Wertvolle Stahlskulpturen verschwunden Norbert Thens Urvertrauen „geht kaputt“

Norbert Then vermisst wertvolle Stahlskulpturen: „Das Urvertrauen ist erstmal weg“
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„Das darf doch nicht wahr sein.“ Norbert Then schüttelt am Mittwochmorgen (2.4.) mit dem Kopf. Fassungslos. Dort, wo eigentlich ein Traumfänger und ein Bogenschütze stehen sollten, ist nichts. Bis auf ein kleines weißes Schneckenhaus, das der Stadtlohner am Sonntag noch in eine der zwei Stahlskulpturen gesteckt hatte. Noch immer ist dem 62-Jährigen der Unmut anzumerken.

Am Montagmorgen hatte er den Verlust bemerkt. Ein Schaden sicher im guten vierstelligen Bereich, wie er sagt. Neben dem ideellen Wert. Gerade der Bogenschütze sei ein echtes Unikat gewesen. Und das direkt in die letzten Vorbereitungen zum Auftakt ins Jubiläumsjahr hinein.

Diebstahl am Montag entdeckt

Norbert Then zeigt auf einen kleinen Traumfänger, der auf einer magnetischen Kugel in einem Loch in der Tür des Kunstklärwerks steht. „Da sind Tausende in den Jahren durchgegangen, jeder hätte die Figur mal einstecken können“, erklärt der Künstler. Tat aber keiner. Diese eigentliche Kleinigkeit habe bei ihm nicht zuletzt viel Vertrauen geschaffen. Das sei nun erstmal weg.

Norbert Then steht an einem Traumfänger
Ein solcher Traumfänger ist ebenso abhandengekommen. Für Norbert Then ist erstmal viel Vertrauen verloren gegangen. © Michael Schley

Am Montagmorgen habe ihn ein Anruf einer Bekannten erreicht, sie suche noch nach „was Schönem“ für ihren Mann. „Da hab ich was“, habe sich Norbert Then gedacht. Doch: Draußen auf dem Tisch war kein Traumfänger mehr zu sehen. Und als er sich umgedreht habe, fehlte auch der Bogenschütze (Die Zielstrebigkeit). „Der erste Linkshänder, den ich einst geschaffen habe“, berichtet der Bildhauer. Über einen Meter hoch. Ebenso wie der Traumfänger.

Beide sind nun verschwunden. Ein anderer Grund als durch Diebstahl komme für ihn nicht infrage. Deshalb habe er auch umgehend die Polizei informiert. Auch mit Blick auf den 1. April denkt er nicht an einen Scherz. „Es muss ja von Sonntag auf Montag passiert sein“, grenzt er den Zeitraum ein.

Am Sonntag noch habe er mit einigen Gästen draußen am Tisch gesessen – und dabei eben besagtes weißes Schneckenhaus in den Traumfänger gesteckt. Ausgerechnet an diesem Abend habe er die beiden Skulpturen nicht reingestellt. Wie sonst üblich.

Ja, Vandalismus habe es in frühen Jahren auf dem Gelände mal gegeben. „Wenn das der Beweggrund gewesen ist, dann hätten der oder die Täter ja auch hier die Scheibe noch zerschlagen können“, meint der Stadtlohner. Aus dem Kunstklärwerk sei auch mal was mitgenommen worden. In den ersten Jahren, unter anderem seine Lieblingsgitarre, eine Fender. „Die hab ich aber zurückbekommen“, betont Norbert Then. Lange her.

Vom Außengelände sei im Grunde noch nichts weggekommen. Nun eben doch. Er gehe davon aus, dass es der oder die Täter gezielt auf diese beiden Figuren abgesehen hatten. Vielleicht Kunstkenner? „Warum nehmen sie nicht den Messingleuchter mit?“, fragt er. Dieser steht nun einsam auf dem Tisch vor dem Eingang. Ohne Traumfänger.

zwei Männer stehen vorm Eingang des Kunstklärwerks
Vor einigen Wochen, als Julian (l.) und Norbert Then ihr Programm für das Jubiläumsjahr vorstellten, thronte der Bogenschütze im Hintergrund noch an seinem angestammten Platz. Das Lachen ist dem Künstler erstmal vergangen. © Michael Schley

„Wahrscheinlich sind sie über den Zaun gestiegen“, zeigt der 62-Jährige Richtung Friedhof. Nur eine Vermutung. Wie gesagt: „Das Urvertrauen geht kaputt“, seufzt Norbert Then noch einmal. Solle er jetzt alles verbarrikadieren? „Wir wollen doch bewusst einen offenen Treff schaffen, das passt nicht zueinander“, betont der Künstler.

„Es geht ums Prinzip“

In Verdacht habe er niemanden. Er hoffe aber, dass möglicherweise bei jemandem nun die Einsicht einkehrt, dass dem Stadtlohner schon ein gewisser Wert genommen wurde: „Ein Wert, den ich mit Händen geschaffen habe. Ich lebe davon.“ Man möge ihm die Figuren einfach wieder über den Zaun hereinreichen. Es gehe ihm dabei vor allem ums Prinzip: „Ich möchte auch nicht, dass meinem Nachbarn etwas genommen wird.“ Vielleicht habe jemand ja am Sonntagabend oder Montagmorgen auch etwas beobachtet.

Auch wenn er aktuell sehr geknickt sei – die Vorfreude auf den kommenden Samstag, 5. April, lässt sich Norbert Then nicht vermiesen. Ab 13 Uhr wird er die Türen zum Kunstklärwerk öffnen, dann wird der Startschuss für das Jubiläumsjahr zum 25-jährigen Bestehen offiziell abgegeben (wir berichteten). Es wird eine lebhafte Reise durch die vergangenen 25 Jahre geben. Offizieller Beginn ist um 15 Uhr.

Schon am Freitag reisten viele alte Weggefährten an, erzählt Norbert Then. Da funkeln die Augen kurz wieder auf: „Darauf freue ich mich besonders.“ Er dreht sich noch einmal um, blickt ins Leere, hat den Bogenschützen vor Augen: „Der hatte eine ganz besondere Dynamik, eine tolle Spannung.“

Dieser Artikel erschien ursprünglich am 2. April 2025.