Verlässlicher Begleiter Team von „Familie in Not“ hilft in besonderen Notlagen

Team von „Familie in Not“ hilft Stadtlohnern in besonderen Notlagen
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Manchmal ist es einfach die Abschlagsrechnung des Energieversorgers, die für einige Menschen das Fass buchstäblich überlaufen lässt. Oder ein plötzlicher Schicksalsschlag in der Familie, der die Abläufe im Alltag zum Erliegen bringt. Dann ist das Team der Aktion „Familie in Not“ für Stadtlohner ein wichtiger Ansprechpartner. Seit 1968 bereits. Und konfrontiert mit den aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen. Dass der Unterstützungsbedarf weiter wachsen wird, dafür sorgt allein schon die demografische Entwicklung.

Claudia Mönsters hat bei der Geburt des dritten Kindes gemerkt, wie wichtig Hilfe und Unterstützung von außen sein können. „Der Alltag muss ja weiterlaufen“, berichtet die Stadtlohnerin. Zu einer Zeit, in der das Kindergarten- und Schulsystem noch anders strukturiert war. Der offene Ganztag war noch in den Kinderschuhen. Diese Zeit hat geprägt, heute ist Claudia Mönsters stellvertretende Vorsitzende als Teil des ehrenamtlichen Vorstands der Aktion „Familie in Not“.

Vertrauensverhältnis ist wichtig

Die Unterstützung im hauswirtschaftlichen Bereich und die Entlastung pflegender Angehöriger bilden heute einen zentralen Schwerpunkt von „Familie in Not“. Wobei der Name heute schon ein wenig irreführend sei. „Wir unterstützen überwiegend Alleinstehende“, erklärt Andrea Kamps. Sie ist die Einsatzleiterin im Büro an der Hagenstraße 3, rund 60 Einsatzkräfte arbeiten aktuell mit ihr zusammen.

Einsatzleiterin am PC
Andrea Kamps ist als Einsatzleiterin erste Ansprechpartnerin im Büro in der Hagenstraße 3. Mit ihr arbeiten rund 60 Mitarbeiter zusammen. © Michael Schley

Die hauswirtschaftliche Unterstützung gehe dabei weit über die Hilfe im Haushalt hinaus. „Wir begleiten und betreuen Menschen, damit diese vor allem am gesellschaftlichen Leben weiter teilnehmen können“, betont Geschäftsführer Thomas Roters. Zum Beispiel, wenn die Erkenntnis wächst, dass der Gang zum Arzt nicht mehr allein bewältigt werden kann, weil „man zu viel vergisst“. Dies – anders als bei Pflegediensten zum Beispiel – ohne Gesetze und Richtlinien als rein freiwillige Leistung. So auch eben ohne Anspruch.

Meist entstehen langjährige Beziehungen zwischen den Betroffenen und den Mitarbeitern. „Es muss passen“, meint der Vorsitzende Helmut Könning. Wer mehrmals die Woche in sein Haus einkehre, zu dem müsse schon ein besonderes Vertrauensverhältnis aufgebaut werden, weiß Thomas Roters. Hier und da finde auch mal ein Wechsel statt – dies vor allem, wenn sehr schnelles Handeln gefordert sei. „Das passiert aber sehr selten“, meint Andrea Kamps. Vertraulich müssten auch die Erstgespräche sein, ergänzt Helmut Könning: „Deshalb haben wir auch kein Büro direkt auf dem Markt.“ Der geschützte Rahmen muss gewahrt sein.

Wichtig: Jeder Mitarbeiter wird intensiv auf seine Aufgabe vorbereitet und für diese qualifiziert. Zum Alltag gehören auch Fortbildungen oder auch Mitarbeiternachmittage, die stets unter ein Thema gestellt werden. „Zum Beispiel Lachtherapie oder der Einsatz eines Therapiehundes“, erklärt Helmut Könning.

Das zweite wesentliche Standbein ist die unbürokratische Hilfe in akuter finanzieller Not. Dann, wenn vielleicht kein anderer Kostenträger einspringt oder kein konkreter Anspruch besteht. Viele lägen knapp über den Bemessungsgrenzen. Claudia Mönsters nennt ein Beispiel: „Wenn ein kranker Mensch zu einem Spezialisten nach Münster muss, aber kein Auto und kein Geld für den Bus hat: Dann übernimmt den Transfer nicht die Kasse.“ Alles werde natürlich individuell geprüft, dazu arbeite man auch eng mit dem Sozialamt oder dem Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) zusammen.

20.000 Einsatzstunden im Jahr

Wie sieht die Gesamtsituation aus? Gibt es andere Möglichkeiten? Zum Beispiel eine Schuldnerberatung. Dies seien Fragen, die sich stellten, so Andrea Kamps. „Am Ende müssen wir sorgsam mit den Spenden umgehen“, betont Thomas Roters. Der Verein sei schließlich auf Spenden auch angewiesen. „Viele versuchen alles, kommen aber trotzdem nicht zu Rande“, schiebt der Geschäftsführer hinterher.

Rund 20.000 Stunden leisten die Mitarbeiter jährlich. Eine bemerkenswerte Zahl, die zum einen den Bedarf, aber auch das Engagement verdeutlicht. „Viele leisten weit über das Maß hinaus“, weiß Andrea Kamps. Weil sie eben eine besondere Beziehung aufgebaut hätten. „Oder weil sie für sich selbst so viel aus dieser Aufgabe ziehen“, so Claudia Mönsters. Viele suchten auch eine solche Aufgabe – „zum Beispiel, wenn die Kinder mal aus dem Haus sind.“ Groß sei die Dankbarkeit.

Dass der Bedarf an Mitarbeitern stets da ist, darauf lasse allein der Umstand schließen, dass die Menschen immer älter werden. Und viele wollten nun mal so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden leben, bevor sie eine Einrichtung suchten. „Dafür sind wir da“, betont Andrea Kamps noch einmal. Umso dankbarer sei man über die große Wertschätzung der Arbeit, zum Beispiel durch Spenden, auf die der Verein angewiesen sei.

Wertschätzung und Anerkennung

„Besondere Anerkennung erfahren wir, wenn auf Geburtstagen, bei Schützenfesten oder Firmenfeiern für den Verein gesammelt oder nach dem Tode um Spenden für diesen gebeten wird“, erklärt Thomas Roters. Für viele seien die Mitarbeiter einer der letzten Begleiter, der sie womöglich auch als erster tot in der Wohnung auffindet. „Vielen fehlt schließlich auch der Angehörige in der Umgebung“, nennt Claudia Mönsters eine weitere Entwicklung, die den Bedarf an externer Unterstützung wachsen lasse. Auch, weil Familien immer kleiner würden.

Viele wüssten gar nicht, dass gewisse Unterstützungsleistungen mit der Kasse abgerechnet werden könnten. Dies schon ab Pflegestufe 1, erklärt Andrea Kamps. Gerade deshalb lege man großen Wert auf die Qualifikation der Mitarbeiter, ergänzt Thomas Roters. Eine Verpflichtung gar. Über allem stehe stets das Zwischenmenschliche. „Der Mensch lebt von Beziehungen, dafür sind wir da“, bringt es Claudia Mönsters auf den Punkt. Und: „Wer Hilfe benötigt, für den stehen unsere Türen jederzeit offen.“

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Über 55 Jahre Erfahrung

  • Die Aktion Familie in Not e.V. wurde im Jahr 1968 unter finanzieller Beteiligung der Kirchengemeinden, der Stadt Stadtlohn sowie durch Spenden vieler Bürger, Vereine und der Geldinstitute gegründet.
  • Bei der Sparkasse Westmünsterland ist ein entsprechendes Spendenkonto eingerichtet.
  • Die Aktion Familie in Not dient laut Anerkennung des Finanzamtes Ahaus ausschließlich mildtätigen Zwecken und ist berechtigt, Spendenquittungen auszustellen.
  • Weitere Infos: www.aktion-familie-in-not.de