„Das ist schon ne Nummer. Ich bin ziemlich nervös.“ Mit jedem Tag, mit dem der 3. Mai näher rückt, steigt bei Senad Bajraj die Vorfreude. An diesem Tag werden in Düsseldorf 14 Retterinnen und Retter mit der Rettungsmedaille des Landes NRW geehrt. Alle Geehrten haben eines gemein: Sie haben „unter Einsatz ihres eigenen Lebens andere Menschen aus lebensbedrohlichen Notlagen gerettet“.

„Sehr überrascht“ war Senad Bajraj, als von einigen Wochen der Brief aus dem Hause des Ministerpräsidenten beim Stadtlohner ankam. Höchstpersönlich wird Hendrik Wüst am 3. Mai die Medaille überreichen, gleichsam wird eine Öffentliche Belobigung ausgesprochen. Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Stadtlohn Ende Juni 2021 ist dies der nächste Akt der Wertschätzung.
Damit wird letztlich auch der Einsatz des Bürgermeisters belohnt. Berthold Dittmann hatte seinerzeit angekündigt, dass man beim Land NRW beantragt habe, „dass Senad Bajraj eine Rettungsmedaille verliehen werden soll“.
Noch am Mittwoch hatte Senad Bajraj ein Gespräch mit dem Bürgermeister. Er freue sich über so viel Respekt und Anerkennung. „Einfach cool. Ich bin gespannt, was auf mich zukommt.“ „Cool“ sei es auch deshalb, weil auch ein Mensch mit Migrationshintergrund auf der Liste der Geehrten stehe.
An den 8. Juni 2021 kann sich der 26-Jährige noch gut erinnern. „Ich hab das ja alles so oft erzählen müssen – und könnte das auch immer wieder“, meint der Stadtlohner. Selbstlos hatte er an jenem Morgen die gehbehinderte Frau aus dem Obergeschoss gerettet. Zufällig war er damals an dem Haus vorbeigekommen und habe dann handlungsschnell reagiert. „Wie im Tunnel“, erzählt er. Hiltrud Südfeld hatte ihm den Weg zu ihrer Mutter Elfriede Borgehynck im Obergeschoss gewiesen. Der Familie gehe es gut, berichtet Senad Bajraj.

Zwei Dinge seien vor allem auch hängengeblieben: Zum einen war es die Wertschätzung seitens der Polizei, Rettungskräfte und Feuerwehr. Vor Ort hatte Polizeieinsatzleiter Marco Hoffmann noch erklärt: „Dass nichts Schlimmeres passiert ist, ist dem Mut und der Zivilcourage des jungen Ersthelfers zu verdanken.“ Senad Bajraj erinnert sich noch an den Moment, als er auf der Bordsteinkante sitzend ein wenig zur Ruhe gekommen war: „Da hat mich zunächst keiner richtig wahrgenommen. Dann kam Herr Hoffmann und klopfte mir auf die Schultern.“
Zum anderen ist es das „enorme Feuer“, das nachwirkt: „Das war schon heftig, ich habe da heute sicher mehr Respekt vor.“
Wirtschaft interessiert 26-Jährigen
Fast drei Jahre sind seit diesem einschneidenden Erlebnis nun vergangenen – und am 3. Mai holt den Stadtlohner zumindest für einen Tag die Vergangenheit wieder ein. Er wünscht sich weiterhin, dass viel mehr Menschen einfach menschlich handelten. „Wir sagen immer: Rettest du einen Menschen, rettest du alle“, betont er.
Den Blick richtet er dabei nach vorne: eine Ausbildung im kaufmännischen Bereich, das wäre es. Zum Beispiel als Kaufmann im Groß- und Außenhandel. „Aber auch Buchführung liegt mir. Ich bin da völlig offen“, berichtet Senad Bajraj. Sein Fundament sei sein guter Abschluss am Berufskolleg Wirtschaft und Verwaltung in Ahaus (BWV).

Die Rettungsmedaille wird übrigens seit 1951 auf der Grundlage des Gesetzes über die staatliche Anerkennung für Rettungstaten des Landes Nordrhein-Westfalen verliehen. Seither wurden 1.391 Bürgerinnen und Bürger mit der Rettungsmedaille ausgezeichnet.
Nach Düsseldorf wird Senad Bajraj von der Familie begleitet. Die Ehrung erfülle ihn durchaus mit Stolz, er betont aber auch eines: „Geehrt wird die gute Tat.“