Stadtlohner Traditionskneipe verschwindet Für die alte Kupferkanne gibt es neue Pläne

Traditionskneipe verschwindet: Für die Kupferkanne gibt es neue Pläne
Lesezeit

Seit vielen Jahren schlummerte die „Kupferkanne“ einen Dornröschenschlaf. Auch weit mehr als zehn Jahre nach Schließung der Traditionskneipe an der Eschstraße blieben Theke und Gastraum erhalten.

Jetzt steht ein großer Bauschuttcontainer vor der ehemaligen Kneipe. Das Inventar ist ausgeräumt, das Gebäude wird kernsaniert. Kündigt sich hier etwa eine neue gastronomische Nutzung an?

„Nein“, sagt Giampietro Salerno, „eine gastronomische Nutzung ist nicht geplant.“ Der Citymanager unterstützt den Eigentümer, der das Objekt 2022 erwarb, bei der Suche nach einer neuen Nutzung.

Und was ist geplant? Es gebe Gespräche mit potenziellen Mietern, sagt Giampietro Salerno. Konkrete Angaben könne er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht machen. Aber die Überlegungen gehen in Richtung Gewerbe und Einzelhandel. Der Citymanager nennt noch die Worte „Manufaktur“ und „Handwerk“.

Historische Aufnahme des Kolonialwarengeschäfts
Ursprünglich war die Kupferkanne auch ein Kolonialwarengeschäft. © Archiv
Zerstörungen an der Eschstraße im Jahr 1945
Nach der Bombardierung im März 1945 stand am Eschtor kaum noch ein Stein auf dem anderen. © Archiv

Damit wird ein endgültiger Schlusspunkt unter eine Kneipengeschichte gesetzt, die vor über 200 Jahren begonnen hat und ursprünglich „Am Eschtor“ hieß. „Sie war bis 1920 im Besitze der Familie Franz Schlüter Bockhoff. Germania-Bier kommt hier zum Ausschank.“

Das schrieb Engelbert Wullers 1962 in seiner Jahresarbeit als Sechstklässler an der damaligen Stadtlohner „Realschule für Jungen“. Die Arbeit trug den Titel „Ehemalige Gaststätten des 18. Jahrhunderts“ und liegt Werner Ellers vor. Werner Ellers hat im vergangenen Jahr einen digitalen Bildband über Stadtlohner Kneipen zusammengestellt.

Ansicht der Kupferkanne in den 1960er-Jahren
So sah die Kupferkanne in den 1960er-Jahren aus. © Archiv

Auch heute noch ist die Kneipe vielen Stadtlohnern unter dem Namen „Kupferkanne“ ein Begriff. Ab 1920 wurde sie für über 80 Jahre von der Familie Siesmann/Kopp geführt. Für viele Stadtlohner Kneipengänger war die Gaststätte in dieser Zeit ein beliebter Treffpunkt.

Im Zweiten Weltkrieg wurde das ursprüngliche Gebäude komplett zerstört und in der Nachkriegszeit in seiner jetzigen Form wiederaufgebaut. Citymanager Giampietro Salerno sagt: „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die neue gestalterische Anpassung sehr gut gelingen wird.“

Auf Nachfrage richtet der Citymanager seinen Blick vom Eschtor im Süden der Innenstadt zur Dufkampstraße im Osten der Innenstadt. Dort ist die Kernsanierung des ehemaligen Geschäftslokals Diekenbrock jetzt abgeschlossen. Die künftige Nutzung ist aber für Passanten noch nicht erkennbar. Vor einem Jahr hatten sich die Pläne zerschlagen, dort einen Leandro Lopes Store zu errichten.

Was ist dort nun geplant? Auch hier gebe es konkrete Gespräche, sagt Giampietro Salerno. „Der Standort hat sich für das Segment Herrenausstattung bewährt. In diese Richtung gehen auch die Überlegungen für die Zukunft“, so der Citymanager. Gedacht sei an eine Belegung im Premium Segment.

Allerdings sei die Marktsituation jetzt gerade nicht einfach. „Das größte Problem aber ist der Personalmangel“, so Salerno. Müssen sich die Stadtlohner auf absehbare Zeit mit diesem Leerstand abfinden? Der Citymanager gibt sich kämpferisch: „Nein, es muss dieses Jahr etwas werden. Das ist das Ziel.“

Magdalene und Heribert Diekenbrock (Archivbild)
Magdalene und Heribert Diekenbrock (Archivbild) haben 2020 den Räumungsverkauf eingeleitet und sind in den Ruhestand gegangen. Seitdem steht das Ladenlokal an der Dufkampstraße leer. © Laura Schulz-Gahmen

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien bereits am 22. Januar 2024.