Immer weniger Stadtlohnerinnen und Stadtlohner werden in Särgen zur letzten Ruhe gebettet. Schon jedes zweite Begräbnis ist eine Urnenbeisetzung. Tendenz steigend. „Die Zahl der Urnenbeisetzungen hat sich seit der Coronakrise stark erhöht“, erklärte Bernd Mesken, Leiter des Fachbereichs Sicherheit und Ordnung in der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses.
Die Stadt will dem Wandel Rechnung tragen. 2024 soll auf dem Stadtlohner Friedhof ein neues Gemeinschaftsfeld für Urnenbeisetzungen angelegt werden. Es soll mit Stauden gärtnerisch attraktiv gestaltet werden und für die Angehörigen gleichzeitig pflegefrei sein.
Pflegeleicht ist gefragt
Der Trend zur Einäscherung ist nur eine von vielen Veränderungen in der Begräbniskultur. Viele Seniorinnen und Senioren richteten schon zu Lebzeiten Fragen an die Stadtverwaltung, um sich über das Thema Beerdigungen zu informieren. Eine Frage, so Mesken, werde immer wieder gestellt: „Wie kann eine Beisetzung erfolgen, ohne dass die Kinder und Angehörigen dauerhaft mit einer Grabpflege belastet werden.“
Mesken: „In der Vergangenheit waren Beisetzungen vornehmlich in Wahlgrabstätten üblich. Sie wurden innerhalb der Familie weitergegeben und generationenübergreifend gepflegt.“ Das sei heute seltener der Fall. „Familienverbände bestehen aber heute nicht mehr über Jahrzehnte. Erwachsene Kinder wohnen teilweise nicht mehr vor Ort“, so Bernd Mesken. Und nicht alle könnten sich einen Gärtner zur Grabpflege leisten.

Die Stadt bietet bereits jetzt eine Alternative an: pflegefreie Rasengräber. Die empfinden viele Angehörige als zu schlicht. Außerdem, so Bernd Mesken, verliere der Friedhof bei immer mehr Rasengräbern seine Attraktivität als Park.
Die neuen Staudengräber sollen eine blühende Alternative bilden. Gepflegt werden die Staudengräber vom Friedhofsgärtner oder von einem externen Dienstleister. Die Hinterbliebenen zahlen die Pflege mit den Friedhofsgebühren. Sie werden so berechnet, dass die Herstellungs- und Pflegekosten für die nächsten 25 Jahre gedeckt werden.
Keine anonyme Bestattung
Es handelt sich bei der Anlage nicht um eine anonymes Begräbnisfeld. Kleine Stelen sollen als Grabsteine die Namen der Verstorbenen tragen. Die Verwaltung schlug vor, im nördlichen Bereich der Gemeinschaftsanlage individuelle Stelen zuzulassen, wobei nur hinsichtlich der Größe und Form klare Vorgaben gemacht werden.
Im südlichen Bereich, so Bernd Mesken, sollten nur einheitliche Stelen mit Bronzeplatten zugelassen werden. Sie sollten von der Stadt in Auftrag gegeben werden, „um eine Einheitlichkeit in Form, Größe und Material sicherzustellen“, so hieß es in der Sitzungsvorlage.

Für die CDU begrüßte Dr. Markus Könning die Idee des Gemeinschaftsfelds mit Staudenbepflanzung. „Aber“, so Könning, „die Stadt sollte nicht die Stelen anbieten. Das ist gar nicht unsere Aufgabe. Diese Tätigkeit gehört nicht in die Verwaltung.“ Es müsse reichen, wenn einheitliche Vorgaben gemacht werden.
Das sahen auch Angelika Kessels (FDP) und Karl Herbstmann (UWG) so. „Nur Rasen ist nicht schön“, sagte Angelika Kessels. „Der parkähnliche Charakter des Friedhofs muss erhalten bleiben“, befand Karl Herbstmann.
Details noch offen
Wie müssen die Stelen gestaltet werden? Was kostet eine Beisetzung im Staudenbegräbnisfeld? Über diese Fragen ist noch nicht entschieden worden. Die „Details kommen noch auf die Tagesordnung“, so Bernd Mesken.
Der Haupt- und Finanzausschuss begnügte sich zunächst mit einer einstimmigen Grundsatzentscheidung: 10.000 Euro werden für die Herrichtung des Begräbnisfeldes bewilligt. Und die Stelen sollen nach bestimmten Vorgaben frei erwerbbar von Steinmetzen bezogen werden können.