Piloten gegen neue Windräder in Hengeler „Windwirbel gefährden den Flugverkehr“

Piloten gegen Windräder in Hengeler: „Windwirbel gefährden Flugverkehr“
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Sieben neue Windkraftanlagen sollen 2025 im Hengeler-Ächterhook zwischen Stadtlohn und Vreden errichtet werden. Sie sind bis zu 250 Meter hoch. Fluglehrer und Piloten des Flugplatzes in Wenningfeld haben jetzt Bedenken gegen die neuen Windräder angemeldet. Sie fürchten um die Sicherheit des Flugbetriebs. Die Risiken seien „nicht akzeptabel“.

Zurzeit findet die frühzeitige Öffentlichkeitsbeteiligung zur Änderung des Teilflächennutzungsplanes Windenergie statt. Dazu hat Fluglehrer Chiel Stemerdink jetzt bei der Stadt Stadtlohn schriftlich einen Einwand eingereicht. August Rietfort, Geschäftsführer der Bürgerwind Hengeler-Ächterhook, ist überrascht. Er sieht die Bedenken längst ausgeräumt.

Windkrafträder an der L608 in Hengeler-Wendfeld; Porträtaufnahme August Rietfort.
August Rietfort, Geschäftsführer der Bürgerwind Hengeler-Ächterhook GmbH sieht keine Konflikte zwischen den Windkraftplänen für Hengeler und dem Flugplatz Stadtlohn-Vreden. Er beruft sich dabei auf Gutachten. © Markus Gehring

„Als Fluglehrer am Flugplatz Stadtlohn-Vreden mache ich mir gemeinsam mit Kollegen und Flugplatz-Vereinen Sorgen um die Erreichbarkeit und Sicherheit des Flugplatzes“, schreibt Chiel Stemerdink. „Obwohl wir verstehen, dass die Erzeugung von grüner Energie wichtig ist, sehen wir die Flugsicherheit gefährdet“, so Stemerdink weiter.

Er und seine Kollegen kommen zu dem Schluss: „Der Bau (zusätzlicher) Windturbinen in der Nähe des Flughafens birgt Risiken, die unserer Ansicht nach inakzeptabel sind.“ Und die Piloten fürchten, dass eine Verlagerung des Flugverkehrs in Richtung Vreden zu Konflikten wegen Fluglärms führen könnte.

Windwirbel stören Flugbetrieb

Die geplanten neuen Windräder liegen etwa 4000 Meter vom Flugplatz entfernt. Die Distanz zur Platzrunde, die nördlich des Flugplatzes liegt, ist deutlich geringer. In Hengeler gehen die Flugzeuge schon im Sinkflug runter auf etwa 1200 Fuß. Das sind knapp 400 Meter Flughöhe.

„Wegen der Windwirbel müssen wir uns von den Windturbinen fernhalten“, sagt Chiel Stemerdink im Gespräch mit unserer Redaktion. Vorgeschriebener Mindestabstand seien etwa 1000 Meter horizontal und 150 Meter in der Höhe. Aber selbst dann noch seien die von den Windkraftanlagen erzeugten Wirbel bei bestimmten Wetterlagen für die Piloten mehr als spürbar.

Korridor wird schmaler

Chiel Stemerdink: „Besonders beim Anflug und unmittelbar nach dem Start fliegen wir relativ niedrig und langsam. In solchen Situationen können Windwirbel dazu führen, dass der Pilot vorübergehend die Kontrolle über das Flugzeug verliert und aufgrund der geringen Höhe nicht gegensteuern kann.“

Er selbst habe die Windwirbel der bestehenden Windräder schon einige Male zu spüren bekommen. Und auch mehrere andere Piloten hätten diese Erfahrung gemacht. Die neuen Windkraftanlagen würden den Anflugkorridor zum Flugplatz um 75 Prozent verschmälern.

Mehr Fluglärm für Vredener?

Damit, so der Fluglehrer, würde sich der Flugverkehr stärker an das Vredener Stadtgebiet verlagern. „Wir haben die Sorge, dass sich dann mehr Menschen vom Flugbetrieb gestört fühlen. Der Flugplatz hat jetzt einen guten Ruf. Wir möchten, dass das auch so bleibt“, so Chiel Stemerdink. Schließlich stelle der Flugplatz Stadtlohn-Vreden eine wichtige Infrastruktur in der Region dar.

Die Stadt Stadtlohn hat den Eingang des Piloteneinwands bestätigt. „Alle eingegangenen Stellungnahmen werden nach Ende des Beteiligungszeitraumes geprüft. Die Auswirkungen auf den Flugbetrieb können demnach aufgrund der Stellungnahmen der Öffentlichkeit, der Fachbehörden und gutachterlicher Aussagen beurteilt werden“, erklärt Angelika Gebel, Pressesprecherin der Stadt Stadtlohn, auf Anfrage unserer Redaktion.

Investoren optimistisch

Über das Ergebnis der Prüfungen macht sich August Rietfort nach eigener Aussage keine Sorgen. Er ist Geschäftsführer der Bürgerwind Hengeler-Ächterhook Gmbh, die die Windräder errichten will. „Wir planen ja schon seit 2014 und haben mehrere Gutachten eingeholt und die Planungen auch mit der Bezirksregierung als Luftsicherheitsbehörde und mit dem Kreis Borken abgestimmt“, so August Rietfort auf Anfrage unserer Redaktion.

Rietfort: „Die Frage der Luftsicherheit war für uns einer der ersten Punkte, mit denen wir uns intensiv beschäftigt haben. Wir sind uns zu 100 Prozent sicher: Die Windkraftanlagen gefährden den Flugbetrieb nicht. Das haben uns alle Experten bestätigt, zuletzt in einem Gutachten von 2022.“