Ja, wer eine Dienstleistung erbringt, der müsse auch Geld verdienen. Ali Irfan Beysu lässt keine Zweifel aufkommen, dass sich Arbeit auch lohnen muss. Seit 2010 betreibt der leidenschaftliche Gastronom Pizza Doy an der Dufkampstraße. Seit fast 14 Jahren ist er Partner von Lieferando.
Jetzt sei allerdings ein Punkt erreicht, an dem er diesen Weg nicht mehr weitergehen wolle. „Wir haben uns entschieden, den Vertrag mit Lieferando zu kündigen.“ So informierte der Stadtlohner seine Kunden nun über die Sozialen Medien.
Was ist passiert? Seit dem 2. April verlangt die Online-Bestellplattform Lieferando zusätzliche Servicegebühren in Höhe von 2,5 Prozent der Bestellung, gedeckelt bei 0,99 Cent, vom Kunden – unabhängig davon, ob dieser unbar oder bar bezahlt. Diese neue Gebühr betrifft alle Bestellungen, bei denen das Restaurant die Auslieferung selbst übernimmt (keine Gebühr bei Abholung). Die Barzahlung übernimmt dabei der Gastronom selbst.
Neue Gebühr nur für Kunden
Die Einführung der neuen Servicegebühr sorgt für veränderte Gesamtpreise beim Bezahlen. Insbesondere ergeben sich nun krumme Beträge, was die Wechselgeldorganisation erschwert.
Wichtig: Restaurants haben keinen Einfluss auf die neue Servicegebühr, sie erhalten keinen Anteil an dieser. Gleichzeitig zahlen sie weiterhin die reguläre Lieferando-Provision von 14 Prozent auf jede Bestellung. Und: Wer Fahrer von Lieferando zur Auslieferung nutzt, für den erhöht sich die Provision auf satte 30 Prozent.
Lieferando hat seine Restaurantpartner vorab in einem offiziellen Schreiben über die Änderungen informiert, diesen knappen Newsletter hat auch Ali Irfan Beysu kurzfristig erhalten. Ziel sei laut Lieferando eine „Vereinfachung der Gebührenstruktur“ – bisher gab es noch eine Transaktionsgebühr, die nun entfällt. Und: „Die Servicegebühr bezuschusst Investitionen in unsere Technologie und Plattform, damit wir unseren Kundinnen und Kunden weiterhin das bestmögliche Bestellerlebnis bieten können.“

Unter dem Strich würden die Kosten für den Kunden erhöht, ohne zusätzlichen Nutzen. So der allgemeine Tenor. „Das ist reine Abzocke“, meint Ali Irfan Beysu. Natürlich habe er sich einmal für Lieferando entscheiden, da war die Provision allerdings noch überschaubar, der Nutzen vorhanden. Das Portal sorgt natürlich für Reichweite, vermittelt, übernimmt den Bestellvorgang, der dann online in der Pizzeria eingeht. Gerade in größeren Städten eine Hilfe.
Mehr Arbeit, aber günstiger
Nun sei aber dieser gewisse Punkt für ein Umdenken erreicht. Mit den 14 Prozent sei es für ihn bisher übrigens auch nicht getan gewesen. Rein vertraglich dürfen die Restaurantpartner ihre Preise bei Lieferando übrigens nicht erhöhen, um die Provision zu kompensieren.
Bestellungen können bei Pizza Doy weiterhin ganz einfach über die Webseite oder über Chayns aufgegeben werden. So, wie es viele andere auch anbieten. Bezahlt werden könne bar, mit Karte oder per PayPal. „Da waren wir jeweils früh im Thema“, betont der Inhaber. Die Kunden erhielten heute gar eine E-Rechnung. Insgesamt habe man am Ende sicher etwas mehr Arbeit. Es sei aber vor allem für die Kunden günstiger, schneller, komfortabler. Und könne hier und da mal mit einer Rabattaktion oder ähnlichem garniert werden.
Er überlege gerade auch, eine eigene App entwickeln zu lassen, die mit der Website kompatibel sei, erzählt Ali Irfan Beysu. Oder gar eine für Bestellungen gegen Abholung? Das Geld, das er monatlich an Provision einspare, könne er so sinnvoll investieren.
Eigener Onlineshop seit Jahren
Googelt man nach Pizzy Doy, so wird übrigens an erster Stelle www.pizzadoy.de angezeigt. Eine von Lieferando betriebene Website. „Viele denken da vielleicht sogar, sie sind bei uns gelandet“, meint Ali Irfan Beysu. Erst an zweiter Stelle folgt die eigene Domain (www.pizza-doy.de). Das soll sich ändern.
Verfolgt man die Diskussionen in den Sozialen Medien, so stößt die neue Gebührenstruktur vielerorts auf Unmut. Vor allem, weil sie intransparent kommuniziert werde. Und am Ende betonen alle eines: Wer direkt beim Restaurant bestellt, der stärke letztlich die lokale Gastronomie. Nicht irgendeinen Großkonzern.
So sieht es auch Ali Irfan Beysu. Seit 27 Jahren kennt er das Geschäft, hat auch in Stadtlohn in den 15 Jahren viel Zeit und Arbeit investiert. Gerade zu Beginn nicht immer einfache Zeiten. „Das macht mir einfach Spaß“, sagt er. Und wird es weiter tun. Nun aber ohne Lieferando. In Stadtlohn ist er übrigens mittlerweile wohl der letzte Mohikaner, sucht man auf der Online-Plattform.
Dieser Artikel erschien ursprünglich am 7. April 2025.