Ein Millionenprojekt geht auf die Zielgerade: Die renovierte historische Berkelmühle ist am Jahresende bezugsfertig. Der neue Mühlenplatz kann im Frühjahr der Öffentlichkeit übergeben werden. Es bleibt aber eine offene Flanke. Dem Platz fehlt noch die architektonische Fassung.
Jetzt aber gibt es einen Plan des Stadtlohner Bauunternehmens Borgers, das auch als Investor auftreten will. Ein virtueller Rundflug über das Mühlengelände und die geplanten Neubauten hat am Mittwochabend (25. Oktober) den Rat verzückt. Vor der Umsetzung gibt es aber noch ein Fragezeichen.

„Leben und Gemeinschaft“ sollen den neuen Platz prägen, erklärte Borgers-Geschäftsführer Dr. Herbert Daldrup. „Damit die Menschen den Platz annehmen und sich dort auch wohlfühlen, ist eine gute Einfassung wichtig“, so Borgers weiter.
Die Pläne für diese Einfassung präsentierte Herbert Daldrup gemeinsam mit der leitenden Architektin Anja Möllenbeck, Pascal Gewing (Vertrieb und Projektentwicklung) und Katrin Borgers (Architektin). Dabei beeindruckte besonders ein virtueller Rundflug die Politiker.
Aus der Vogelperspektive fallen zuerst die begrünten und gefalteten Dachformen der beiden neuen Gebäude auf. Sie geben auch dem größeren, vierstöckigen Gebäude eine gewisse Leichtigkeit. Es ist direkt an der Berkel gelegen.
Architektin Anja Möllenbeck hat sich im Dänemark-Urlaub von einem Wohnbauprojekt im Kopenhagener Hafen mit dem Namen Krøyers Plads inspirieren lassen. „Auch dort spielen das Wasser und die Fahrräder eine besondere Rolle“, so die Architektin.

Der ungewöhnliche Gebäudegrundriss auf 540 Quadratmetern Grundfläche wird nicht nur von rechten Winkeln geprägt. Die zurückhaltende Klinkerfassade folgt der Maßgabe, die Anja Möllenbeck so formuliert: „Wir wollen der historischen Mühle nicht die Show stehlen.“
Im Erdgeschoss ist eine Gastronomie denkbar. Büros, Praxen und Dienstleistung sind in der zweiten Etage vorgesehen. In den Etagen drei und vier entstehen Wohnungen. Diese Mischung, so die Architektin, sorge für Leben, soziale Kontrolle auf dem öffentlich zugänglichen Platz.

Ein eingeschossiger Pavillon fasst den neuen Mühlenplatz zur Burgstraße hin. Er hat eine Grundfläche von rund 350 Quadratmetern. Zum Mühlenplatz hin prägt eine Glasfassade das Gebäude. „Sie schafft einen fließenden Übergang zum Platz“, sagt Anja Möllenbeck.
Die Gastronomie könnte alternativ auch hier angesiedelt werden. Es soll sich um eine Vollgastronomie handeln. Die Bistropläne für die Berkelmühle bleiben hiervon unberührt. Für den Pavillon seien aber auch andere Nutzungen denkbar, zum Beispiel für Kultur und Bildung, so Citymanager Giampietro Salerno, der für die Stadt Stadtlohn das Projekt eng begleitet.

Die für das Projekt ins Auge gefassten Flächen befinden sich im Eigentum der Stadt. Eine Entscheidung über einen Verkauf oder eine Verpachtung an das Unternehmen Borgers hat der Rat noch nicht getroffen. Die Bereitschaft aber scheint groß zu sein.
Otger Harks (SPD) bezeichnete die Pläne als „ganz hervorragend“. Dr. Markus Könning (CDU) sagte: „Der Entwurf ist sehr gelungen. Das passt da gut hin.“ Auch Dr. Albert Daniels (FDP) lobte das Projekt: „Das ist sehr gut. Wir müssen aber noch über die Parkplätze nachdenken.“

Citymanager Salerno erklärte im Gespräch mit unserer Redaktion, dass die Pläne noch nicht in Stein gemeißelt und Veränderungen noch möglich seien. Nur eines machte Herbert Daldrup schon jetzt unmissverständlich klar: „Eine Tiefgarage in Berkelnähe schließen wir komplett aus.“
Herbert Daldrup wies auch noch auf zwei große Fragezeichen hin: das Baurecht und das Nutzungskonzept. Daldrup: „Eine Vollgastronomie ist der erste und wichtigste Mieter. Um die Wohnungen müssen wir uns keine Gedanken machen. Die sind begehrt.“
Aus Sicht von Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp sind baurechtlich derzeit keine besonderen Hinderungsgründe in Sicht. Und in Sachen Gastronomie ist der Citymanager Salerno optimistisch. „Wir sind mit zwei möglichen Interessenten im Gespräch, für die der Pavillon ein optimales Objekt wäre.“
Und wann könnte alles unter Dach und Fach sein? Eine Prognose ist schwierig, sagt der Citymanager. „Wir sind aber sehr an einer möglichst schnellen Umsetzung interessiert, damit der neue Mühlenplatz lebendig wird.“ Was heißt das in Jahren? Salerno: „Im besten Fall wäre der Baubeginn im Jahr 2025.“
