Wechsel im Stadtlohner Rat Erwin Plate will UWG-Fraktionsvorsitz und Mandat niederlegen

Rückzug: Erwin Plate will Fraktionsvorsitz und Ratsmandat niederlegen
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Paukenschlag auf der jüngsten Klausurtagung der Stadtlohner UWG. Stundenlang hatten die Kommunalpolitikerinnen und -politiker über den aktuellen Haushaltsentwurf diskutiert. Dann, kurz vor Ende der Tagung, meldete sich der Fraktionsvorsitzende Erwin Plate zu Wort. Und dann kündigte der 63-Jährige zur Überraschung der Fraktion seinen Rückzug aus der Politik an.

Zum 1. Mai 2023 wird Erwin Plate sein Amt als Fraktionsvorsitzender und sein Mandat als Ratsmitglied niederlegen. Seit 18 Jahren gehört Erwin Plate Mitglied der UWG-Fraktion in Stadtlohn, seit 13 Jahren führt er die Fraktion als Fraktionsvorsitzender.

Erwin Plate im Ratssaal der Stadt Stadtlohn.
Erwin Plate im Ratssaal der Stadt Stadtlohn. Zum 1. Mai 2023 will der 63-Jährige den Fraktionsvorsitz und sein Ratsmandat niederlegen. © Stefan Grothues

„Im März werde ich 64 Jahre alt, im Mai gehe ich nach 48 Berufsjahren in den Ruhestand“, erklärte der gelernte Tischler am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. „Dann möchte ich endlich mal ohne meinen kleinen schwarzen Terminkalender leben können. Dann möchte ich Zeit für meine Frau, für meine Familie und meine Enkelkinder haben.“

Darum wird er gleichzeitig auch sein Amt als Major des Schützenvereins St. Sebastian Wessendorf-Breul nach über 40 Offiziersjahren niederlegen. Dann werden die Stadtlohner den Kommunalpolitiker wohl häufiger ganz entspannt auf Spazierfahrten mit seinem Oldtimer-Traktor oder mit dem Fahrrad sehen.

Eine Chance für Jüngere

Das Private ist ein Motiv. Erwin Plate nennt auch noch ein zweites, politisches: „Es ist besser, wenn auch die Jüngeren mal eine Chance bekommen, die Politik an den entscheidenden Stellen mitzubestimmen und nicht immer nur in der zweiten Reihe bleiben müssen.“

Er habe sich schon seit dem Frühjahr viele Gedanken über den richtigen Zeitpunkt gemacht. Die UWG-Fraktion hat bei der letzten Wahl noch mal drei junge Ratsmitglieder dazugewonnen, auch viele sachkundige Bürgerinnen und Bürger ins Team eingebunden werden. Plate: „Jetzt ist es an der Zeit, den Staffelstab an jüngere Leute weiterzugeben.“

„Nicht nur meckern“

Erwin Plate selbst ging als 42-Jähriger in die Kommunalpolitik. „Als aktiver Schütze und als Musiker habe ich immer viel mit Menschen zu tun gehabt. Da wurden viele Themen diskutiert. Und da wurde auch viel kritisiert. Da habe ich gesagt: Man kann nicht nur immer meckern, man muss auch selber anpacken.“

Der UWG-Mitbegründer Johannes Kisfeld habe ihn den 2002 gefragt, ob er sich nicht in der UWG engagieren wolle. Erwin Plate brauchte nur eine kurze Bedenkzeit. „Ich wollte mich für Stadtlohn engagieren und keine große Politik machen. Darum bin ich bei der UWG richtig.“ Damals zählte die UWG-Fraktion drei Mitglieder. Heute sind es elf.

Hochwasser und Krankenhaus-Aus

Das Ehrenamt hat ihn voll und ganz in Beschlag genommen. Kaum ein Tag verging, ohne Anrufe, Sitzungen, Gespräche oder Ortstermine. „Aber ich habe es immer gerne gemacht. Und ich bin sehr dankbar für die vielen Dinge, die ich während meiner politischen Tätigkeit erleben durfte.“

Die Innenstadterneuerung, das Hochwasser, der Mühlenumbau, der erste unabhängige Bürgermeister, Corona, Krankenhausschließung – an emotionalen Themen hat es in den vergangenen Jahren nicht gemangelt. Und Sorgen bereiten Plate auch der Krieg, die wirtschaftliche Entwicklung und die hohe Verschuldung der Stadt. „Aber mit den Sorgen steht Stadtlohn ja nicht alleine da“, so Erwin Plate.

„Kein Druck durch Facebook“

Selbstverständlich wolle er weiterhin – soweit das gewünscht sei – der UWG-Fraktion und auch seinem Nachfolger beratend zur Seite stehen. Ihnen und auch allen anderen Fraktionen wünscht der scheidende Fraktionsvorsitzende vor allem eines:

„Ich hoffe, dass sich die Kommunalpolitikerinnen und -politiker nicht von Facebook oder anderen sozialen Medien treiben lassen. Dort gibt es Hetze und oft einen rauen Ton, den wir in der Politik nicht übernehmen sollten. Der Rat und die politischen Gremien müssen ein Ort der vernünftige Auseinandersetzungen und Lösungen bleiben.“