„Diese Tür soll nicht benutzt werden!“ So steht es in großen schwarzen Buchstaben auf einem Zettel, der an der über 120 Jahre alten Eichentür am alten Stadtlohner Bahnhof hängt. Seit fast 50 Jahren ist der Eingang zur alten Schalterhalle versperrt. 1975 wurde hier die letzte Fahrkarte verkauft. Dann wurde der Personenverkehr eingestellt.
Am 10. September 2023 wird die alte Eichentür, die inzwischen in neuem Glanz erstrahlt, erstmals wieder für die Öffentlichkeit aufgeschlossen. Dieser Tag ist der „Tag des offenen Denkmals“. Nach langem Dornröschenschlaf wird nun auch der Stadtlohn Bahnhof wieder wachgeküsst.

Dann können alle Stadtlohnerinnen und Stadtlohner sich selbst ein Bild von dem Denkmal machen, das über Jahrzehnte leer stand und zusehends maroder wurde. Seit November 2022 hat der Eigentümer viel Geld in die Hand genommen. Die äußere Hülle des Bahnhofs, das Mauerwerk, die Fenster und Türen und das Dach sind denkmalgerecht saniert und restauriert worden.
Die Arbeiten sind inzwischen fast abgeschlossen. Eine halbe Million Euro haben sie gekostet. Die Stadt hat die Arbeiten mit 67.000 Euro aus Denkmalschutzmitteln gefördert, Bund und Land zusätzlich mit 90.000 Euro.

Von außen ist der Bahnhof wieder proper, von innen allerdings noch nicht. „Eigentlich haben wir jetzt einen Rohbau“, sagt der Architekt Hermann-Josef Steverding. Einen Rohbau allerdings, der auf die Freunde von „Lost Places“, also von vergessenen Orten, einen besonderen Reiz ausüben dürfte.
In der alten Schalterhalle sind unter dem Staub der Jahrzehnte noch eine alte Fahrkartenausgabe sowie Fliesen aus dem Jahr 1903 zu sehen. Wer die knarzende, ebenfalls denkmalgeschützte alte Holztreppe hinaufsteigt, sieht altes Gebälk, Eichendielen, rohes Mauerwerk und Tapetenreste aus einem ganzen Jahrhundert.

Architekt Hermann-Josef Steverding, der die Arbeiten begleitet hat, ist doppelt froh. „Ich freue mich, dass das gefährdete Baudenkmal erhalten werden konnte. Und dass die Stadt Interesse daran hat, das Kulturgut zu schützen.“
Jetzt organisiert der Architekt gemeinsam mit Claudia Volbers, die im Stadtlohner Rathaus für den Denkmalschutz verantwortlich ist, den Tag der offenen Tür. Mit im Boot sind Heinz Garwer, Leiter des Eisenbahnmuseums in der benachbarten Güterabfertigung, und Thomas Willemsen, Eigentümer des alten Lokschuppens an der Bahnallee.

Damit wird der Denkmaltag in Stadtlohn ein echter Eisenbahntag, denn auch das Eisenbahnmuseum und der alte Lokschuppen, in dem heute Willemsens Fotostudio untergebracht ist, öffnen wie der Bahnhof am Sonntag, 10. September, von 14 bis 18 Uhr ihre Türen. Der Eintritt ist frei.
Neben der Architektur werden Filme, Bilder und Führungen lebendige Eindrücke aus der guten alten Eisenbahnzeit vermittelt. An der gibt es in Stadtlohn großes Interesse. Die Besichtigung der alten Eisenbahnbrücke über der Berkel löste im vergangenen Jahr einen echten Besucheransturm aus.

Und was ist nach dem Tag der offenen Tür? Wie geht es mit dem leerstehenden Denkmal weiter? Auf diese Frage gibt es noch keine Antwort. „Die Suche nach einem Mieter beginnt jetzt erst“, sagt Architekt Hermann-Josef Steverding. „Wir wollten das Gebäude erst präsentabel machen.“
Der Innenausbau soll dann mit den künftigen Nutzern geplant und umgesetzt werden. Ob es eine Gastronomie, Büros und oder Wohnungen sein werden, ist noch offen. Steverding: „Denkbar ist vieles. Das Gebäude hat eine prominente Lage und ist sehr repräsentativ.“ Rund 300 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung.

Wegen des Tags des offenen Denkmals am 10. September bleibt das Eisenbahnmuseum am ersten Septemberwochenende geschlossen.

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Restaurierung beginnt: Der alte Stadtlohner Bahnhof bekommt eine neue Chance