Tablets in Schulen Eltern müssen 579 Euro zahlen und ärgern sich über fehlende Förderung

Tablets in Schulen: Eltern müssen 579 Euro für Anschaffung zahlen
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In Stadtlohn sollen nach den Sommerferien alle 272 Achtklässler der Losbergschule, der Herta-Lebenstein-Realschule und des Geschwister-Scholl-Gymnasiums mit iPads ausgestattet werden. Die St.-Anna-Realschule ist längst Vorreiter auf diesem Gebiet. Auch ein Testlauf am Geschwister-Scholl-Gymnasium hat gezeigt: Digitales Lernen eröffnet Schülern und Lehrern viele neue Möglichkeiten und kann für zusätzliche Motivation sorgen.

Doch die Eltern müssen tief in die Tasche greifen. Zu tief, findet Sabrina Späker, Mutter eines Siebtklässlers. Sie gibt dem Förderprogramm der Stadt Stadtlohn eine schlechte Note. Sabrina Späker sagt: „Die Eltern sind ja bereit, in die Ausstattung zu investieren. Nur mit 579 Euro ist das Maß einfach überschritten.“

Kaufen oder mieten

In seiner jüngsten Sitzung hat der Rat auf Antrag der CDU einstimmig ein Konzept für die Förderung von Tablets an den weiterführenden Schulen verabschiedet. Danach soll das gemeinnützige IT-Unternehmen AfB mit der Ausstattung der Schulen beauftragt werden.

Der Kaufpreis für die Eltern liegt bei 579 Euro, inklusive technischem Support und Versicherung. Alternativ können Eltern das Gerät auch mieten. Der monatliche Mietpreis beträgt rund 15 Euro. Nach 40 Monaten Laufzeit ist eine Übernahme des Geräts möglich. Dann ist zusätzlich noch ein Restbetrag in Höhe von drei Monatsmieten zu entrichten – macht unterm Strich rund 653 Euro.

Andere Städte unterstützen Eltern

Ob Miete oder Kauf, die Oedingerin Sabrina Späker findet die Summe zu hoch. „Das ist sehr viel Geld, auch für nicht bedürftige Eltern. Gerade jetzt, wo ja alles teurer wird und Familien besonders belastet sind“, sagt die Mutter. Und die Zeit sei zu kurz. Erst im Dezember seien die Eltern darüber informiert worden. Und schon im Januar müssten sie die Entscheidung treffen. Der Kaufpreis wird Anfang Februar fällig.

„Es ärgert mich sehr, dass es dazu keine Teilfinanzierung durch die Stadt gibt. Andere Städte wie Vreden (180 Euro), Borken (125 Euro) und Raesfeld (125 Euro) machen es vor, wie es auch mit einer Teilfinanzierung geht“, sagt Sabrina Späker. Andere Mütter und Väter teilten auf dem Elternabend ihren Unmut.

Förderprogramm für Bedürftige

Der Stadtlohner Rat aber wollte die Förderung bewusst auf Bedürftige beschränken. „Wir wollen nicht mit der Gießkanne vorgehen, sondern ganz gezielt fördern“, so beschreibt der Erste Beigeordnete Günter Wewers das von der Verwaltung vorgelegte Konzept. Marion Ballenthin (CDU) sagte dazu: „Das ist ein gutes Konzept. Es entspricht genau den Absichten unseres Antrags.“

Auch alle anderen Fraktionen stimmten in der Dezembersitzung diesem Konzept einstimmig zu. Danach sieht die Förderung bei nachgewiesener Bedürftigkeit so aus: Der Bildungsfonds der AfB übernimmt die Hälfte der Mietkosten. Bedürftige Eltern müssten dann nur noch 7,60 Euro monatlich aufbringen. Der Bildungsfonds reicht für maximal zehn Prozent der Schüler. Sollte es mehr Bedürftige geben, springt die Stadt Stadtlohn ein. Dafür hat der Rat 30.000 Euro bereitgestellt.

Stadt sieht Land in der Pflicht

„Außerdem wollen wir mit AfB noch darüber sprechen, ob in allen anderen Fällen das Zahlungsziel beim Kauf eines Tablets nicht noch etwas weiter nach hinten verlegt werden kann“, sagt Günter Wewers. Sabrina Späker hält den Begriff des „Gießkannenprinzips“ für die von ihr geforderte breite Förderung für nicht angemessen. „Es geht ja schließlich nicht um überflüssige Dinge, sondern um eine Investition in die Bildung der Kinder.“

Die hält auch Günter Wewers für wichtig. Er sieht aber in dieser Frage vor allem das Land in der Pflicht. Das sei ja schließlich für das Bildungswesen zuständig. Wewers: „Die Kommunen warten dringend auf entsprechende Impulse.“ Städtische Mittel könnten Landesmittel nicht ersetzten, gerade weil diese Anschaffungen nicht einmalig seien, sondern jedes Jahr aufs Neue notwendig seien.

Privater Kauf als Alternative

Sabrina Sälker hofft dennoch auf die anstehenden Haushaltsberatungen im Stadtlohner Rat. „Vielleicht gibt es ja doch noch ein Umdenken zugunsten der Eltern“, sagt sie. Wenn nicht, dann wird sie in den sauren Apfel beißen müssen.

Sabrina Sälker: „Kaufen oder mieten, wir haben uns noch nicht entschieden. Vielleicht kaufen wir auch privat ein iPad. Das kostet dann nur 380 Euro.“ Allerdings dann ohne Zubehör und Versicherungen. Und für den höheren Konfigurationsaufwand berechnet AfB bei Privatgeräten generell 50 Euro.

AfB kooperiert mit 5000 Schulen

AfB ist nach eigenen Angaben Europas größtes gemeinnütziges IT-Unternehmen mit über 15 Jahren Erfahrung an mehr als 5000 Schulen und hat mehr als 150.000 Schülerinnen und Schüler ausgestattet. Das Unternehmen hilft Schulen bei der Planung und Realisation von Notebook- und Tablet-Klassen zu günstigen Konditionen.

Das gemeinnützige Unternehmen hat für die Förderung von Chancengleichheit einen eigenen Bildungsfonds zur Unterstützung sozial schwacher Familien etabliert. AfB beschäftigt mehrere hundert Menschen mit Behinderung. Zudem steht es für eine umweltfreundliche Wiederverwertung der in den Verkehr gebrachten Produkte.