Stadtlohn plant klimaneutrales Heizen Kommunale Wärmeplanung auf den Weg gebracht

Stadtlohn plant klimaneutrales Heizen: Wärmeplanung auf den Weg gebracht
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„Um dieses Thema kommen wir nicht herum.“ Stadtlohns Klimaschutzmanager Philipp Swiderski schlug im Umwelt- und Bauausschuss gleich Pflöcke eine. Aus seiner Sicht müssen die Stadtlohner neue Wege finden, ihre Häuser zu beheizen und Wasser zu erwärmen. Swiderski: „Die Energiewende, kann nur vollzogen werden, wenn auch eine Wärmewende gelingt.“

Den Abschied von der fossilen Öl- und Erdgasheizung hat die Bundesregierung längst eingeläutet. In den nächsten Jahren sind aber nicht nur die Bauherren und Immobilienbesitzer gefragt. Wie schon andere Städte und Gemeinden will nun auch die Stadt Stadtlohn in eine kommunale Wärmeplanung einsteigen.

Fast 70 Prozent Öl und Gas

57 Prozent der Stadtlohner Haushalte heizen noch mit Erdgas, 12 Prozent noch mit Erdöl. Diese Zahlen nannte Philipp Swiderski in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Bauausschusses unter Berufung auf den NRW-Energieatlas.

Danach heizen 26 Prozent der Stadtlohner mit Strom und nur 3 Prozent mit erneuerbarer Wärme und 1 Prozent mit Fernwärme. Das Ziel benannte der Klimaschutzmanager ganz klar: Bis 2045 soll Stadtlohn weitestgehend klimaneutral Wärme erzeugen.

Strategie für die ganze Stadt

Wie kann das Ziel erreicht werden? Philipp Swiderski skizzierte eine mögliche kommunale Strategie: den Ausbau der Nah- und Fernwärmeversorgung, die mit regenerativen Energien betrieben wird. Denkbar sind zum Beispiel Solarthermie- oder Biogaskraftwerke.

Die kommunale Wärmeplanung in Zusammenarbeit mit den SVS-Versorgungsbetrieben soll das komplette Stadtgebiet umfassen und dabei sowohl private Wohngebäude, kommunale Liegenschaften wie auch gewerbliche Gebäude berücksichtigen – von der Bestandsanalyse über die Potenzialanalyse bis hin zur Aufstellung eines Zielszenarios mit Umsetzungsprioritäten und konkretem Zeitplan.

Eine Solarthermieanlage auf dem Dach einer Industriehalle
Solarthermieanlagen sind ein Weg zur klimafreundlichen Erzeugung von Wärme, die auch über Nahwärmenetze verteilt werden kann. © picture alliance/dpa

Die Kosten für eine strategische Wärmeplanung bezifferte der Klimaschutzmanager unter Berufung auf die Kommunalagentur NRW auf 60.000 bis 180.000 Euro. Swiderski: „Ein erstes Angebot über 105.000 Euro liegt der Verwaltung bereits vor.“

Die Förderung könnte je nach Förderprogramm bis zu 75% oder 90% betragen. Allerdings ist bei der Antragstellung Eile geboten. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz hat angekündigt, die kommunale Wärmeplanung könne 2024 eine Pflichtaufgabe für Städte und Gemeinden werden. Damit würde vermutlich auch die Förderung entfallen.

„Auf jeden Fall sinnvoll“

So oder so, „die kommunale Wärmeplanung ist auf jeden Fall sinnvoll“, erklärte Dr. Markus Könning (CDU). „Ahaus ist schon weiter als wir. Wir sollten uns jetzt auch auf den Weg machen und dabei die Entwicklung beobachten.“ Dennis Bausch (FDP) sagte: „Es ist unstrittig, dass wir das brauchen.“

Am Ende stimmte der Ausschuss einstimmig für den Einstieg in die Wärmeplanung. Um regionale Synergieeffekte zu nutzen, hat die Verwaltung bereits Kontakt zu den SVS-Versorgungsbetrieben, der Stadt Ahaus und der Gemeinde Südlohn aufgenommen und strebt die gemeinsame Erstellung der strategischen Wärmeplanung auch mit Vreden an.

„Vorteile lohnen Aufwand“

Noch teurer als die Wärmeplanung wird der eigentliche Umbau der Wärmeversorgung werden. Die Kosten sind heute noch gar nicht zu beziffern. Klimaschutzmanager Philipp Swiderski lenkte im Ausschuss den Blick auf die positiven Effekte.


„Die Vorteile reichen von Klimaschutz über regionale und lokale Wertschöpfung bis hin zu einem Gewinn an Lebensqualität“, erklärte Philipp Swiderski. Ebenso könnten die Wärmepreise stabil gehalten werden und seien langfristig kalkulierbar. Durch die Nutzung heimischer Energieträger flössen darüber hinaus die Energieausgaben in den lokalen Wirtschaftskreislauf zurück und stärkten somit die lokale Wirtschaft.