300 Kilometer lang wird die neue Hauptschlagader der Energiewende A-Nord. Ab 2027 soll Windkraftstrom für den Bedarf von zwei Millionen Menschen von Emden bis ins Rheinland fließen. 70 Kilometer des Erdkabels werden im Kreis Borken verlegt, rund drei Kilometer auf Stadtlohner Gebiet.
Welche Grundstücke sind hier betroffen? Was bedeutet das für die Eigentümer? Wie sind die Auswirkungen auf Mensch, Natur und Umwelt? Darüber hat jetzt der Netzbetreiber Amprion auf einem Bürgerinfomarkt in der Stadtlohner Stadthalle informiert. Das Interesse war lebhaft.

„Wir wollten sehen, ob unsere Fläche betroffen ist“, sagt ein Ehepaar aus Wenningfeld, das seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will. An einem der Informationsstände mit großen Bildschirmen ist schnell klar: Tatsächlich ist ihre verpachtete Fläche betroffen.
Glücklich scheinen die beiden darüber aber nicht zu sein. Andererseits sagt der Mann: „Da kann man wohl nichts machen. Irgendwo müssen die Leitungen ja hin.“ Proteste gibt es an diesem Abend nicht, eher großes Interesse für Termine, Bauweise und technische Details.
Trasse durch Wenningfeld
Die Leitungstrasse trifft von Norden aus Vreden kommend auf Stadtlohner Gebiet. Noch in Kleinemast unterquert das Kabel die Berkel. Die Trasse verläuft dann nach Unterquerung der K24 weiter südwärts, östlich am Flugplatz in Wenningfeld vorbei in Richtung Südlohn.
Die Berkelunterquerung könnte bereits im nächsten Jahr in Angriff genommen werden, sofern das laufende Planfeststellungsverfahren wie vorgesehen in diesem Jahr abgeschlossen werden kann, sagt Amprion-Projektsprecher Jonas Knoop. „Natürlich werden dabei Auflagen des Artenschutzes beachtet“, so Knoop.
Offene Bauweise
Die Berkel und die K24 werden per Bohrung unterquert. Ansonsten werden die zwei mal drei Kabelstränge mit jeweils 15 Zentimeter Durchmesser in offener Bauweise in zwei Meter Tiefe verlegt. Die benötigte Bautrasse für Baustraße und Bodenaushub ist insgesamt 35 Meter breit.
Nach Verlegung des Kabels können die Flächen wieder landwirtschaftlich genutzt werden. Allerdings darf ein knapp 25 Meter breiter Schutzstreifen nicht bebaut werden. Flächeneigentümer erhalten eine einmalige Entschädigung.
Durch den Stromfluss können in unmittelbarer Umgebung des Kabels die Temperaturen um bis zu 1,5 Grad ansteigen. Jonas Knoop: „An der Erdoberfläche ist aber kein Temperaturanstieg messbar.“ Mindererträge bei der Bewirtschaftung seien nicht zu erwarten.

Und was ist mit elektromagnetischer Strahlung? „Das elektrische Feld wird bei Erdkabeln nahezu vollständig durch die Ummantelung und das Erdreich abgeschirmt und ist somit nicht relevant“, sagt Amprion-Experte Tobias Vogt den Besucherinnen und Besuchern der Informationsveranstaltung.
Es gebe aber ein magnetisches Feld. Das sei aber wie das Erdmagnetfeld statisch, weil durch das Erdkabel Gleichstrom fließe und kein Wechselstrom. Die Grenzwerte seien beim Amprionkabel weit unterschritten. Tobias Vogt: „Nur unmittelbar über dem Erdkabel könnte man den Ausschlag einer Kompassnadel sehen.“ Gesundheitliche Beeinträchtigungen seien damit nicht zu erwarten.