Baum contra Solar Stadtlohns Politiker wollen kein „Kettensägenmassaker“ für Photovoltaik

Baum contra Solar: Stadtlohns Politiker wollen kein „Kettensägenmassaker“
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Bäume oder Solarenergie? Mit dieser zugespitzten Frage musste sich der Stadtlohner Umwelt- und Bauausschuss beschäftigen. Ein Anwohner im Bereich Wessendorfer Straße/Schützenweg hatte beantragt, fünf große städtische Eichen zu fällen oder stark zurückzuschneiden.

Der Grund: Der Antragsteller möchte auf seinem Einfamilienhaus eine Photovoltaikanlage installieren. „Das Problem ist, dass die Bäume, die unmittelbar an unserem Grundstück stehen, uns zu viel Schatten verursachen, dass die Photovoltaikanlage zu wenig Sonnenlicht abbekommt, um genügend Strom zu produzieren.“

Mehr Anträge erwartet

Mathias Pennekamp, Leiter des Fachbereichs Umwelt, Planen und Bauen im Stadtlohner Rathaus sprach von „konkurrierenden Belangen des Klimaschutzes“. Auf der einen Seite die Bäume, die das klimaschädliche CO2 binden. Auf der anderen Seite die klimafreundliche Produktion von elektrischem Strom durch die Photovoltaikanlage. Beides zusammen ist nur mit Abstrichen möglich.

In dem Antrag sah Mathias Pennekamp die Spitze eines Eisbergs. Schließlich boome die Nutzung der Solarenergie. „Möglicherweise kommen noch mehr solcher Anträge auf uns zu“, so der Fachbereichsleiter. Er plädiere in diesem Fall für den Vorrang der Straßenbäume vor dem Stromertrag.

„Baumloses Stadtlohn droht“

Damit rannte Mathias Pennekamp bei den Politikern offene Türen ein. „Bäume sind nicht nur gut fürs Klima, sie sind auch wichtig fürs Stadtklima“, erklärte Wolfgang Joppe (UWG). Er sprach sich klar für den Erhalt der Straßenbäume aus.

Heinrich Ellers (CDU) hielt es genauso. „Wenn wir damit anfangen, solchen Anträgen zu folgen, dann haben wir bald keinen Baum mehr in Stadtlohn“, sagt er. Der sachkundige Bürger Carsten Hamann (FDP) sagte: „Wir müssen den Wert der Natur höher als den Ertrag aus der Photovoltaikanalage anlegen.“

Auf dem Dach eines Einfamilienhauses wird eine Photovoltaikanlage installiert (Symbolbild).
Photovoltaikanlagen boomen allerorten (Symbolbild). Einfamilienhausbesitzer in Stadtlohn können nicht darauf hoffen, dass städtische Bäume gefällt werden, sollte ihr Schattenwurf den Ertrag der Anlagen beeinträchtigen. © picture alliance / dpa

Der Ausschussvorsitzende Otger Harks (SPD) sprach gar von einem drohenden „Kettensägenmassaker“, das es zu verhindern gelte. Otger Harks regte an, einen Grundsatzbeschluss zu fassen. Der könnte für eine klare Linie beim Schutz städtischer Bäume bei Schattenwurf auf Photovoltaikanlagen sorgen. Mit dieser Frage soll sich der Ausschuss in einer seiner nächsten Sitzungen befassen. Dann könnten auch mögliche Ausnahmefälle diskutiert werden.

Harks vermutete neben dem Schattenwurf auch noch ganz andere Motive des Antragstellers. Der hatte schließlich angeführt, dass die Bäume im Herbst durch Laubwurf „extrem viel Arbeit“ machen, Eichenprozessionsspinner beherbergen und den TV-Satellitenempfang stören.