Schwerer Arbeitsunfall in Töpferei „Außergewöhnliche Einsatzlage“ für alle Kräfte

Schwerer Arbeitsunfall in Töpferei: „Außergewöhnliche Einsatzlage“ für alle Kräfte
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Es war auch für alle beteiligten Einsatzkräfte eine außergewöhnliche Einsatzlage am Mittwoch (20.9.) – das wurde in den Gesprächen am Tag darauf noch einmal deutlich: Über vier Stunden versuchten diese am Nachmittag, einen 33-jährigen Mann aus einer Maschine in einer Töpferei an der Eschstraße zu befreien. Er steckte mit dem Arm in einer Presse fest.

Der Stadtlohner wurde am Abend per Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Enschede (Medisch Spectrum Twente) gebracht. Wie die Polizeipressestelle am Donnerstagmorgen mitteilte, mit schwersten Verletzungen.

Auch für Markus Vennemann, erfahrener Einsatzleiter der Feuerwehr Stadtlohn, war dieser Einsatz ein außergewöhnlicher. Nicht nur die Dauer, sondern auch die Intensität betreffend. „Bei Arbeitsunfällen wie diesen findet man meist recht schnell eine Lösung. Man fährt die Maschine zum Beispiel einmal runter und wieder hoch oder hebt sie an.“ In diesem Fall blieben die Versuche sämtlich erfolglos.

Technisches Gerät und Erfahrung

Als die Feuerwehr Stadtlohn als Erstkräfte am Einsatzort mit ihren Mitteln an Grenzen stieß, wurden Spezialkräfte hinzugezogen: das Technische Hilfswerk aus Ahaus und Borken/Bocholt mit ihrem Spezialgerät.

Auch habe man gewusst, dass die Feuerwehr in Ahaus über besonderes technisches Gerät für diese Einsatzlagen im Rüstwagen verfügt. „Dabei greift man nicht nur auf das besondere technische Gerät zurück, sondern vor allem auch auf den großen Erfahrungsschatz“, so Markus Vennemann. Oder auf Ideen, die sich am Einsatzort entwickelten.

Zwischenzeitlich unterstützten ein PSU-Team (Psychosoziale Unterstützung) aus Gescher, Velen und Vreden sowie die Notfallseelsorge die Einsatzkräfte und die Zivilbevölkerung. Ein Team der Unfallchirurgie des Ahauser St.-Marien-Krankenhauses versorgte den Schwerverletzten, operierte noch vor Ort und bereitete den Transport zur Spezialklinik vor. Die Feuerwehrkräfte kümmerten sich ständig um Nachschub – auch für die eingesetzten Geräte.

Neben den Feuerwehren aus Stadtlohn und Ahaus, der Polizei sowie den Rettungsteams waren auch Gruppen vom THW aus Ahaus und Borken/Bocholt im Einsatz.
Neben den Feuerwehren aus Stadtlohn und Ahaus, der Polizei sowie den Rettungsteams waren auch Gruppen vom THW aus Ahaus und Borken/Bocholt im Einsatz. © Michael Schley

Währenddessen stand das Team des Rettungshubschraubers Christoph Europa 2 aus Rheine, das in kürzester Zeit zum Einsatzort geflogen war, auf dem Lidl-Parkplatz bereit. Kaum 15 Minuten nach der Alarmierung gegen 14.45 Uhr.

Per Durchsage im Markt konnte der Parkplatz schnell geräumt werden. Aufgrund der sehr dynamischen Einsatzlage nahm die Polizei immer wieder Vollsperrungen im Bereich des Einsatzortes vor. Gemeinsam mit dem Ordnungsamt sicherten sie den Bereich weiträumig ab – auch beim geschützten Transport des Verunfallten zum Rettungshubschrauber.

Das Amt für Arbeitsschutz erschien ebenso am Einsatzort. Wie die Polizei berichtet, lägen Hinweise auf ein Fremdverschulden nach derzeitigen Erkenntnissen nicht vor. Das Kriminalkommissariat Ahaus hat die Ermittlungen aufgenommen.

Einsatz wird weiter aufgearbeitet

Rund 70 Einsatzkräfte seien letztlich im Einsatz gewesen, schätzt Markus Vennemann am Tag danach. So richtig reflektieren könne der stellvertretende Feuerwehrleiter den Einsatz erst nach und nach. Kurz aufgearbeitet wurde der Einsatz noch am selben Abend auf der Feuer- und Rettungswache mit dem PSU-Team. Auch mit beteiligten Kräften, die nicht dem Team aus Stadtlohn angehörten.

Eine längere Nachbesprechung mit dem Team der Psychosozialen Unterstützung (PSU) ist für den kommenden Samstag angesetzt. Daran werden nicht nur die Stadtlohner Kräfte teilnehmen, berichtet Nicole Mühle, selbst PSU-Assistentin bei der Feuerwehr Stadtlohn.