Die Kinderburg zieht um. Das ist beschlossene Sache. Kita-Leiterin Ramona Rensing ist hin- und hergerissen. „So ist das mit dem weinenden und lachenden Auge“, sagt sie und klingt dabei, als sei die Vorfreude am Ende doch größer als der Schmerz.
Aber der Abschied vom traumhaften Kitastandort unter alten Bäumen auf dem historischen Burggelände mitten in der Stadt ist ja noch fern. Erst Anfang 2025, so der Plan, wird der Kindergarten des Evangelischen Kirchenkreises Steinfurt-Coesfeld-Borken an die Bahnallee umziehen. Der Bauausschuss der Stadt Stadtlohn hat in seiner jüngsten Sitzung Weichen für den Neubau gestellt.

Denn die Kita ist 28 Jahre nach ihrer Gründung aus dem Gebäude herausgewachsen. 79 Kinder betreut das Kinderburg-Team. Drei Gruppen sind seit August in einer Nebenstelle im ehemaligen St. Joseph-Kindergarten an der Paulusstraße untergebracht. „Zwei getrennte Standorte sind nicht einfach. Das Team freut sich darauf, wieder vereint zu sein“, sagt die Kita-Leiterin.
Und nicht nur das. Alle sehnen sich nach einem zeitgemäßen Kindergartengebäude. Das jetzige Gebäude, das umgebaute Restaurant Burggarten, entspricht nicht mehr in jeder Hinsicht den heutigen Standards von moderner Pädagogik und Barrierefreiheit. „Da hat sich ja in den letzten drei Jahrzehnten vieles getan“, sagt Ramona Rensing.
Dass sie und ihr Team aber gleichzeitig auch an dem Standort Burggarten hängen, hat mit der idyllischen Umgebung und den alten Bäumen zu tun. „Hier gibt es für die Kinder so unendlich viel zu entdecken“, sagt Ramona Rensing, die selbst schon sei 26 Jahren in der Kinderburg arbeitet.
Neubau auf dem Spahngelände
Ein Neubau oder eine Erweiterung auf dem denkmalgeschützten Burggelände ist nach Angaben der Stadt Stadtlohn aber nicht möglich. Der Rat hat daher den Neubau eines Fünf-Gruppen-Kindergartens Kinderburg auf dem ehemaligen Spahngelände an der Bahnallee beschlossen.
Jetzt hat sich der Bauausschuss mit der Frage beschäftigt, wer denn nun den neuen Kindergarten planen und errichten soll. „Bei dem Grundstück handelt es sich um eine städtische Fläche“, erklärte Fachbereichsleiter Mathias Pennekamp in der Ausschusssitzung am Dienstag. „Eine Vergabe in Erbpacht an einen Investor ist denkbar. Alternativ ist auch eine Vergabe an einen Generalübernehmer möglich, der das Gebäude wie im Fall der Kita Zauberwald für die Stadt errichtet.“

Von einer eigenen Kita-Planung durch die Stadt riet Mathias Pennekamp ab. Damit habe man zwar im Falle der Kindergärten St. Joseph an der Bakenstraße und Kita La Vita am Hessenweg gute Erfahrungen gemacht. Aber für eine weitere Planung fehlten im Fachbereich Planung zurzeit die personellen Ressourcen.
Heinrich Ellers (CDU) sprach sich für eine einfache Lösung aus: „Warum muss man alles neu entwickeln? Warum holt man nicht einfach einen der beiden vorhandenen Pläne aus der Schublade und baut den Kindergarten noch einmal?“ Bei den anderen Fraktionen war man nicht abgeneigt. „Der Vorschlag ist gar nicht so dumm“, meinte Erwin Plate (UWG). Otger Harks (SPD) erklärte, das käme auch dem Zeitdruck entgegen. Schließlich müsse Ende 2024 alles fertig sein.
Kein Investorenmodell
Mathias Pennekamp war skeptisch: „Die Grundstückssituationen sind verschieden. Der Josephskindergarten ist außerdem nur eine Vier- und keine Fünf-Gruppenanlage. Es müsste auf jeden Fall noch viel Arbeit in die Anpassung der Pläne gesteckt werden. Am Ende wäre eine Kopie nicht so qualitätsvoll.“
Erwin Plate hielt dagegen: „Sie reden alles wieder kaputt. Wir müssen flexibel sein.“ Richard Henrichs (Grüne) sagte: „Lieber eine kopierte Kita als keine.“ Am Ende beschloss der Ausschuss einstimmig bei zwei Enthaltungen, die vorhandenen Pläne „als Grundlage“ für die neuen Planungen zu übernehmen. Einig waren sich die Politiker auch, dass kein Investor zum Zuge kommen soll.

„Ich bin gegen ein Investorenmodell. Die Stadt kann selbst daran verdienen“, sagte Otger Harks. Auch Günter Dieks (Grüne) erklärte: „Durch die Mieteinnahmen trägt sich der Kindergarten auf Dauer selbst.“ Die komplette Vergabe des Baus an einen Generalübernehmer war Konsens in allen Fraktionen.
Wie auch immer, das Kinderburg-Team ist schon gespannt auf das neue Gebäude. Ramona Rensing: „Das ist für uns alle ein echter Neuanfang. Wir freuen uns darauf, die Planungen begleiten zu dürfen.“
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