Einheitlicher Standard für Kreisverkehre Dauerbrenner lebt in Stadtlohn wieder auf

Kreisverkehre werden bei nächster Verkehrsschau unter die Lupe genommen
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Wenn man nicht einmal anfange, änderten sich Dinge nie. In dem Wissen, dass die Fraktion mit dem Antrag auf Erarbeitung einheitlicher Standards für Kreisverkehre in Stadtlohn ein dickes Brett zu bohren habe, bekräftigte der Fraktionsvorsitzende Dr. Albert Daniels im WISA-Ausschuss noch einmal den Vorstoß per Antrag der FDP.

Die Verwaltung hatte ihre Sicht der Dinge schon ausgiebig dargestellt, die weiteren Fraktionen konnten sich am Ende mit deren Beschlussvorschlag anfreunden. So wie die Antragstellerin auch.

Bericht der Unfallkommission

Die unglückliche Situation, dass es durch verschiedenartigste Vorfahrtsregelungen bei den Kreisverkehren zu gefährlichen Situationen – insbesondere für Kinder – komme, sei vielfach diskutiert worden. So steht es im Antrag. Für die FDP erläuterte Ludwig Kuckuck am Dienstag (25.6.) diesen noch einmal. Der Bericht der Unfallkommission des Kreises Borken 2023 habe aufgezeigt, dass an Kreisverkehren druchaus ein Unfallrisiko bestehe. Gerade im Verhältnis Rad- zu Pkw- und Lkw-Fahrern.

Das Thema Kreisverkehr war seinerzeit ein Schwerpunkt der Sitzung in Gronau. „Durch eine Standardisierung könnte eine Gefährdung für Dritte minimiert werden“, so Kuckuck. Wohl wissend, dass die Stadt allein über einen Kreisverkehr die Hoheit besitze.

Polizeiauto fährt durch Kreisverkehr
Im Rahmen einer großen Verkehrsschau sollen im kommenden Jahr auch die Stadtlohner Kreisverkehre begutachtet werden. © Markus Gehring

Das betonte auch Ordnungsamtsleiter Bernd Mesken in seiner Stellungnahme. Die Stadt sei eben nur Trägerin der Straßenbaulast für den Mini-Kreisverkehr am Gymnasium. Bei den acht anderen großen Kreisverkehren sind entweder der Kreis Borken oder das Land NRW Träger. Das Gleiche gelte für die Kreuzung am Pfeifenofen, die möglicherweise zukünftig noch zu einem Kreisverkehr umgebaut werden soll. In all diesen Fällen würde die Stadt Stadtlohn allenfalls beteiligt. Straßen.NRW baue eben auch nach Standards, erläuterte er.

Die Kreisverkehre werden deutschlandweit jeweils nach dem Stand der Technik gebaut. Der Stand der Technik verändere sich durchaus im Laufe der Jahre, sodass die Verkehrsführung in Kreisverkehren manchmal unterschiedlich sei. Bestehende Kreisverkehre würden dabei schon aus Kostengründen erst bei baulichen Mängeln oder Unfallhäufungen baulich geändert und in diesem Zusammenhang an den Stand der Technik angepasst, wenn die sonstigen Parameter das zuließen.

„Die beschriebene Vorgehensweise hat dazu geführt, dass bei den unterschiedlichen Kreisverkehren zum Teil unterschiedliche Vorfahrtregeln gelten“, so Mesken. Von den Verkehrsteilnehmern könne aber verlangt werden, dass diese anhand der Beschilderung die Vorfahrregeln erkennen.

„Im Ergebnis halte ich es nicht für zweckmäßig, einen eigenen Standard für den einzigen kommunalen Mini-Kreisverkehr zu entwickeln“, schreibt der Ordnungsamtsleiter. Weiterhin betrachteten Verkehrsplaner jeden Kreisverkehr ohnehin individuell, weil die Verkehrsbelastung und die Verkehrsbeziehungen von Kreisverkehr zu Kreisverkehr sehr unterschiedlich sind.

Dass dieser Vorstoß nicht neu sei, betonte Bernd Kribbel (CDU): „Wiederholung schafft aber vielleicht Wahrheit.“ Ein einheitlicher Standard sei natürlich wünschenswert, aber eben aus fehlender Zuständigkeit schwer umsetzbar. Wie Mike Eilhardt (UWG), der auf eigene Erfahrungen an Kreisverkehren verwies, könne er dem Verweis an die große Verkehrsschau zustimmen.

Einen Kreisverkehr als besondere Gefahrenquelle keineswegs ausmachen kann Otger Harks (SPD) nach eigenen Angaben: „Kreisverkehre sind mit die sichersten Bereiche.“ Dafür habe die Stadt viel Geld in die Hand genommen, zudem bringe Straßen.NRW viel Erfahrung ein. Ursprünglich seien Kreisverkehre eingeführt worden, um den Verkehrsfluss zu verbessern, ergänzte Jürgen Wörmer (UWG).

Subjektives Sicherheitsgefühl

Thomas Gausling (Büro des Bürgermeisters) blickte kurz zurück: Tatsächlich habe es vor Jahren am Kreisverkehr bei Lichtgitter einen tödlichen Unfall zwischen einem Lkw und einer Radfahrerin gegeben. Gausling erläuterte noch kurz das Konzept des Kreises Borken.

Das werde aber auch nicht konsequent umgesetzt, blickte er weiter zum Kreisverkehr Weerseloer Straße. Der Kreisverkehr am Haus an der Berkel wo sie Radfahrer und Autofahrer die Fahrbahn teilen, sei dabei landesweit ein Paradebeispiel. Er schneide dennoch im subjektiven Sicherheitsgefühl bei den Radfahrern schlecht ab. Diese Diskrepanz verdeutlicht die Komplexität des Themas.

Bürgermeister Berthold Dittmann konnte die Diskussionsführung nachvollziehen und nahm den Auftrag der Fraktionen mit, das Thema in die nächste große Verkehrsschau mitzunehmen und die Lage inner- wie außerorts zu erörtern: „Das bekommen wir hin.“ Der Standard des Kreises Borken bilde die Grundlage. Ein möglicher Stadtlohn-Standard sollte diesem natürlich nicht widersprechen.