Telefonat mit England. In Arzu Ciftcis Stimme klingt die Belastung der letzten Tage mit. Aber auch Hoffnung. Zusammen mit ihrem Mann Akin begleitet die 42-jährige Stadtlohnerin ihren Sohn Seyyid zu medizinischen Behandlungen in eine Londoner Privatklinik.
Seyyid ist acht Jahre alt. Er kann nicht laufen und nicht sprechen. „Die Schwangerschaft und die Geburt im Stadtlohner Krankenhaus waren ganz normal“, erzählt Arzu Ciftci. Doch dann kamen die Fieberkrämpfe und epileptischen Anfälle. Der kleine Seyyid blieb in seiner Entwicklung stehen. „Er ist heute noch wie ein Baby“, sagt seine Mutter.

„Seyyid ist trotz seiner Krankheit ein lebensfroher Junge. Es bricht uns aber immer wieder das Herz, wenn wir das sehen: Seine beiden Geschwister (18 und 12 Jahre) führen ein unbeschwertes Leben. Und Seyyid versucht verzweifelt, sich mit Lauten verständlich zu machen oder durch die Wohnung zu krabbeln“, erzählt die Mutter.
Dann hörte Arzu Ciftci von einer Behandlungsmethode für Autismuspatienten. Sie basiert auf eine Stimulations des Gehirns mit Magnetfeldern. Arzu Ciftci, die selbst medizinische Fachangestellte ist, sprach mit Ärzten darüber. Und sie schöpfte Hoffnung. Diese Behandlung könnte auch Seyyid helfen, auch wenn er kein Autist ist.
Therapie kostet 50.000 Euro
Allerdings: Die Behandlungsmethode befindet sich noch in der Studienphase. Sie ist von den Krankenkassen noch nicht anerkannt. Und die Therapie in England kostet nach Arzu Ciftcis Angaben 50.000 Euro.
„Wir haben das Geld nicht. Ich kann nicht in meinem Beruf arbeiten, weil ich Seyyid betreuen muss. Mein Mann übernimmt in seiner Firma die Nachtschichten, damit wir unser Haus abbezahlen können“, sagt Arzu Ciftci.
Schon 250 Spender
Dennoch sind sich Arzu und Akin Ciftci einig: „Am Geld soll die Therapie für Seyyid nicht scheitern.“ Freunde und Verwandte halfen aus. „Wir haben uns auch Geld geliehen“, sagt Arzu Ciftcis.
Und nun findet die Familie auch vielfältige Unterstützung, nachdem Arzu Ciftci auf der Internetplattform GoFundMe (https://gf.me/v/c/4srp/seyyid-braucht-deine-hilfe) einen Spendenaufruf gestartet hat. In einer Woche haben auf diesem Weg bereits rund 250 Spenderinnen und Spender insgesamt 7000 Euro gespendet. Die Aktion wird noch fortgesetzt.
Hoffnung für viele Eltern
Arzu Ciftci erwartet keine Wunderheilung. Aber nach den ersten Gesprächen mit Ärzten und anderen Eltern in London hat sie neue Hoffnungen geschöpft, „Es wird ein langer Weg. Wir werden alles versuchen, damit unser Sohn Seyyid ein einigermaßen normales Leben führen kann“, sagt Urzu Ciftci.
Und sie fügt hinzu: „Das tun wir nicht nur für Seyyid. Die Studie soll auch anderen betroffenen Eltern neue Hoffnung geben.“