Warum hängen in einem Café auf einem kleinen Atoll im Indischen Ozean Arbeiten des Stadtlohner Fotografenehepaars Margret und Hermann Liemann? Warum schlafen auf den Malediven nicht wenige Touristen in Hotelbetten made bei Hülsta? Und warum wurden schon vor 40 Jahren maledivische Postkarten in Stadtlohn gedruckt?
Hermann und Margret Liemann blicken durch ihr Wohnzimmerfenster in den Wenningfelder Februar: zwei Grad Celsius, grauer Himmel, kalter Regen. „Darum“, sagt Hermann Liemann lachend. Gerade ist er mit seiner Frau Margret von den Malediven heimgekehrt. Das Wetter dort: 30 Grad. Das Wasser, das in sanften Wellen über den weißen Korallensand spült, ist 28 Grad warm.

So war es auch vor 40 Jahren. Damals hatten Margret und Hermann Liemann in Wenningfeld gerade ihr eigenes Fotostudio aufgebaut. Arbeitsreiche Jahre im Dauerstress lagen hinter ihnen. „Wir waren so richtig urlaubsreif“, sagt Hermann Liemann. Mit der Wahl des Urlaubsziels hielten sie sich gar nicht lange auf.
Nur wegen der Temperaturen fiel die Wahl auf die damals noch wenig bekannten Malediven. Genauer gesagt auf das kleine Atoll Kuramathi. Wie die anderen Inseln der Malediven war das kleine Eiland nur in Taucherkreisen bekannt. Der Tourismus steckte noch in den Kinderschuhen. „Der Flugplatz war nicht viel größer als der in Wenningfeld. Aber die Hangars waren auf den Malediven noch bescheidener“, sagt Hermann Liemann lachend.

Für die Liemanns ein Glücksfall. Sie liebten die Ursprünglichkeit. Den menschlichen Umgang. Und sie waren neugierig. Mit ihren Kameras fingen sie nicht nur das Strandidyll unter Palmen ein, sondern auch das Leben und die Arbeit der Einheimischen.
Für die spielte damals der Tourismus nur wenige Monate im Jahr eine Rolle. „Die Kellner waren das halbe Jahr über als Fischer tätig“, sagt Hermann Liemann. Er blickte durch das Fotoobjektiv in die Hotelküche genauso wie in die in das Zuhause der Malediver.

Margret und Hermann Liemann schlossen Freundschaften. Zum Beispiel mit den Hotelmanagern Andeen und Laheef. An die Insel hatten die beiden Stadtlohner ihr Herz dabei längst verloren. Seit 1983 kehrten sie fast jedes Jahr dorthin zurück.
Schon nach ihrem ersten Besuch erhielten sie den Auftrag für eine Postkartenserie über die Malediven. „Das waren die ersten inselbezogenen Postkarten der Malediven überhaupt“, sagt Hermann Liemann. Und es war ein logistisches Abenteuer. „Wir hatten ja nicht einmal ein Telefax. Und Telefonate waren technisch schwierig und wahnsinnig teuer.“ Am Ende brachte der maledivische Konsul aus Frankfurt höchstpersönlich die Luftfracht mit den in Stadtlohn gedruckten Postkarten auf den Weg zu den Malediven.

Die 40 Jahre alten Fotoreportagen der Liemanns werden jetzt in mehreren Wechselausstellungen in einem Café auf Kuramathi ausgestellt. Die Liemanns begleiteten in den letzten Jahren die in ihren Augen sanfte und nachhaltige touristische Entwicklung auf den Malediven mit ihrer Kamera.
Und sie nutzen ihre Kontakte und halfen bei der Vermittlung von Hülsta-Möbeln aus Stadtlohn und Parador-Fußböden für die boomende Hotelbranche im Indischen Ozean. Was die Liemanns jetzt bei ihrem Besuch tief beeindruckte, war der Aufbau einer Landwirtschaft für den Tourismus.

„Das ist eine Lehre aus der Coronazeit. Die Lieferketten waren gestört. Die Malediver setzen jetzt mehr auf Selbstversorgung.“ Hermann und Margret Liemann besuchten – und fotografierten natürlich – abseits der Touristenwege die Auberginen-, Bananen-, Papaya- und Kräuterplantagen.
„Die Malediver haben über mein landwirtschaftliches Interesse gestaunt“, sagt Hermann Liemann, der auf einem Bauernhof in Wenningfeld groß geworden ist. „Wir haben es ja hier genau wie dort mit Sandböden zu tun.“ Er und seine Frau Margret sind dankbar, die Entwicklung der Malediven über vier Jahrzehnte hautnah miterleben zu dürfen. Hermann Liemann: „Das ist einfach faszinierend“.
Dieser Artikel erschien zuerst am 24. Februar 2023.