Beim Thema Künstliche Intelligenz (KI) müsse man sich als Schule größer aufstellen, findet Birgit Prangenberg. Sie ist die Schulleiterin des Borkener Gymnasiums Remigianum, das sich mit drei weiteren Schulen in einem Netzwerk über KI austauscht. Das Besondere: Alle vier Schulen kommen aus der Region. Zudem sind mehrere Schulformen vertreten: Das Borkener Berufskolleg, die St.-Anna-Realschule und das Geschwister-Scholl-Gymnasium (beide Stadtlohn) sind dabei.
Schulleitungen und KI-Beauftragte der Schulen treffen sich seit einem knappen Jahr immer wieder. Technische Möglichkeiten, rechtliche Begrenzungen und verschiedene Programme sind einige der Themen.
Grenzen bei Sprach-Ausgabe
„In meinem Referendariat kam das Internet in die Schulen“, erinnert sich Birgit Prangenberg, selbst einst stellvertretende Schulleiterin am GSG in Stadtlohn. Ihre Lehre aus der Zeit: Bei großen technischen Veränderungen sollten Schulen keine „Einzelkämpfer“ sein, sondern zusammenarbeiten. Je Sitzung wird ein anderes Thema besprochen. Beispiel: Deutsch als Zweitsprache.
Ideal wäre es, wenn eine KI-Anwendung Sprechanlässe für Kinder schaffe, die in den Vorbereitungsklassen die deutsche Sprache lernen, sagt Catharina Girmann, die sich am Geschwister-Scholl-Gymnasium mit Digitalisierung beschäftigt. Mit einem solchen Programm könnten die Kinder eines Tages beispielsweise ihre Aussprache üben. „Leider gibt es aber da noch Grenzen der Technik“, erzählt die Lehrerin.
Rüdiger Schipper, Schulleiter der St.-Anna-Realschule, berichtet von teils „unreflektierter Nutzung“ von KI durch Schüler. Er stelle das beispielsweise bei E-Mails fest, die in einem für Schüler ungewöhnlichen Sprachgebrauch verfasst sind. Lehrer Georg Janzen berichtet von ganzen Praktikumsberichten, die mit technischer Hilfe entstanden sind.
Gleichzeitig verweist Schipper auf sinnvolle Einsatzmöglichkeiten: Etwa die englische Aussprache von Wörtern vor einem Referat mit einer KI zu üben. Sowas sei ein gutes Beispiel, findet auch Girmann. Ihre Zielvorgabe: „Schüler müssen befähigt werden, um sinnstiftend KI einzusetzen.“
Vokabular für KI-Einsatz muss da sein
Als Mathe-Lehrer sieht Georg Janzen zudem die notwendige Vorbildung, die nötig ist, um eine KI erst einsetzen zu können. „Es ist doch ein grundlegendes Verständnis nötig, um zum Beispiel mit Fachbegriffen die KI exakt zu nutzen.“ Wolle ein Schüler etwa Übungsaufgaben zu binomischen Formeln erhalten, müsse er diese auch benennen können. Dass das fächerübergreifend so ist, betont sein Schulleiter: „Das eigene Vokabular muss sehr präzise sein.“ Ein Beispiel: Bei einem KI-Bildgenerator muss das gewünschte Bild möglichst genau beschrieben sein, damit nicht am Ende etwas ganz anderes herauskommt als geplant.
Als „intelligentes Tutorensystem“ kann sich die Digitalisierungsbeauftragte des Remigianums, Mareen Stuke, den Einsatz im Alltag vorstellen. Digitale Programme könnten - anders als Lehrkräfte - jeden Schüler gleichzeitig individuell fördern. „Der eine hat Probleme mit der Zeichensetzung und der andere mit Groß- und Kleinschreibung“, berichtet sie aus dem Alltag einer Deutschlehrerin. Da brauche es individuelle Rückmeldungen für jeden Schüler. Ein einzelner Lehrer habe aber nicht immer die Zeit dazu.
KI macht „monatliche Sprünge“
Als absolute Notwendigkeit, um auf das Berufsleben vorbereitet zu sein, empfindet Ralf Hadder vom BKB das Arbeiten mit KI. Er zeigt sich beeindruckt von den „monatlichen Sprüngen“, die KI-Programme bei ihren Fähigkeiten machen. War vor einem halben Jahr die Nutzung von KI bei Bauzeichnern noch komplex und die Möglichkeiten eingeschränkt, vergibt er jetzt bereits Aufgaben an die Schüler, deren Vorgabe explizit die Nutzung von KI ist.
Bei der Nutzung von KI zur Korrektur von Arbeiten fehlt es übrigens noch an Details: So werde etwa der Unterschied zwischen den französischen Artikeln „le“ und „la“ nicht immer erkannt, berichtet Girmann, und manchmal mache die KI aus einem Minus- ein Pluszeichen in der Mathearbeit, so Janzen.