Hannelore Nocon weiß es noch wie heute: Zu Fuß und mit den Stühlen in den Händen ist ihre Klasse von der Marienschule in die nagelneue Losbergschule umgezogen. „Das war ja was: Von den alten Schule in die große, moderne Schule mit hellen und hohen Klassenräumen“, sagt sie lachend. Das was im Mai 1972.
Damals hieß sie noch Hannelore Schwenz, war 15 Jahre alt und stand mit ihrer Klasse kurz vor der Schulentlassung. An diesem Dienstag ist sie noch einmal an die Losbergschule zurückgekehrt, zur offiziellen Feier des 50-jährigen Bestehens der Losbergschule. Und heute steht sie hier mit ihrer 15-jährigen Enkelin Marie, der aktuellen Schülersprecherin der Losbergschule.
Schule ist modern geblieben
Hannelore Nocon blickt zurück: „In den 50 Jahren hat sich ja soviel verändert. Damals waren der Rektor Herwing und die Lehrer noch Respektspersonen. Da gab es keinen Widerspruch. Heute ist das Miteinander ja viel familiärer.“ Das weiß sie von ihren fünf Enkelkindern, die die Schule besuchten oder besuchen. Und modern wirke die Schule heute noch wie vor 50 Jahren.
Enkelin Marie nickt. Sie ist gerne zur Losbergschule gegangen. Ihre Oma Hannelore Nocon hat nach ihrem Hauptschulabschluss eine Lehre als Technische Zeichnerin gemacht. Und nun hat auch ihre Enkelin Marie kurz vor dem Abschluss bereits einen Ausbildungsvertrag in der Tasche. „Ich werde Elektronikerin“, sagt die 15-Jährige. Durch die Losbergschule fühlt sie sich bestens vorbereitet. Ein Grund zum Feiern.

Und es gibt viele andere gute Gründe. Einige Tausend sogar. „Ich weiß gar nicht genau, wie viele Schülerinnen und Schüler die Losbergschule besucht haben“, sagte Bürgermeister Berthold Dittmann in seiner Festansprache.
Genau überliefert ist aber, dass 1972 eine Jungen- und eine Mädchenklasse in die neue Schule einzogen. Und eine gemischte Klasse, die erste in Stadtlohn überhaupt. Und sicher sei auch, dass die Schule ein „passgerechtes Angebot für alle Schülerinnen und Schüler“ und „Perspektiven für jede Kompetenz“ geschaffen habe, so der Bürgermeister.

Auf 150 Betonpfählen war die neue Schule in Berkelnähe errichtet worden. Das feste Fundament war im sandigen Flussuferbereich erforderlich. Ein festes Fundament hat die Schule auch im übertragenen Sinn gebraucht. Es gibt nur noch wenige Hauptschulen im Land Nordrhein-Westfalen. „Es sind sehr herausfordernde Zeiten“, sagt Schuleiterin Birgit Kentrup, die mit ihrem 60-köpfigen Team aktuell 450 Schülerinnen und Schüler zum „bestmöglichen Abschluss“ bringen will.
In Stadtlohn hat das dreigliedrige Schulsystem Bestand. Weil es funktioniert, sagt Bürgermeister Berthold Dittmann. Weil die vier Grundschulen und die vier weiterführenden Schulen in Stadtlohn gut kooperieren. Und weil das Schulsystem durchlässig ist. Der Bürgermeister versprach der Losbergschule, die Stadt Stadtlohn werde sich weiterhin für den Erhalt des dreigliedrigen Schulsystems stark machen.

Entscheiden über die Zukunft der Schule werden aber letztlich die Eltern. Ruth te Vrugt, die Elternpflegschaftsvorsitzende der Losbergschule, weiß, dass es für Eltern nicht immer einfach ist, ihr Kind an einer Hauptschule anzumelden. „Es gibt Druck von außen gegen die Hauptschule. Aber es gibt eben auch Kinder, denen das Lernen nicht so leicht fällt. Und die finden hier an dieser Schule einen guten Weg zum bestmöglichen Schulabschluss“, sagt Ruth te Vrugt
Sie appellierte an die Eltern, ihre Kinder „ehrlich“ zu behandeln und die Empfehlungen der Grundschulen ernstzunehmen. So könne ein Scheitern an Schulen verhindert werden, die für ihre Kinder nicht die richtigen seien. Symbolisch verlieh sie der Losbergschule drei Sterne: für Beratung und Unterstützung, fürs immer noch moderne Schulgebäude und für das „lebende Inventar“.
Die bunte Feierstunde haben die Schüler als Moderatoren, in einer Tanzgruppe und einem Projektchor mitgestaltet. Zu den Ehrengästen zählten auch Ex-Rektor Karl-Heinz Brubach und sein Stellvertreter Heinrich Thöne, Vertreter der Politik und andern Schulen sowie weitere Wegbegleiter der Schule.
Am Freitag, 9. Dezember, feiert die Losbergschule von 15 bis 18 Uhr ihr großes Schulfest. Es ist verbunden mit einem Tag der offenen Tür.