Wand der 1000 Bücher in Stadtlohn Stefan Frechen (40) legt Grundstock für Begegnungsprojekt

Wand der 1000 Bücher: Stefan Frechen legt Grundstock für Begegnungsprojekt
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Stefan Frechen (40) ist ein Vielleser. „In meinen Regalen stehen die Bücher schon in zweiter und in dritter Reihe“, sagt er lachend. Doch trennen mag er sich auch nicht von schon ausgelesenen Exemplaren. „Da hängen ja immer Erinnerungen dran“, sagt er.

Nun hat er aber doch einige hundert Bücher abgegeben und damit den Grundstock gelegt für die „Wand der 1000 Bücher“ im Kultur-, Heimat- und Integrationszentrum Stadtlohn (KIZS) an der Eschstraße 23. Der neue literarische Treffpunkt für Stadtlohner und Geflüchtete aus aller Welt ist am Dienstag (2. Mai) offiziell eröffnet worden.

Vor der Wand der 1000 Bücher (von links): Bürgermeister Berthold Dittmann, Mathias Redders, Stefan Frechen (vorne), Dr. Egbert Böing, Sigrun Plogmann, Karin Wesseler und Wilfried Robers.
Die „Wand der 1000 Bücher" ist am Dienstag (2. Mai) offiziell im KIZS eröffnet worden. Von links: Bürgermeister Berthold Dittmann, Mathias Redders (KIZS), Stefan Frechen (vorne), Dr. Egbert Böing, Sigrun Plogmann (Kreis Borken), Buchhändlerin Karin Wesseler und Wilfried Robers (Lions Club Hamaland) © Stefan Grothues

Der schwere und lange Holztisch mit der klassischen grünen Bibliothekstischleuchte wirkt wie eine urgemütliche Insel im weitläufigen KISZ. Im vorderen Bereich des Begegnungszentrums haben sich geflüchtete Frauen mit Lisa Lesker zu einer Gesprächsrunde des JFB zusammengefunden.

Im hinteren Bereich treffen sich mehrmals wöchentlich Frauen aus aller Welt bei Tee und Gebäck zur Nähwerkstatt mit Bettina Insel. Großformatige Porträts der Künstlerin Ludmilla Robers schmücken die Wände. Und nun gibt es auch für alle Bücherfreundinnen und -freunde einen Anlass, spontan und jederzeit die Wand der 1000 Bücher zu besuchen.

„Mächtig beeindruckt“

„Die Idee ist, Menschen zusammenzubringen. Hier kann man sich hinsetzen und einfach lesen. Es gibt Kaffee und andere Getränke“, sagt Mathias Redders vom KIZS. Es ist noch keine vier Wochen her, dass er mit Stefan Frechen die Idee beim Stammtisch entwickelte.

Sponsoren und Mitstreiter waren rasch gefunden. „Ich bin mächtig beeindruckt. Das ist wirklich beachtlich, was hier in kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurde“, erklärte Bürgermeister Berthold Dittmann am Dienstag.

Leseförderung für Kinder

Für das KISZ, so betonte Mathias Redders, sei die Wand der 1000 Bücher eine logische Fortsetzung des längst eingeschlagenen Weges der Leseförderung. „Wir haben ja schon eine Zeitungslesegruppe mit Geflüchteten. Und wir bieten ja auch für Kinder Vorlesenachmittage an“, so Redders.

Letztere werden von Ehrenamtlichen des Vereins Lesekosmos durchgeführt. Dessen Vertreterin Elisabeth Becking zeigte sich am Dienstag begeistert von der neuen Wand der 1000 Bücher. „Lesen ist ja die Grundvoraussetzung für Bildung“, sagt sie.

„Bücher verändern Menschen“

Stefan Frechen spricht noch leidenschaftlicher vom Zauber des Lesens: „Ich lese viel, weil Bücher den Geist öffnen, weil man mit ihnen auf Reisen gehen und neue Welten entdecken kann. Bücher schaffen neue Kontakte. Bücher verändern einen.“

Zusammen mit Dr. Egbert Böing betreut er die Wand der 1000 Bücher, die die Schwerpunkte Belletristik und politische Sachbücher hat. Bücher in arabischer und persischer Sprache sollen die Sammlung ergänzen. Schon jetzt liegt auf dem Tisch auch ein jesidisches Buch – es muss von hinten nach vorne gelesen werden.

NRW fördert Projekt

Die Sammlung wird mit Unterstützung des Landesprogramms „Komm-an“ fortlaufend erweitert. Sigrun Plogmann vom Kreis Borken kündigte am Dienstag entsprechende Fördermittel insbesondere für zweisprachige Bücher an.

Auch die Nutzerinnen und Nutzer werden die Wand der 1000 Bücher verändern. Jeder kann ein Buch mitnehmen – im Tausch gegen ein mitgebrachtes Buch. Nur die zweisprachigen Bücher können entliehen werden. „Ansonsten gibt es keine Ausleihe und auch keinen Verkauf. Wir wollen ja dem Buchhandel und der Bücherei keine Konkurrenz machen“, sagt Mathias Redders.

Täglich außer freitags geöffnet

In Zusammenarbeit mit den Buchhandlungen sollen auch Lesungen mit prominenten Autorinnen und Autoren im KISZ organisiert werden. In der Wand der 1000 Bücher sind auch Musik-CDs und Hörbücher zu finden. Über allem steht aber das Motto, das sich Stefan Frechen ausgedacht hat: „Das Buch. Muss bleiben“.

Die Wand der 1000 Bücher ist wie das KISZ montags bis donnerstags von 9 bis 11.30 Uhr sowie samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. „Und außerdem immer dann, wenn das Licht brennt und jemand da ist“, sagt Mathias Redders.