Urwaldhospital Litembo Stadtlohner sichern Stromerzeugung per Wasserkraft

Urwaldhospital Litembo: Stadtlohner sichern Stromerzeugung per Wasserkraft
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„Sie fehlt. Als gute Seele und als Ratgeberin.“ Christian Feldmann vermisst Maria Meiss auch zwei Jahre nach ihrem Tod. Der 50-jährige Stadtlohner ist gerade aus Tansania heimgekehrt. Dort hat die Stadtlohnerin Maria Meiss von 1960 bis 2020 das Urwaldhospital in Litembo mitaufgebaut.

7500 Kilometer südlich von Stadtlohn in Ostafrika hat Christian Feldmann aber nicht nur die Lücke gespürt, die Maria Meiss hinterlassen hat. Er hat vor allem gesehen, dass sich das Lebenswerk der Stadtlohnerin weiterentwickelt und wächst. Und dazu trägt er auch selber bei.

Magarete Feldmann (l.) und ihr Bruder Christian Feldmann mit einer Krankenschwester vor dem „Mama Maria Meiss House"
Margarete Feldmann (l.) und ihr Bruder Christian Feldmann mit einer Krankenschwester vor dem „Mama Maria Meiss House" © privat

Christian Feldmann war seit dem Jahr 2000 bereits rund ein Dutzend Mal als freiwilliger Helfer in Litembo, mal für ein Jahr, mal für einige Monate. Jetzt hat ihn auf seinem dreieinhalbwöchigen Einsatz auch seine Schwester Margarete Feldmann (65) begleitet.

„Das Evangelium auf Kisuaheli ging mir noch nicht wieder so flüssig über die Lippen“, sagt Christian Feldmann und lacht. Er ist nebenberuflich Ständiger Diakon in der Stadtlohner St.-Otger-Gemeinde. Im Hauptberuf aber ist er Energieanlagenelektroniker. In Litembo wird er als Seelsorger und als Techniker geschätzt. Und als echter Freund.

Pater Raphael Ndunguru (l.) und Christian Feldmann vor der neuen Krankenpflege- und Laborschule
Pater Raphael Ndunguru (l.) und Christian Feldmann vor der neuen Krankenpflege- und Laborschule © privat

Die Geschichte des Urwaldhospitals in Litembo ist schon mehr als sechs Jahrzehnte eng mit Engagement aus Stadtlohn verknüpft: 1960 fuhren Schwester Maria Meiss und zwei weiteren Mitstreiterinnen mit dem Schiff nach Tansania.

Die Missions-Benediktiner von St. Ottilien hatten die drei Frauen mit der Leitung der abgelegenen Krankenstation Litembo beauftragt. Litembo ist ein Dorf auf 1600 Metern Höhe im südlichen Hochland von Tansania. Was dort mit zehn fensterlosen Hütten, 40 Betten, zwei deutschen Krankenschwestern, einer deutschen Ärztin und Notoperationen im Schein einer Taschenlampe begann, ist heute eine große Klinik mit überregionaler Ausstrahlung.

Christian Feldmann im Kreise seiner tansanischen Kollegen
Christian Feldmann im Kreise seiner tansanischen Kollegen © privat

Das Hospital zählt heute 320 Betten. Es betreut mit 17 Außenstationen Menschen in einem Gebiet von der Größe Nordrhein-Westfalens mit über 400.000 Einwohnern. Rund 2000 Patienten werden jährlich in dem Hospital behandelt, 1000 Kinder geboren. Ermöglicht haben das unter anderem viele Spenden aus Stadtlohn, die dank des Engagements dreier Familien gesammelt werden konnten.

Josef Rudde, der Halbbruder von Maria Meiss, Gerd Wilmers und Felix Feldmann, der Vater von Christian Feldmann, waren Sangesbrüder im Männerchor. Gemeinsam mit ihren Frauen Hannelore Rudde, Else Wilmers und Hedwig Feldmann haben sie vor über 35 Jahren den Freundeskreis Litembo gegründet. Sternsinger, Kleiderbörse, Kolpingsfamilie, KFD, Landfrauen und viele andere Stadtlohner Privatspender haben den Freundeskreis seither immer wieder finanziell unterstützt.

Der Operationssaal in Litembo
Der Operationssaal in Litembo kann jetzt verlässlich mit Strom versorgt werden. © privat

Christian Feldmann: „Sr. Maria Meiss hat es immer geliebt, Werden und Wachsen des Hospitals mit anzusehen. Sie hat immer gesagt: ,Ohne die Hilfe so vieler Freunde, besonders aus Stadtlohn, hätte Litembo sich nicht so entwickeln können.‘“

In der Region hat das Hospital die medizinische Versorgung entscheidend verbessert. Das ostafrikanische Land ist mit rund 62 Millionen Einwohnern das nach Bevölkerung fünftgrößte Land des Kontinents. 1960 lag die durchschnittliche Lebenserwartung bei 43 Jahren. Heute liegt sie bei fast 66 Jahren.

Das Gästehaus des Krankenhauses in Litembo mit dem Schriftzug „Sr. Maria Meiss Hostel"
Das Gästehaus des Urwaldkrankenhauses wurde nach der Stadtlohnerin Maria Meiss (1927-2020) benannt. © privat

Was die Hilfe aus Stadtlohn konkret bedeutet, erlebte Christian Feldmann jetzt bei seinem jüngsten Besuch: „Die reparierte Wasserturbine mit dem neuen Generatormotor liefert seit 2021 wieder zuverlässig Strom. Jetzt in der Regenzeit bis zu 24 Stunden täglich.“

Die Kosten für die Reparatur in Höhe von 60.000 Euro wurden je zur Hälfte durch Spenden aus Stadtlohn und der Diözese Münster bezahlt. Christian Feldmann ist davon überzeugt, dass die Turbine nun für die nächsten Jahrzehnte die Stromversorgung des Krankenhauses entscheidend sichern kann. Seinen jüngsten Aufenthalt nutzte er, um neue Fachkräfte in verschiedenen technischen Bereichen fortzubilden, bei der Wartung medizinischer Geräte ebenso wie bei der Stromerzeugung mit Wasserturbinen und Photovoltaikanlagen.

Der Neubau der Labor- und Krankenpflegeschule in Litembo
Der Neubau der Labor- und Krankenpflegeschule in Litembo ist fast bezugsfertig. © privat

Jetzt steht die Modernisierung und Erweiterung der Labor- und Krankenpflegeschule im Mittelpunkt. Einige neue Klassenzimmer sind schon fast fertig. Die Überlandleitung für die Stromversorgung steht bereits. Die Straße zur neuen Schule wird befestigt, damit sie auch bei Regen befahrbar ist. Mit künftig 360 Ausbildungsplätzen in drei medizinischen Berufen ist die Schule von landesweiter Bedeutung.

„Jetzt brauchen wir noch Spenden für die technische Einrichtung der Labore und die Beschaffung des Lehrmaterials“, sagt Christian Feldmann. Nach langer Coronapause will der Freundeskreis Litembo auf dem „Stadtlohner Frühling“ wieder an die Öffentlichkeit treten. „Die meisten Spender sind uns aber auch in der Pandemiezeit treu geblieben“, sagt Christian Feldmann.

Gedenktafel für Maria Meiss in Litembo
Diese Gedenktafel erinnert in Litembo an die in Stadtlohn-Büren geborene Maria Meiss. © privat

Schwester Maria Meiss ist vor zwei Jahren kurz vor ihrem 94. Geburtstag gestorben. In Litembo bleibt „Mama Maria Meiss“, wie sie dort genannt wird, unvergessen. Christian Feldmann sagt: „Die Dankbarkeit der Menschen hier ist sehr groß. Es ist schwierig, sie in Worten auszudrücken. Sie lieben ihr Krankenhaus und sind sehr stolz darauf.“

Das jetzt renovierte krankenhauseigene Gästehaus für Besucher und Angestellte wurde in Erinnerung an die Stadtlohnerin in „Sr. Maria Meiss Hostel“ umbenannt. Auf dem Gelände gibt es zudem noch ein Wohnheim mit dem Namen „Mama Maria Meiss House“. Und auf ihrem Grab, das einen Ehrenplatz an der Krankenhauskapelle hat, sind Christian Feldmann die bunten Blumen aufgefallen. Er sagt: „Maria Meiss bleibt in Litembo unvergessen.“