2022 sind weniger Stadtlohner Kinder zur Welt gekommen als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Geburten ist erstmals sei 2019 wieder unter die 200er-Marke gerutscht. 191 Stadtlohner Kinder wurden im abgelaufenen Jahr geboren.
Eines von ihnen ist Elisabeth, die im April 2022 ihren ersten Schrei tat – zur großen Freude ihrer Eltern Stefanie (38) und Michael (39) Pohlmann und ihrer großen Schwester Charlotte (3).
Neunjähriges Geburtentief
191 Geburten, das ist der Tiefststand seit neun Jahren. Ursache könnte eine statistische Standardabweichung sein. An mangelnder Familienfreundlichkeit in Stadtlohn wird es wohl nicht gelegen haben, meint Stefanie Pohlmann. „Im Großen und Ganzen lässt es sich für Familien in Stadtlohn gut leben“, sagt die 38-jährige zweifache Mutter auf Anfrage unserer Redaktion. Aber es gibt in ihren Augen auch Verbesserungspotenzial für noch mehr Familienfreundlichkeit.
Ihr Mann Michael stammt aus Stadtlohn, sie selbst aus dem Raum Berlin-Brandenburg. In Stadtlohn wohnt Stefanie Pohlmann seit 2015. „Ich habe davor in der Großstadt und auf dem Land gelebt. Hier in Stadtlohn bin ich seit der Geburt der Kinder richtig angekommen. Vorher war es nicht ganz so einfach, neue Bekanntschaften zu schließen.“

Die kleine Elisabeth kam im Ahauser Krankenhaus zur Welt, genauso wie schon ihre Schwester Charlotte vor drei Jahren. Im Frühjahr 2019 war die Stadtlohner Geburtsstation geschlossen worden. War das ein Problem für die Pohlmanns?
„Ich habe mir die Stadtlohner Station noch angeschaut. Die war wirklich sehr schön. Und es ist natürlich schade, dass sie schließen musste. Das wäre für uns ja sehr komfortabel gewesen, weil wir ja fast in der Nachbarschaft wohnen“, sagt Stefanie Pohlmann. Ein Problem sei die Entfernung zur Geburtsstation in Ahaus aber für sie nicht gewesen. „In einer Großstadt ist man auch nicht schneller im Krankenhaus“, sagt sie.
Kurze Wege und Kleinkindangebote
In Stadtlohn schätzt sie die kurzen Wege: „Es ist herrlich, überall mit dem Fahrrad oder zu Fuß hinzukommen. Aber wenn man mal in die Nachbarstädte muss, ist man ohne Auto aufgeschmissen. Mit dem Bus wird es sehr schwierig. Das geht in der Großstadt besser.“
Aber alle Dinge des täglichen Bedarfs gebe es ja in Stadtlohn. Das gilt auch für Kurse und Angebote für Mutter und Kind. „Das JFB hat ein gutes Angebot“, sagt Stefanie Pohlmann. Nur mit dem Babyschwimmen hat es nicht so recht geklappt, mal wegen Corona, mal wegen eines defekten Bades, mal wegen der Energiekrise.
Eine kleine Kritik gibt es auch an den älteren Gehwegen. „Die sind oft nicht eben, zum Beispiel an der Welle. Das ist mir erst aufgefallen, seit ich mit dem Kinderwagen unterwegs bin“, sagt Stefanie Pohlmann.
„Tolles Netzwerk der Tagesmütter“
Und wie sieht es mit den Kitaplätzen aus? „Da haben wir Glück gehabt. Charlotte hat direkt ihren Wunschplatz im Prinz-Botho-Kindergarten bekommen. Ich weiß aber von anderen Eltern, dass das nicht selbstverständlich ist“, sagt Stefanie Pohlmann.
Zuvor ist Charlotte von einer Tagesmutter in der Großtagespflege „Schatzinsel“ betreut worden. Da hat auch die kleine Elisabeth schon einen Platz sicher. „Das Netzwerk der Tagesmütter in Stadtlohn ist toll. Da können Großstädte neidisch drauf sein.“
Zuerst einmal wird Elisabeth aber noch zuhause betreut. Noch ist Stefanie Pohlmann, die als Projektmanagerin beim TÜV arbeitet, in Elternzeit. Wenn sie ihre Arbeit wieder aufnimmt, kann sie von zuhause aus arbeiten. Ist das Internet in Stadtlohn schnell genug?
Ja, sagt sie, das klappt. Allerdings nicht immer. „Wir haben zwar einen Glasfaseranschluss, aber manchmal geht es trotzdem nicht so schnell, wie es sollte.“ Wohnungssuche oder die Grundstücksfrage war für Familie Pohlmann kein Thema. „Wir haben im Haus der Schwiegereltern eine Wohnung ausgebaut. Aber ich weiß von anderen Familien, wie schwer es in Stadtlohn ist, eine Wohnung oder ein Baugrundstück zu bekommen. Manche sind nach Südlohn oder Gescher gezogen, obwohl sie lieber in Stadtlohn geblieben wären.“
Ein großes Kompliment macht Stefan Pohlmann dem neuen Spielplatz im umgestalteten Owweringpark. „Der ist echt schön geworden. Vorher war nur der Spielplatz im Losbergpark eine Alternative. Der ist ja auch richtig gut.“
Auf dem Markt hingegen fehlen aus ihrer Sicht noch einige Spielgeräte für Kleinkinder. „Das ist ein bisschen schade, da wäre doch mit geringen Mitteln schnell was zu machen.“
Ella ist beliebtester Mädchenname
Darüber würden sich sicher auch die Mütter und Väter der anderen 106 Mädchen und 85 Jungen freuen, die 2022 geboren wurden. Die beliebtesten Vornamen waren bei den Stadtlohner Eltern übrigens bei den Mädchen Ella, Anna, Anni und bei den Jungen Finn, Anton und Sam oder Samuel, die jeweils vier (Ella) oder drei Mal ausgesucht wurden.
Die Standesamtstatistik weist mit 191 exakt soviele Sterbefälle wie Geburten aus. Dennoch ist Stadtlohn 2022 kräftig gewachsen und hat sogar die 21.000er-Marke überschritten. Das ist dem gestiegenen Wanderungsgewinn zu verdanken. 1136 Menschen zogen nach Stadtlohn, nur 758 zogen von Stadtlohn weg. Im Jahr zuvor standen 943 Zuzüge 843 Fortzügen gegenüber.
Mehr Hochzeiten
Bei den Eheschließungen gab es offenbar einen Nachholbedarf: 157 Ehen beurkundete das Stadtlohner Standesamt im Jahr 2022. Im Jahr zuvor waren es nur 123. Die meisten Paare gaben sich im Haus Hakenfort das Ja-Wort.
Stadtlohn ist auch bunt. 81 Nationen sind hier vertreten. 2522 (Vorjahr 2341) Ausländer haben ihren Wohnsitz in Stadtlohn. Die größten Nationalitätengruppe kommt aus Bulgarien, gefolgt von Polen und der Türkei.
Und noch zwei interessante Zahlen aus der Jahresstatistik: Der älteste Stadtlohner ist 2022 100 Jahre alt geworden. Die derzeit älteste Stadtlohnerin ist nach Angaben der Stadt Stadtlohn im Jahr 1924 geboren.