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Stadtlohnerin Cordula Lensker zum Welt-Down-Syndrom-Tag: „Alle Kinder sind wundervoll“
Welt-Down-Syndrom-Tag
Cordula Lensker aus Stadtlohn hat sich mit mit drei Müttern in einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlossen. Sie haben alle ein Kind mit Down-Syndrom. Jetzt wollen sie anderen Eltern Mut machen.
Die vier Frauen, die bei Silke Wulfert am Tisch sitzen, verbindet eins: Sie alle haben ein Kind mit Trisomie 21, auch Down-Syndrom genannt. „Alle vier Kinder sind ganz unterschiedlich, aber sie haben eins gemeinsam: Sie sind wunderbar“, sagt Karin Samberg aus Lette. Zum Welt-Down-Syndrom-Tag am 21. März möchten die Mütter allen Familien „Mut machen“, so Martina Engling aus Darfeld.
Neun von zehn Schwangerschaften mit Trisomie-21-Kindern werden abgebrochen. Karin Samberg (41) glaubt, dass oft gesellschaftlicher Druck dahinter stecke. Alles müsse perfekt sein, so auch die Babys. Samberg: „Der Weg wird anders, das heißt aber nicht, dass das ein schlechter Weg ist.“
Die Mütter betonen, dass „jeder das für sich entscheiden muss“. Sie möchten niemanden verurteilen. Sie selbst sind glücklich mit ihren Kindern zwischen 17 Monaten und fast drei Jahren. „Wir möchten Mut machen, dass man nicht alleine ist“, sagt die Stadtlohnerin Cordula Lensker.
Achterbahnfahrt der Gefühle
Die Vier verheimlichen nicht, dass die erste Zeit, als sie entweder vor der Geburt oder direkt danach von dem Gendefekt ihrer Kinder erfahren haben, sehr schwierig war.
„Das war eine Achterbahn der Gefühle“, sagt Martina Engling (39). „Ich habe mich geschämt, dass ich mich nicht freuen konnte“, sagt die Schöppingerin Silke Wulfert (41). Die Nachricht ziehe einem zunächst den Boden unter den Füßen weg, so Karin Samberg.
Die Frauen haben sich auf unterschiedliche Weise kennengelernt und treffen sich seit Sommer 2019. Dabei beschränkt sich der Kontakt nicht nur auf persönliche Treffen. In einer Whats-App-Gruppe berichten die Mütter von ihren positiven und negativen Erlebnissen.
„Wir heulen auch zusammen“
Bei Fortschritten der Kinder, die zumeist etwas länger dauern als bei Gleichaltrigen ohne Trisomie 21, freuen sich alle Frauen mit. „Wir heulen aber auch zusammen“, sagt Martina Engling. Es ist eine Freundschaft entstanden, die so fest ist, dass auch Dinge ausgetauscht werden, „die ich mit niemandem anderen geteilt habe“, sagt Cordula Lensker (35). Sie ist froh, dass sie die Gruppe hat. „Ich würde mich ärmer fühlen“, sagt die Stadtlohnerin.
Eins haben alle Mütter gelernt: „Sich selber zu zügeln. Wir dürfen nicht fordern“, so Martina Engling. Ihre Merte hat erst mit zwei Jahren das Sitzen gelernt. Jetzt krabbelt sie. „Das ist ein wunderbares Gefühl.“ Wichtig ist ihnen, dass „das Down-Syndrom keine Krankheit ist“, so Cordula Lensker. Krankheiten könnten behandelt werden, Trisomie 21 nicht.
Das Leben entschleunigt
Die Mütter haben ein feines Gespür für Bezeichnungen entwickelt. So sehen sie Trisomie-21-Kinder als Menschen mit Behinderungen und nicht als behinderte Menschen. Bei Menschen mit Behinderungen stehe der Mensch vorne und somit im Mittelpunkt.
Grundsätzlich, so Martina Engling, habe sich ihre Sichtweise auf das Leben verändert. Das Leben habe sich entschleunigt und sie sei toleranter geworden. Das bestätigt auch Silke Wulfert, die offener geworden ist. Eine Offenheit, die sich die Mütter auch von ihren Mitmenschen wünschen. „Die Leute sollen nur das Baby sehen, nicht das Down-Syndrom“, sagt Cordula Lensker. Die Vier sind dabei froh, in überschaubaren Orten zu wohnen. „Die meisten Leute sind aufgeschlossen“, hat Karin Samberg die Erfahrung gemacht.
Es gibt zu oft Berührungsängste
Eine Sorge treibt die Frauen um: dass ihre Kinder nicht in das soziale Leben eingebunden werden. Auch Silke Wulfert wünscht sich einen „ganz normalen Umgang“ der Menschen mit ihrem Felix. So wie „wir die Kinder auch nicht verstecken“, sagt Cordula Lensker. Die Frauen sind überzeugt, dass die Menschen einfach zu wenig über Trisomie 21 wüssten und deshalb Berührungsängste hätten. Das sei jedoch unnötig. Denn die Kinder seien alle wunderbar.
Down-Syndrom
- Bei der Trisomie 21 oder auch Down-Syndrom genannt ist das Chromosom 21 oder Teile davon im Erbgut dreifach statt doppelt vorhanden.
- Menschen mit Trisomie 21 weisen in der Regel typische körperliche Merkmale auf und sind meist in ihren kognitiven, das heißt in ihren Denkfähigkeiten beeinträchtigt. Die Beeinträchtigungen und Fehlbildungen sind unterschiedlich ausgeprägt.
- Der 21. März ist der Welt-Down-Syndrom-Tag. Wikipedia