Neue Schiedsfrau in Stadtlohn Urd Nienhaus schlichtet als Stellvertreterin Streitigkeiten

Neue Schiedsfrau: Urd Nienhaus schlichtet als Stellvertreterin Streit
Lesezeit

„Das wäre doch was für mich“, dachte Urd Nienhaus, als sie vor einigen Wochen in der Münsterland Zeitung las, dass die Stadt Stadtlohn auf der Suche nach einer neuen Schiedsfrau oder einem neuen Schiedsmann ist. Ehrenamtlich engagieren wollte sie sich ohnehin. Und mit dem Schiedsamt verband sie eine nette Kindheitserinnerung.

Urd Nienhaus machte Nägel mit Köpfen und bewarb sich schriftlich. Nun hat der Rat in seiner jüngsten Sitzung die 55-jährige Stadtlohnerin einstimmig zur neuen Schiedsfrau gewählt. Sie übernimmt die Stellvertreterposition. Der bisherige Stellvertreter Thomas Lüfkens (59) wird erster Schiedsmann. Die bisherige Amtsinhaberin Margret Wensing hat ihr Amt aus persönlichen Gründen abgegeben. Die neue Amtszeit dauert fünf Jahre.

Thomas Lüfkens
Thomas Lüfkens (59) ist seit zweieinhalb Jahren stellvertretender Schiedsmann in Stadtlohn. Jetzt übernimmt er das Amt des Schiedsmanns. © Stefan Grothues

Klassiker im Nachbarschaftsstreit

„Tatsächlich habe ich das Schiedsamt schon in meiner Kindheit in Nordwalde kennengelernt“, sagt Urd Nienhaus und lacht. Sie muss an ihre Nachbarn denken, die immer viel zu laut Schlager hörten. Ein Klassiker im Nachbarschaftsstreit. „Das war ein ständiges Ärgernis“, erinnert sich Urd Nienhaus. Bis es zu einem Schiedsverfahren kam.

„Der Schiedsmann hat ein Gespräch meiner Eltern mit den Nachbarn moderiert. Geliebt haben sie sich danach nicht gerade, aber sie haben sich akzeptiert. Der Ärger hat aufgehört“, sagt Urd Nienhaus. „Genau dafür ist das Schiedsamt ja da“, fügt sie hinzu.

So sieht auch Urd Nienhaus ihre künftige Aufgabe als Schiedsfrau. „Ich will nicht entscheiden, wer im Recht ist und wer nicht. Ich kann mir als Laie auch kein juristisches Urteil erlauben. Ich will Menschen miteinander ins Gespräch bringen. Und dabei aufpassen, dass es nicht aus dem Ruder läuft.“

Und dafür bringe sie Lebenserfahrung mit. „Ich glaube es ist für die Aufgabe hilfreich, wenn man selbst weiß, dass nicht immer alles schnurgerade verläuft. Da sieht man manches gelassener.“

„Ehrenamt ist notwendig“

Seit 30 Jahren lebt sie in Stadtlohn. Abgesehen von einem fünfjährigen Intermezzo in Augsburg. Ihr Ehemann Matthias Schlattmann hatte dort für seine Firma eine neue Position übernommen. Am Ende aber hatten beide Heimweh ins Münsterland und den Wunsch, näher bei den fünf erwachsenen Kindern und bei den Enkeln der Patchworkfamilie zu sein.

Ihr Mann Matthias Schlattmann engagiert sich als freiwilliger Feuerwehrmann. Gemeinsam haben die beiden in ihrem Gästezimmer seit fast einem Jahr auch eine geflüchtete Frau aus der Ukraine aufgenommen. „Ohne Ehrenamt und Engagement sähe es doch traurig aus in Deutschland“, davon ist Urd Nienhaus überzeugt.

Viel Lebenserfahrung hat Urd Nienhaus auch in ihrem Berufsleben gesammelt. Heute arbeitet sie in der Vertriebsassistenz und im Vertragsmanagement der Bürotechnikfirma Thies. Erste Berufserfahrungen hatte sie aber auch schon in der Handelsvertretung und in der Drogerie ihrer Eltern gesammelt.

Nach der Familienphase betrat sie dann berufliches Neuland und erlernte den Beruf der Tischlerin. Als solche arbeitet sie in ihrer Augsburger Zeit auch im Ausstellungsbereich des Bayerischen Landesamts für Umwelt.

Vereidigung steht noch aus

Aber das ist ja längst Geschichte. Jetzt ist Urd Nienhaus gespannt auf ihr neues Ehrenamt und auf die erste Streitschlichtung. Doch bis dahin kann es noch etwas dauern. Nach der einstimmigen Wahl muss Urd Nienhaus wie auch Thomas Lüfkens noch vom Amtsgericht Ahaus offiziell vereidigt werden. Urd Nienhaus will vor ihrer ersten Schlichtung auch noch Schulungsangebote zur Gesprächsführung und zu juristischen Grundlagen in Anspruch nehmen.

Übrigens gab es noch eine weitere Bewerberin und einen Bewerber um das Amt der Schiedsperson. Die zweite Bewerberin kam nicht zum Zuge, weil sie Vredenerin war. Da es Bewerbungen aus Stadtlohn gab, durfte nach den gesetzlichen Bestimmungen die Bewerbung aus Vreden nicht berücksichtigt werden. Der zweite Bewerber war zwar Stadtlohner, aber der Rat folgte der Empfehlung der Verwaltung, bei der Besetzung der beiden Schiedsämter eine Frau und einen Mann zu berücksichtigen.

Streit an der grünen Grenze: Thomas Lüfkens schlichtet Nachbarschaftsstreit in Stadtlohn

Facharztzentrum in Stadtlohn: Chirurg kann Arbeitsunfälle jetzt ambulant versorgen

Thomas Brockherde startet Aktion: Unterschriften sollen Alte Vikarie in Stadtlohn retten