Am Tag danach tut Dirk Große Damhues das, was er viel lieber tut, als zu demonstrieren. Er kümmert sich um seine 300 Milchkühe und um sein Hobby: die Zucht der Bentheimer Landschweine. In den Kirchbüchern von St. Otger ist der Name schon vor rund 500 Jahren verzeichnet. Seit dieser Zeit treiben Dirk Große Damhues‘ Vorfahren Viehzucht und Ackerbau an der Berkelschleife in Estern.
Damit das auch den nachfolgenden Generationen möglich ist, ist Dirk Große Damhues am Montag mit seinen Berufskollegen auf die Straße gegangen: beim großen Treckerprotest gegen die Politik der Bundesregierung.

Rund 70 Traktoren und 20 Kleintransporter von Handwerks- und Gartenbaubetrieben haben sich am Montagmorgen gegen 9.30 Uhr an der Genossenschaft Raiffeisen Hohe Mark Hamaland am Breul versammelt.
„Die knapp 50 Stadtlohner Vollerwerbslandwirte sind alle gekommen, auch wenn nicht alle Mitglied im WLV sind“, sagt Dirk Große Damhues, der Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Stadtlohn ist. Der WLV, das ist der Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband, der zur Aktionswoche gegen die Beschlüsse der Bundesregierung aufgerufen hat.
„Zu viel aufgebürdet“
„Für meinen Betrieb würden die Sparbeschlüsse Mehrkosten in Höhe von 20.000 Euro im Jahr bedeuten“, sagt Dirk Große Damhues. Doch sind die Beschlüsse für ihn und seine Berufskollegen nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Der Landwirt zählt auf: „Die Überregulierung der letzten Jahre, die Kürzung der Flächenprämie, die Stilllegung von vier Prozent der Fläche .... es ist uns einfach zu viel aufgebürdet worden. Es gibt keine Planungssicherheit mehr.“
Keine Blockaden
„Es gibt eine große Einigkeit unter allen Voll- und Nebenerwerbslandwirten, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Dirk Große Damhues. Darum habe sich am Montag der Protestzug von Stadtlohn aus auf eine Rundfahrt begeben: von Stadtlohn aus über Gescher und Südlohn wieder zurück nach Stadtlohn. Um 14.30 Uhr endete der Protest in Stadtlohn offiziell.
Blockaden hat es nicht gegeben. „Ein Rettungswagen musste auf der L608 am Protestzug vorbeifahren. Das hat aber gut geklappt. Alle Traktoren sind ganz rechts gefahren“, sagt Dirk Große Damhues. Die Polizei sei auch voll des Lobes für das Verhalten der Landwirte gewesen.
„Daumen hoch“
„90 Prozent der Passanten und Autofahrer haben den Daumen hochgehalten“, sagt Dirk Große Damhues und der fügt hinzu: „Es gibt natürlich auch andere, die nicht begeistert waren.“ Es sei aber nicht Ziel des Protestes gewesen, den Verkehr zu behindern.
„Das muss ja am Anfang noch nicht sein“, sagt Dirk Große Damhues. Am Anfang? „Ja“, sagt der Landwirt, „der Protesttag war ja ein Auftakt und nicht der Abschluss des Protestes. Wir wissen ja alle noch nicht, was noch kommen wird. Wir werden heute noch in der WhatsApp-Gruppe des Ortsvereins beraten.“