
Dass politische Prozesse für Außenstehende manchmal zäh erscheinen, ist bekannt. Die Entscheidungen sind oft aber von großer Tragweite, die Entscheidungsträger übernehmen eine hohe Verantwortung. Sorgfalt ist gefragt. Dennoch: In diesem Fall war es in meinen Augen zu viel des Guten: Der Knoten, der am Mittwoch im Rat durchgeschlagen wurde, hätte viel früher gelöst werden müssen. Um etwas Druck aus der Pipeline zu bekommen. Vorweg: Die Entscheidung ist gut und nachvollziehbar. Die einzelnen Positionen sind es auch. Die Entscheidung war aber ebenso vorhersehbar.
Oft wird ja gesagt: Der Weg ist das Ziel. In diesem Fall war es meist der Umweg. Hier und da wurde man den Eindruck nicht los, dass die interne Kommunikation zwischen AG-Vertretern und Fraktionen nicht überall funktioniert. Hier und da fehlte es mir an Vertrauen in die Verwaltung, obwohl doch die „Profis“ dort sitzen. Dann wiederum vertagte man sich, weil keine Einigkeit darüber bestand, wie und wo Grundsätzliches diskutiert werden sollte. Kurz: Das Modell aus Ausschuss- und Ratspolitik sowie Arbeitsgruppe ist sicher ausbaufähig.
Der Höhepunkt folgte in der Sonderratssitzung im Januar: Alles lag auf dem Präsentierteller, das große Publikum war in hoher Erwartung an symbolischem Ort. Was wurde angestrebt? Eine (weitere) Bedarfsanalyse. Dabei war das Spielfeld doch abgesteckt – das erkannte auch die AG schnell: Die Veranstaltungen, die bisher stattfinden, sollten weiter stattfinden. Viel mehr Potenzial gibt es auch kaum, so ehrlich muss man sein. Zeiten und Ausgehverhalten haben sich geändert. Stadtlohn liegt zwar mitten im Kreis, ist und wird aber nicht zum Nabel der Welt.
Starkes Signal ans Ehrenamt
Zudem: Die angespannte Haushaltssituation wurde allseits erkannt. Es stehen schließlich zeitnah große Projekte an, die tatsächlich einer Daseinsvorsorge einer Kommune entsprechen. Die Stadthalle ist eine „freiwillige“ Leistung. Mit dieser honorieren die Entscheidungsträger die Arbeit Ehrenamtlicher und senden ein starkes Signal an Vereine.
Wie gesagt: Die Entscheidung, die nun getroffen wurde, ist gut. Sie ist aber entsprechend „dünn“. Und damit zu spät. Neben dem großen Schluck aus der Pulle, zu dem dieses Projekt immer noch werden kann, kommt im übertragenen Sinn noch ein ebensolcher aus dem Kanister hinzu für die Umwege, die genommen wurden. In diesem Falle eher Diesel…