Teambuilding mit Farbe Alexa Terfrüchte macht Stammtische und Firmenbelegschaften kreativ

Alexa Terfrüchte macht Stammtische und Firmenbelegschaften kreativ
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„Klein ist langweilig“, sagt Alexa Terfrüchte und lacht. Ihre großformatigen Farbwelten sind in Stadtlohn längst ein Geheimtipp. Oft grau, mit Spuren von Gold. Rote Einsprengsel. Blaue Horizonte. Gepinselt, gespritzt und geschabt. Die abstrakten Bilder laden das Auge zu Entdeckungsreisen in ein unbekanntes Land voller Geheimisse ein.

Die 49-jährige Stadtlohnerin ist per Mundpropaganda zu einer gefragten Auftragskünstlerin geworden. Seit zwei Jahren geht sie ganz neue Wege. Sie lässt Menschen in Malworkshops ihre eigene Kreativität entdecken. Und zwar gruppenweise: als Stammtischevent, als Teambuilding in großen Firmen, als Ausflugsziel für die Praxisbelegschaft.

Tenbrink-Mitarbeiter an Staffeleien in einer Werkshalle.
Teambildung bei Tenbrink: In dem Stadtlohner Unternehmen war Alexa Terfrüchte bereits mehrmals mit ihrem Workshop zu Gast. © privat

„Ich bin eine Brückenbauerin“, sagt Alexa Terfrüchte. „Ich zeige Menschen einen Weg zur Kunst.“ Einen Weg, der offenbar Spaß macht. Das zeigen die vielen Fotos in ihrem Instagram-Auftritt. „Die sehen doch alle total happy aus“, sagt Alexa Terfrüchte und strahlt selber.

„Die Teilnehmer sagen manchmal: ,Ich hatte in der Schule doch nur eine Vier in Kunst.‘ Und dann haben sie plötzlich ein Bild geschaffen, das sie sich sogar ins Wohnzimmer hängen können“, erzählt Alexa Terfrüchte. Darum mag sie die Gruppenangebote. Weil so auch Menschen zur Kunst kommen, die sonst nie einen Kreativkurs belegen würden.

Zwei Frauen gestalten lachend große Leinwände
Kreativität macht gute Laune: zwei Teilnehmerinnen in einem Mal-Workshop von Alexa Terfrüchte. © Alexa Terfrüchte

Sie selbst hat immer gern gezeichnet und gemalt. Und gut. „Das liegt bei uns in der Familie“, sagt Alexa Terfrüchte. „Mein Vater malt noch besser als ich.“ Sie überlegt kurz und korrigiert sich selbstbewusst: „Nein, anders, nicht besser.“

Auch ihre Workshopteilnehmer entwickeln offenbar ein künstlerisches Ego. „Die fühlen sich plötzlich alle wie Picassos 2.0“, habe der Freund einer Teilnehmerin gesagt. Alexa Terfrüchte hat sich über das Kompliment gefreut.

Schöner Wohnen

Auch wenn sie selbst ihre Bilder oft nur als „Dekoration“ bezeichnet. Kunst oder Deko? Alexa Terfrüchte verzieht das Gesicht und sagt fröhlich „Blabla ...“. Mit dieser Frage will sie sich nicht lange aufhalten. Sie liebt es einfach, Dinge zu gestalten.

„Ich habe schon alles bemalt, vom Untersetzer bis zum Schrank. Meine erste Wohnung sollte anders als andere Wohnungen aussehen.“ Ihr Haus in Stadtlohn, in dem sie heute mit ihrem Mann und ihrem Sohn lebt, könnte auch in „Schöner Wohnen“ gezeigt werden. Nur dass die Dinge nicht aus einem Designgeschäft kommen, sondern selbst gemacht sind. Nicht nur die Bilder.

Auf Monate ausgebucht

„Zeig uns doch mal wie das geht“, hätten Freundinnen zu ihr gesagt. „Da habe ich ein paar Mädels zusammengetrommelt, und dann haben wir bei mir im Esszimmer an den Leinwänden losgelegt – mit Pizza und Wein. Es gab super Ergebnisse. Und die Stimmung war es auch.“

Das Event sprach sich rum. Es gab neue Anfragen. Stammtische zeigten Interesse. Dann meldeten sich Arzt- und Logopädiepraxen. Und größere Mittelständler wie Tenbrink luden Alexa Terfrüchte zu Workshops ein. Heute sagt die gelernte Druckvorlagenherstellerin und Bürokauffrau: „Ich bin auf Monate ausgebucht.“

Das Geheimnis des Anfangs

Aber wie schafft es Alexa Terfrüchte, Menschen in nur wenigen Wohlfühlstunden eine Brücke zur Kunst zu bauen? „Eine große weiße Leinwand stellt viele vor ein Problem: Wie und wo soll ich nur anfangen?“, so beschreibt Alexa Terfrüchte die Ausgangslage.

Ihr Geheimnis ist der gekonnt herbeigeführte Zufall mit Alltagsgegenständen. „Sprühflaschen, Paketband, Farbreste – jeder sollte einfach mal in seinem Keller auf die Suche gehen“, sagt Alexa Terfrüchte. Ihr eigene Aufgabe in diesem Prozess: „Ich schließe Fehlerquellen aus. Die häufigsten Fehler sind: zu viele Farben und zu viel Theorie.“

Gruppendynamik hilft

Der Rest ist Gruppendynamik. Da werden Bilder schon mal auf den Kopf gedreht, um neue Sichtweisen zu finden. Oder Künstler werden von ihren Workshop-Kollegen gestoppt, wenn sie ein eigentlich schon gelungenes Bild kaputtgestalten wollen. Alexa Terfrüchte: „Ich sag dann immer: Das Bild ist gut. Und guter als gut geht ja nicht.“

Ihr Geld verdient Alexa Terfrüchte weiter im Büro eines Metallbauunternehmens. „Da mache ich alles. Das ist auch kreativ“, sagt sie lachend. Ihre Workshops aber erfüllen sie ganz und gar. „Die Freude der Menschen, ihr Stolz, selbst etwas Schönes geschaffen zu haben – das ist einfach unbeschreiblich.“ Stolz ist auch Alexa Terfrüchte, auf einen besonderen Erfolg: „Eine Workshopteilnehmerin hat demnächst ihre erste eigene Ausstellung im Hundewicker Bahnhof.“

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Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 23. Dezember 2023.