Mittwoch, 26. Juni, 21 Uhr: Moritz Ellerkamp hat diesen Termin fest im Visier. Dann erfolgt in Gelsenkirchen der Anstoß zwischen Portugal und Georgien. Der Südlohner wird zum dritten Mal hautnah bei einem EM-Spiel dabei sein. So wie schon zweimal mit „seinem“ Rotkreuzleiter Fabian Busche.
Gemeinsam unterstützen die beiden Rettungssanitäter den Sanitätswachdienst an und in der Arena für den DRK-Ortsverein Stadtlohn. Warum sich der 20-Jährige auf seinen dritten Einsatz freut? „Endlich Ronaldo mal live sehen und nicht nur beim FIFA-Zocken“, meint er und lacht. Im Ernst: Die Chance, beide Hobbys miteinander verbinden zu können, sei schon einmalig.
Die beiden Rettungssanitäter stehen stellvertretend fürs Team, vier Einsätze an der Arena stehen für die Stadtlohner auf dem Plan.
Entspannter als bei Schalke-Heimspielen
England gegen Serbien, Spanien gegen Italien: Die Partien, die der Ortsverein Stadtlohn vor Ort bisher begleiten durfte, waren schon keine schlechten. „Natürlich erfüllen wir vor Ort erst einmal unseren Auftrag. Doch natürlich nutzen wir auch die Gelegenheit, mal in die Arena hineinzuschauen und die Stimmung mitzunehmen. Wir sind ja per Funk jederzeit abrufbereit“, berichtet Fabian Busche.
Den 25-Jährigen und seinen Kollegen verbindet nicht nur die Leidenschaft für Fußball und eine Borussia: Fabian für die aus Dortmund, Moritz für jene aus Gladbach. Die beiden Rettungssanitäter sind auch leidenschaftliche Ehrenamtler und durchlaufen aktuell die herausfordernde Ausbildung zum Notfallsanitäter.

Mit je einem Notfallsanitäter bildeten sie bisher auch die Einsatztrupps auf den RTW an der Arena in Gelsenkirchen. So wie der Ortsverein so häufig schon zu Heimspielen von Schalke 04 oder anderen Großveranstaltungen wie Konzerten in der Arena. Ein zeitaufwändiger Einsatz: „Bei Spielen sind wir vier Stunden vor Anstoß vor Ort, am Donnerstag waren wir gegen 1.30 Uhr wieder zu Hause. Die Einsatzleitung entlässt uns natürlich erst, wenn das Stadion leer ist“, berichtet der Rotkreuzleiter.
Entspannt und familiär
Gibt es Unterschiede zu den Schalke-Heimspielen? „Es fühlt sich alles entspannter, familiärer an“, meint Fabian Busche. Das kann Moritz Ellerkamp bestätigen: „Wobei man bei der Konstellation im England-Spiel schon etwas angespannter gewesen ist.“ Letztlich unbegründet. Der Rettungssanitäter muss lachen: „Im Zweitberuf war ich an dem Tag quasi Fotograf, so viele Aufträge habe ich von den Fans bekommen.“ Alles natürlich bei voller Konzentration auf den Job. Ob im Außenbereich oder in den Sammelräumen im Stadion.

Fakt sei: Er habe noch keinen Fan ins Krankenhaus bringen müssen. Das sei bei Schalke-Spielen gang und gäbe. Der 20-Jährige hat dafür womöglich eine Erklärung: „Viele Schalke-Fans leben dafür, sind schon was älter, teils vorbelastet.“ Die Anhänger, die aus ganz Europa anreisten, müssten sich dies auch erstmal zutrauen.
Moritz Ellerkamp gewährt einen Blick in die Arena: „In einer Kurve die Italiener ganz in Blau, in der anderen die Spanier in Rot. Dazwischen alles bunt gemischt und friedlich. Ein Fußballfest.“ So wie beim Sommermärchen 2006? „Da war ich erst drei Jahre alt“, antwortet er und lacht. Fabian Busche hat noch einen Unterschied zum „Alltag“ ausgemacht: Die Sicherheitsvorkehrungen bei der EM toppten jene bei Bundesliga-Heimspielen noch einmal.
Sitz- und Rufbereitschaft
Das DRK ist aber nicht nur vor Ort am Stadion im Einsatz, die Mitglieder leisten zur EM auch „Hintergrunddienst“: als Sitz- und Rufbereitschaft. Als Teil der sogenannten Patiententransportzüge (PTZ) im Kreis Borken. Um bei Abruf – „der hoffentlich nie kommt“, so Busche – an den Einsatzort verlegt zu werden.

In Bereitschaft sind die Teams übrigens nicht nur bei Spielen in Gelsenkirchen, sondern zum Beispiel auch bei jenen in Düsseldorf. „Wir wissen erst bei Alarmierung, wo es uns konkret hinführt“, erklärt der Rotkreuzleiter. Ziel kann dann zum Beispiel auch die Fan Zone vor Ort sein, in Gelsenkirchen die Trabrennbahn.
Allein in Westfalen-Lippe sind insgesamt rund 1800 DRK-Einsatzkräfte aktiv. In Gelsenkirchen sind es zum Beispiel pro Spieltag insgesamt an die 140. Dorthin führt es eben auch die Stadtlohner nach Eintreffen am Katastrophenschutzzentrum des koordinierenden DRK in Gelsenkirchen. „Das ist schon ein beeindruckendes Bild, wenn man die Einsatzfahrzeuge aufgereiht an der Arena sieht“, berichtet Moritz Ellerkamp. Das mache einen durchaus stolz. Es vermittle das Gefühl, dass man ein wichtiger Teil des Ganzen sei.

Ja, diese Chance sei einfach einmalig, meint der erst 20-Jährige. Ein so großes Turnier im eigenen Land werde auch er kaum mehr so schnell erleben. Italien gegen Spanien sei schon was anderes als Schalke gegen Elversberg – ohne Elversberg zu kurz tun zu wollen. „Die EM ist noch mal ne andere Hausnummer“, spiegelt er diesen besonderen Blick hinter die Kulissen wider.
Weitere Einsätze stehen an
Und so freut er sich eben noch einmal auf den 26. Juni, um vor dem nächstmöglichen Termin (30. Juni) dann mal am GSG mit alten Freunden auf der Abi-Party zu feiern. Für Fabian Busche ist der Einsatz vor Ort beendet. Oder auch nicht? „Mal abwarten“, schmunzelt der Stadtlohner. Das Turnier dauere ja noch.

Mit welchen Mannschaften haben es die beiden Fußballfans denn nun gehalten? „Wir müssen uns natürlich komplett unparteiisch verhalten, darauf wird großer Wert gelegt“, wiegelt Fabian Busche ab. „Spanien war schon beeindruckend“, lässt Moritz Ellerkamp dann doch durchblicken.