schwimmbad möglich werden.

Ein klares „Nein“ zur Vergabe an einen Investor tat Albert Daniels (FDP) kund: „Das Gebäude muss der Stadt gehören.“ Ein Betreiber/Pächter sei denkbar. So sah es auch Reinhold Dapper (SPD): „Die Stadt muss die Hand auf der Stadthalle behalten.“

Überhaupt einen interessierten Investor zu finden, das erschien Martin Könning (CDU) schwierig. Allein schon mit Blick auf die enorme Investition und die laufenden Kosten: Das müsse erst einmal erwirtschaftet werden, ein Investor wolle aber mit dem Gebäude Geld verdienen. Auch er gab zu bedenken, dass die Stadt dann nicht mehr frei über die Halle verfügen könne.

Markus Könning ergänzte, dass er die Argumentation der Verwaltung (AG) durchaus verstehe, den Bau an einen Investor zu vergeben. „Eine Bedarfsplanung würde an jener eines möglichen Investors womöglich vorbeigehen“, erklärte Bauamtsleiter Mathias Pennekamp. Deshalb müsse eine Grundsatzentscheidung vorangehen. Reinhold Dapper fasste es in andere Worte: „Wenn wir einen Investor haben, brauchen wir keine AG mehr.“

Zu den Kosten: In der Vorlage waren keine konkreten aktuellen Schätzungen angegeben, wohl aber jene aus 2020. Prognose laut Vorlage bei 50-Prozent-Aufschlag: Eine Kernsanierung kostete demnach wenigstens rund 6 Mio. Euro, ein Neubau (ohne Grundstück) circa 11 Mio. Euro.

„Die aktuellen Zahlen hätten wir aber gerne gewusst“, meinte Angelika Kessels (FDP). Ohne diese könne es keine Entscheidung geben. „Kosten sind ein wesentlicher Faktor“, pflichtete Martin Könning (CDU) bei. Für die verschiedenen Alternativen, gerade bei einer solchen Dimension. Das sei letztlich mit nicht unerheblichem Aufwand machbar, das Verhältnis Neubau zu Sanierung bliebe das gleiche, merkte Bürgermeister Berthold Dittmann an.

Entscheidung wird vertagt

Fazit: Während vor allem die UWG zumindest überwiegend in den Punkten 1 und 2 auf eine Entscheidung drängte und sich die Grünen/Bündnis 90-Fraktion früh gemäß Vorlage weitgehend positionierte, fehlten gerade der CDU, der SPD und auch der FDP noch zu viele Antworten. „Am Ende würde heute das Bauchgefühl entscheiden“, meinte stellvertretend Markus Könning (CDU).

Das sei bei einer solchen Tragweite unangemessen und unverantwortbar. Am Ende werde es ohne Kompromisse für alle Beteiligten nicht gehen. Er stellte den Antrag an die Geschäftsordnung auf Vertagung. Dem folgte die große Mehrheit.

Bürgermeister Berthold Dittmann forderte die Fraktionen umso eindringlicher auf, zeitnah konkrete Fragen einzureichen, die Basis der noch gewünschten Entscheidungsgrundlagen sein sollen. Man müsse nun zeitnah erkennen, „in welche Richtung wir laufen sollen“.