
© Stefan Grothues
Unternehmer-Trost nach dem Großbrand: „Enzo, ich weiß, wie du leidest“
Neustart
Vor zweieinhalb Wochen ging die Ensa-Pulverbeschichtung in Flammen auf. Ein bitterer Tag für den Stadtlohner Unternehmer Enzo Samele. Jetzt zeigt er sich kämpferisch. Auch dank eines überraschenden Anrufs.
Wie es ihm geht? Firmenchef Enzo Samele sitzt an seinem Schreibtisch im provisorischen Bürocontainer am Südlohner Weg und zieht bitter lächelnd die Augenbrauen hoch. Über das Firmengelände weht noch ein leichter Geruch von kalter Asche. „Wie soll es mir gehen? Besch…, auf gut Deutsch gesagt.“
Aber das ist nur ein Teil seiner Antwort. Der Stadtlohner Unternehmer sagt auch: „Meine Söhne und ich, wir sind Kämpfer!“ Schon Ende nächster Woche soll die Ensa-Pulverbeschichtung wieder ihre Produktion aufnehmen. Nicht einmal vier Wochen nach dem verheerenden Großbrand. Am Abend des 17. Januar ist Enzo Sameles Lebenswerk in Flammen aufgegangen.

Bei einem Brand am Montagabend (17. Januar 2022) wurde die Halle eines Pulverbeschichtungsunternehmens am Südlohner Weg in Stadtlohn zerstört. © Bernd Schlusemann
Zweieinhalb Wochen später sagt er: „Niemals hätte ich mit so viel Unterstützung und Solidarität gerechnet. Dafür sind meine Familie und ich unendlich dankbar. Das gibt uns einen richtigen Push.“ Damit meint Enzo Samele nicht nur die vielen freiwilligen Feuerwehrleute und das Stadtlohner DRK, die am Brandabend zur Hilfe eilten.
Große Solidarität und viele Hilfsangebote
„In den Tagen nach dem Brand haben sich so viele Menschen gemeldet und ihre Hilfe angeboten. Auch alte Bekannte, von denen ich schon Jahre lang nichts mehr gehört hatte.“ Die Angebote, ihm beim Aufräumen zu helfen, konnte Enzo Samele gar nicht alle annehmen. „Der große Zuspruch aber hat uns stark gemacht“, sagt er.
Ein Anruf hat ihm aber besonders imponiert. Und ganz konkret geholfen. Am Tag nach dem Brand meldete sich ein Unternehmer bei ihm, dem es ähnlich ergangen ist, dessen Produktion ebenfalls abgebrannt ist: „Enzo, ich weiß, wie du leidest“.
Das war keine Floskel. Der Anrufer konnte besser als andere mitfühlen, was Enzo Samele mitmachte. Der Unternehmer hatte ebenfalls durch eine Feuersbrunst große Teile seines Unternehmens verloren.
16 Jahre Aufbauarbeit in wenigen Stunden zerstört
„Ich kannte ihn bis dahin gar nicht persönlich. Jetzt stehen wir regelmäßig in Kontakt. Er weiß genau, was zu tun ist und er gibt mir wertvolle Tipps für den Neustart“, sagt Enzo Samele. Im Moment arbeitet Sameles 20-köpfige Belegschaft mit Hochdruck in Ahaus an der Einsteinstraße für den Wiederbeginn der Produktion in anderthalb Wochen.
In Ahaus hatte Enzo Samele im Jahr 2006 das Unternehmen als Zwei-Mann-Betrieb mit seinem Bruder Massimo gegründet. „Unsere Frauen haben auch mitgearbeitet“, sagt Enzo Samele. 16 Jahre harte Arbeit zahlten sich aus. Das Unternehmen wuchs. Am Südlohner Weg in Stadtlohn wurde ab 2017 in einer 800 Quadratmeter großen Halle ein Zweigwerk aufgebaut. 2022 sollten beide Unternehmen am Standort Stadtlohn vereint werden.
Über ein Jahr lang feilte Samele mit seinen Söhnen Tino (29) und Enrico (25) am Konzept, sanierte zusammen mit dem Vermieter eine 2000 Quadratmeter große zusätzliche Werkshalle, investierte in neue Büros, eine Ausstellung.
„Der Familienrat hat so oft getagt, wir haben so viel Arbeit da reingesteckt, Liebe zum ausgeklügelten Detail, Herzblut …“, sagt Enzo Samele. „Dann ging alles in wenigen Stunden in Flammen und Rauch auf. Ich mag jetzt gar nicht mehr in die ausgebrannte Halle gehen. Das tut einfach nur weh.“

Die neugestaltete Fassade der Ensa-Pulverbeschichtung am Südlohner Weg hat den Brand überstanden, doch dahinter haben Rauch und Flammen alles zerstört. „Wir kommen wieder“, verspricht Unternehmenschef Enzo Samele. © Stefan Grothues
Glücklicherweise standen in der zum Jahreswechsel verlassenen Halle in Ahaus noch die alten Maschinen, die eigentlich verschrottet werden sollten. Die werden jetzt überholt und instandgesetzt, damit die Produktion wieder anlaufen kann. „Nicht zu 100, aber zu 70 Prozent“, so hofft Enzo Samele. Dafür ist er auch dem Vermieter der Halle in Ahaus dankbar. „Er hat unkompliziert geholfen, dass wir dort noch einmal neu starten können.“
„Wir kommen wieder“
Langfristig planen die Sameles die Zukunft ihres Unternehmens am Standort Stadtlohn. Die ausgebrannte 2000-Quadratmeter-Halle muss komplett abgerissen und durch eine neue Halle ersetzt werden. Die 800-Quadratmeter-Halle hingegen ist dank einer Brandmauer und des Einsatzes der Feuerwehr weitgehend unbeschädigt geblieben. Hier soll die Produktion im Mai oder Juni wieder aufgenommen werden.
Zu den positiven Erfahrungen nach dem Brand gehörte auch diese: „Unsere 300 Industriekunden haben alle mit viel Verständnis und Mitgefühl reagiert. Und sie haben uns signalisiert, weiter auf uns zu bauen“, sagt Enzo Samele. Er und seine Söhne Tino und Enrico haben allen Geschäftspartnern zu verstehen gegeben: „Wir kommen wieder!“