
Maria Schüring aus Gescher und ihre Enkelin Rosalie Brörken (11) haben sich mit der Berkelbedbox auf den Weg entlang der Berkel gemacht. „Ausgerechnet in den heißesten Tagen des Jahres", sagt Maria Schüring lachend. Trotzdem haben Großmutter und Enkelin viel Spaß mit ihrem kleinen Abenteuer. © Stephan Rape
Berkelbedbox: Oma und Enkelin sind von Fahrrad-Wohnwagen begeistert
Fahrradtourismus
Maria Schüring und Rosalie Brörken sind restlos begeistert: Mit der Berkelbedbox sind sie die heimlichen Stars auf den Radwegen an der Berkel. Denn einen Wohnwagen hat kein Radler dabei.
Kurze Pause auf einem knüppeltrockenen und staubigen Wirtschaftsweg zwischen Stadtlohn, Gescher und Südlohn. Maria Schüring und ihre elfjährige Enkelin Rosalie Brörken aus Gescher strecken die Beine aus. Die Beiden sind vor ein paar Stunden in Gescher mit ihren Rädern – und der Berkelbedbox – gestartet.
Der Fahrradanhänger zieht die Blicke auf sich. „Wir sind die Attraktion“, sagt Maria Schüring lachend. Mit dem Fahrrad-Campingwagen sind sie entlang der Berkel unterwegs. In Gescher gestartet, wollen sie erst einmal bis Vreden kommen.
An einer Kreuzung der Wirtschaftswege blicken sie für einen Moment etwas ratlos auf die Karte: lieber den direkteren Weg, dafür aber durch den Stadtlohner Stadtkern oder lieber ein kleiner Umweg, dafür aber über Wirtschaftswege? „Etwas kippelig ist es mit dem Anhänger ja“, sagt Maria Schüring.
Fahrrad-Caravan: 35 Kilo schwer und leicht kippelig
Zusammengeklappt ist der zweirädrige Anhänger immer noch deutlich größer – und schwerer – als beispielsweise ein Fahrradanhänger für Kinder. Gut 35 Kilo bringt er auf die Waage. „Da muss man in engen Kurven schon gut aufpassen“, sagt Maria Schüring. Auf den Wirtschaftswegen klappe das schon ganz gut. Die engen Radwege einer Innenstadt möchte sie dann aber lieber doch meiden.
Berkelbedbox kann online gebucht werden
- Interessierte können sich die Berkelbedbox für drei Tage ausleihen. Inklusive Pedelec kostet das 105 Euro.
- Alle Informationen rund um den Fahrrad-Caravan sind online zusammengefasst: http://dieberkel.eu/berkel-bed-box/
- Freie Termine und Buchungen sind möglich über www.gescher.app/berkelbedbox
Von den kleineren Schwierigkeiten einmal abgesehen, sind die beiden Radtouristinnen allerdings begeistert. Mit wenigen Handgriffen fährt Rosalie Brörken die Stützen aus und klappt den Anhänger auseinander. Dort entsteht dann eine – schmale – Liegefläche.
Auch zwei Stühle, ein Tisch und Bettwäsche findet dort Platz. Ihr Gepäck transportieren die beiden Gescheranerinnen allerdings in Fahrradtaschen. Auch auf die Campingküche haben sie verzichtet. Das sei dann doch etwas zu viel des Guten.
Wohnwagen ist beinahe ständig auf Achse
Den Anhänger und das Zug-Pedelec haben sie sich beim Stadtmarketing Gescher ausgeliehen. Dort steht der Anhänger – wenn er nicht unterwegs ist. „Also eigentlich fast nie“, freut sich Elke Würz vom Stadtmarketing Gescher.
Im vergangenen Jahr war der Anhänger im sechswöchigen Wechsel auf deutscher und niederländischer Seite stationiert und wurde regelmäßig hin- und hergefahren. „Das hat er aber nicht gut überstanden“, erklärt sie. Durch das ständige Verladen sei er beschädigt worden. Nach der Reparatur und dem Neustart in diesem Jahr wird er fest von Gescher aus verliehen. Auch das Pedelec als Zugfahrrad gehört fest zum Paket. „Und es wird wirklich sehr gut angenommen“, betont sie.
Verrückte Ideen für eine Tour mit der Berkelbedbox
Für Touren entlang der Berkel aber auch für andere Termine: „Es liegt ja an den Mietern, wo sie mit dem Anhänger hinfahren“, sagt Elke Würz. Die Berkel-Tour sei ja nur ein Vorschlag samt möglicher Stellplätze. Aber auch auf einer Hochzeit habe die Bedbox als Hingucker schon gestanden.
Eine feste Zielgruppe habe sich noch nicht gebildet. „Das reicht von jungen Pärchen bis hin zu Senioren“, erklärt Elke Würz. Teilweise würden die sogar aus Stuttgart, Berlin und Köln anreisen, um sich mit dem Anhänger auf den Weg zu machen. „Ein toller Erfolg“, wie sie findet.
Der Anhänger ist Teil des Interreg-Projekts „berkeln 2018-2020“, bei dem die Städte und Gemeinden entlang der Berkel zusammenarbeiten: Auf deutscher Seite Billerbeck, Coesfeld, Gescher und Vreden, auf niederländischer Seite Berkelland, Lochem und Zutphen sowie die Provinz Gelderland, die Waterschap Rijn en Ijssel.
Wie weit sie heute noch fahren wollen? „Auf jeden Fall bis Vreden“, sagt Maria Schüring. Wie es danach weiter geht oder wo sie schlafen wollen, wissen sie aber noch nicht. Auch das gehört zum Abenteuer.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
