Richard Lammers, Eigentümer des Eichenhofes in Stadtlohn, in der "Stube 1903", die seit vielen Monaten viel zu wenig Gäste sieht. Der Gastronom ist besorgt, aber nicht verzagt.

© Stefan Grothues

Stadtlohner Gastronom: Novemberhilfe fließt, aber zum Teil „zäh wie Gummi“

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Die Novemberhilfen für die Gastronomie kommen nur langsam in Schwung. Die Mittel fließen zäh, die Sorgenfalten bleiben. Richard Lammers vom Eichenhof in Stadtlohn setzt auf neue Ideen.

Stadtlohn

, 25.01.2021, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Auf dem Eichenhof ist es still in diesen Wochen. Viel zu still. Die Traditionsgaststätte am Düwing Dyk in Almsick hat seit Anfang November keinen Gast mehr begrüßt. Corona-Lockdown. Das hat es in der fast 60-jährigen Geschichte des Gasthofs noch nicht gegeben. Geschäftsführer Richard Lammers trauert nicht nur den ausbleibenden Umsätzen hinterher. „Mir fehlen die Gäste, das Lachen und der Spaß. Wir sind doch der gemütliche Hof für schöne Stunden.“

Traurig ist Richard Lammers wegen der Gäste. So viele Hochzeiten, Geburtstage und Betriebsfeste mussten abgesagt werden. Der Sohn der Eichenhof-Gründer Josef und Maria Lammers denkt aber auch an seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Service, in der Küche und Raumpflege: 53 Aushilfskräften sowie 5 Voll- und Teilzeitkräften fehlt die Arbeit.

Licht und Schatten bei der Novemberhilfe

Trotz aller Sorgen – verzweifelt ist Lammers nicht. „Wir werden wohl mit einem blauen Auge davonkommen“, sagt er. Das hat auch mit den November- und Dezemberhilfen zu tun, die mit bis zu 75 Prozent des Vorjahresumsatzes über die ertragslosen Monate hinweghelfen. Aber kommen sie auch rechtzeitig? Viele Betroffene klagen in diesen Wochen: Die Prozesse seien zu zäh, der Geldfluss stocke.

Sandra Blickmann ist die Geschäftsführerin des Eichenhofs. Sie hofft, dass bald wieder Gäste einkehren können.

Sandra Blickmann ist die Geschäftsführerin des Eichenhofs. Sie hofft, dass bald wieder Gäste einkehren können. © Markus Gehring

In der Tat sieht auch Richard Lammers Licht und Schatten. Seine persönliche Chronologie der Hilfe: „Anfang Dezember habe ich den Antrag für November gestellt. Ein Abschlag in Höhe von 10.000 Euro floss schon Mitte Dezember. Am 13. Januar wurde die Hilfe auf 50 Prozent aufgestockt. Und jetzt zieht es sich wie Gummi. Die komplette Novemberhilfe werden wir wohl nicht vor Mitte Februar ausgezahlt bekommen.“

Dezember-Abschlag sehr schnell bewilligt

Das sei „ganz schön lang“, vor allem für Gastronomen, die – anders als er – nur ein wirtschaftliches Standbein hätten. „Aber mich stimmt eines positiv“, so Lammes am Freitag: „Mein Steuerberater hat gestern den Antrag für die Dezemberhilfe gestellt. Um 9.26 Uhr ging die E-Mail raus. Heute um 9.25 Uhr kam schon die Bestätigung, der Abschlag über 10.000 Euro wurde angewiesen.“

Unterm Strich lautet sein Urteil: „Die Hilfen sind wirklich gut. Doch sie kommen spät, für manchen vielleicht auch zu spät.“ Andererseits versteht Lammers auch gut, dass die sorgfältige Einzelfallprüfung der Ansprüche Zeit braucht. „Es geht ja schließlich um Steuergelder, die wir alle zahlen.“

Übers Jahr gesehen mehr als 50 Prozent Umsatzeinbuße

Für die ersten elf Monate des Jahres 2020 ermittelte das statistische Landesamt für das nordrhein-westfälische Gastgewerbe ein reales Umsatzminus von 37,5 Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. „Bei uns waren es über das Jahr gesehen wohl mehr als 50 Prozent“, schätzt Richard Lammers. „Wir leben ja vor allem von größeren Gesellschaften, und die waren im letzten Jahr ja nur sechs Wochen lang im August und September möglich.“

Wie geht es nun weiter? Fürs erste Halbjahr 2021 stehen im Buchungskalender des Eichenhofs schon über 50 Gesellschaften, 3 davon schon im Februar nach dem Ende des Lockdowns. „Natürlich sind diese Veranstaltungen noch mit einem dicken Fragezeichen versehen“, sagt Richard Lammers. „Aber die Gäste warten drauf.“

Testungen und Impfungen sollen Festgesellschaften möglich machen

Richard Lammers auch. Er will eine Perspektive. Und er hat auch eine Vorstellung davon, wie sie coronagerecht geschaffen werden könnte: Testen und Impfen. „Ich stelle mir das so vor: Da ist beispielsweise eine 60-köpfige Gesellschaft. 30 Gäste sind geimpft und erhalten ohne Weiteres Zutritt. Und die 30 Nichtgeimpften werden hier bei uns von medizinischem Personal getestet.“ Über Teststationen hat sich Richard Lammers bereits informiert.

Lammers: „Gerne würde ich in dieser Frage mit dem Gesundheitsamt zusammenarbeiten. Wir brauchen ein System, in dem wir wieder öffnen können. Irgendwie müssen wir ja weitermachen.“

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