Für einen kurzen Moment kann Bernd Busert am Donnerstagmorgen durchatmen. Am Mittwoch war er mit der Nachricht an die Öffentlichkeit gegangen, dass das Unternehmen Zelte Stockhorst den Zeltbau sowie den Hallen- und Bürostandort an der Porschestraße einstellen wird. Entsprechend viele Gespräche folgten.
Eine Entscheidung, die der Inhaber mit Frau Kerstin spürbar schweren Herzens, aber nach reiflicher Überlegung getroffen hat. Künftig werden sie sich auf das Kerngeschäft Events und Veranstaltungen konzentrieren. Zuvor gelte es, den Betrieb in seiner bisherigen Form in möglichst ruhigen Bahnen abzuwickeln.
Problem Personalmangel
Bernd Busert lehnt sich zurück und lässt die Gedanken laufen. Während es in Sachen Bewirtung von Großveranstaltungen doch gut laufe, habe sich das Thema Zeltbau und -verleih schon gewandelt. „Wir reden da von einer Just-in-time-Dienstleistung“, erklärt er. Folglich müsse auch immer punktgenau das erforderliche Personal zur Verfügung stehen. Überwiegend Saisonkräfte. Und gerade in diesem Bereich herrsche wie vielerorts Personalmangel. Harte Arbeit, wie der Stadtlohner weiß.

Das Unternehmen sei in den vergangenen Jahren stark gewachsen. „Und mit unserer Personalstärke haben wir viel geschafft“, betont Bernd Busert. Unter dem Strich sei der Apparat letztlich aber auch sehr groß geworden, die Belastung war zuletzt enorm. Und: Dieser Einsatz müsse sich am Ende des Tages auch lohnen. Mit Blick auf die Zahlen.
Am Ende sei diese Entscheidung auch ein Schritt der Vernunft: Die finanzielle Lage des Betriebs erlaube es diesem nicht länger, in der bisherigen Struktur weiterzuarbeiten. Umso mehr wolle man sich auf das konzentrieren, was man weiterhin „wirtschaftlich und mit Leidenschaft“ leisten könne: eben die Bewirtung bei Großveranstaltungen. „Im Grunde fahren wir den großen Apparat wieder zurück und setzen ihn auf kleine, solide Füße“, meint der Inhaber. Ein wenig zurück zu den Wurzeln.
Rückblick: 2019 hatte Bernd Busert mit 33 das Gescheraner Unternehmen Zelte Stockhorst übernommen. Stadtlohn ist seit 2020 Firmensitz, zunächst waren Büro (Mühlenstraße) und Lager (Klosterstraße) getrennt. Beides wurde Ende 2023 an der Porschestraße zusammengeführt. Seinerzeit mit einem Stamm von zwölf Mitarbeitern. „Für mich war das der Schritt in die Selbstständigkeit“, blickt der Stadtlohner zurück.
Nebenberuflich war Bernd Busert seinerzeit schon als DJ unterwegs. Und trat über das Projekt „Party im Park“ 2018 in Kontakt mit Inhaber Edmund Stockhorst von Zelte Stockhorst. Mit dem Angebot der Übernahme. Nach ein wenig Bedenkzeit schlug er mit Frau Kerstin den Knoten durch. Gemeinsam werde man nun weiter das machen, was man schon immer gerne gemacht habe: die Betreuung von Großveranstaltungen.
Damit endet an der Porschestraße in gewisser Weise auch eine Ära, Zelte Stockhorst wird Geschichte. Zwei Veranstaltungen mit Zeltverleih liegen im Januar noch an, bis zum Frühjahr wollen Buserts den Betrieb dann abwickeln.
Der Schritt, die Mitarbeiter zu informieren, sei der schwerste gewesen. „Alle haben über die Jahre mitgezogen, auch in stressigen oder auch mal schwierigeren Zeiten“, erklärt Bernd Busert. Da seien über Jahre Freundschaften entstanden.

Ebenso gehe man selbstverständlich proaktiv auf alle Kunden zu, mit denen man noch in aktiver Geschäftsbeziehung stehe oder bereits bestätigte Aufträge habe. Man denke zum Beispiel an Schützenvereine. „Da versuchen wir, gemeinsam Lösungen zu finden“, betont der Stadtlohner. Er verfüge über ein großes Netzwerk an zum Beispiel Zeltverleihern: „Wir kennen auch solche, die andere vielleicht gar nicht auf dem Schirm haben.“
Wie bei seinem Team wisse er auch bei den Kunden um die Tragweite der Entscheidung. Man werde niemanden „im Regen stehen“ lassen. Den Kontakt zu seinen Kunden und Lieferanten werde er auch nutzen, um das Inventar in den kommenden Wochen in andere Hände zu übergeben. Noch 2023 hatte Bernd Busert kräftig investiert, zum Beispiel die Zeltfläche verdoppelt.
„Irgendwann muss man Entscheidungen treffen“, weiß Bernd Busert. Und diese treffe er lieber früh als vielleicht zu spät. So schmerzhaft sie auch sind. Mit Frau Kerstin, Kellnern und Aushilfen fokussiere er sich nun eben auf Dienstleistungen im Bereich der Bewirtung. Selbstverständlich versorge er Kunden für deren Events in Sachen Partyservice auch weiter mit Kühlwagen oder vermiete diesen WCs.
Eigentliche Stärken werden eingesetzt
Die besondere Leidenschaft werden Großveranstaltungen bleiben. „Diese Neuausrichtung erlaubt es uns, unsere Stärken weiter einzusetzen – jedoch in deutlich kleinerem Rahmen“, so Bernd Busert. Auch für ihn persönlich falle mit dem Zeltbau nun ein großer „Stressfaktor“ weg. Auch mit Blick auf das Privatleben.
Missen möchten die Buserts die Erfahrungen der vergangenen Monate und Jahre keineswegs. „Es war viel Arbeit, es hat aber auch fast immer Spaß gemacht“, betont der Stadtlohner. Die Zeiten hätten sich aber – wie gesagt – gewandelt. Die durchweg positive Resonanz in den Sozialen Medien seit Mittwochmittag stärke den Rücken in schwerer Zeit. „Für dieses Verständnis sind wir auch dankbar – so wie für die große Unterstützung in den vergangenen Jahren“, meint der Unternehmer. Denn das wird er bleiben: nun aber eben auf kleineren, soliden Füßen…
Dieser Artikel erschien zuerst am 9. Januar 2025.