Faruk Azam (52) ist einer von ihnen. Einer von vielen Mutmachern. Einer, dessen Fluchtgeschichte in Stadtlohn ein gutes Ende fand. Einer, dessen Geschichte Gaby Schneider gerne erzählen möchte, um den Blickwinkel zu ändern – ihren eigenen, den der ehrenamtlichen Flüchtlingshelferinnen und -helfer und den möglichst vieler Stadtlohnerinnen und Stadtlohner.
Gaby Schneider ist Sozialpädagogin und arbeitet für die Stadt Stadtlohn. Sie hilft gemeinsam mit vielen haupt- und ehrenamtlichen Aktiven Menschen aus den verschiedensten Ländern, in Stadtlohn ein neues Zuhause zu finden. Und das ist nicht immer einfach.
„Manchmal waren die Ehrenamtlichen und auch ich recht frustriert, wenn Menschen nicht mitarbeiteten, nicht zum Deutschkurs gingen, nicht arbeiteten“, sagt Gaby Schneider. Doch dann dachte sie an Geflüchtete wie Faruk Azam. Menschen, die sich Mühe geben, hier anzukommen, die die Sprache lernen, die eine Arbeit finden.
„Ich wollte den Blickwinkel ändern, weil ich ja die guten Beispiele kenne. Ich habe mir klar gemacht, bei wem es alles gut läuft“, sagt Gaby Schneider. Wie bei Wakil Ahmad Mohammadi, der sich in Stadtlohn bei der Freiwilligen Feuerwehr engagiert. Oder bei Godwin Atinosa Onaiwu aus Nigeria, der die Ausbildung zur Fachkraft für Metalltechnik meisterte.

So entstand die Idee, eine kleine Auswahl an positiven Beispielen öffentlich zu machen. „Es sitzt ja nicht jeder wie ich ,an der Quelle‘. Die Stadtlohner sehen ja vielleicht eher die Menschen in der Stadt, die keine Arbeit haben. Die Mehrheit der gut Integrierten fällt ja viel weniger auf.“ In einer Ausstellung zeigen Fotografien und kurze Texte zwölf erfolgreiche Integrationsgeschichten.
Eine davon ist die Geschichte von Faruk Azam aus Bangladesch. Ende 2015 kam er nach Deutschland, zunächst nach Bielefeld ins Aufnahmezentrum und dann nach Stadtlohn. „Ich hatte in meinem Heimatland politische Probleme und konnte daher nicht mehr dort bleiben“, sagt er.
Unbefristeter Arbeitsvertrag
„Zunächst machte ich einen 100-Stunden-Kurs Deutsch beim JFB. Dann machte ich ein Praktikum in einer Pizzeria, was mir aber nicht gefiel. Über den Kontakt mit dem Integrationpoint der Arbeitsagentur, den die Sozialarbeiterin der Stadt vermittelte, kam ich in eine Maßnahme der BBS“, berichtet Faruk Azam.
Dort lernte er drei Monate weiter Deutsch und machte bei der Firma ADS Kunststoff in Ahaus ein Praktikum – und blieb. „Ich habe mittlerweile einen unbefristeten Vertrag und fühle mich dort sehr wohl. Meine Chefin unterstützt mich sehr.“
Mit ihrer Hilfe und der Hilfe einer Caritasmitarbeiterin bekam Faruk Azam einen Aufenthaltstitel. „Aber ich sollte auch noch mehr Deutsch lernen. Ich meldete mich an zum Integrationskurs. Der fand jeden Morgen statt. Das hieß für mich, Nachtschicht und anschließend Deutschkurs. Das war eine anstrengende Zeit, aber ich habe den Kurs bestanden. Darauf bin ich sehr stolz.“
Eröffnung am 18. April
Stolz ist auch Gaby Schneider, die die zwölf „Erfolgsgeschichten“ als Ausstellung gestaltet hat. Sie wird am Dienstag, 18. April, im Obergeschoss des Stadtlohner Rathauses eröffnet. „Vielleicht ist sie später auch noch im kirchlichen Raum oder bei der Berufsbildungsstätte in Ahaus zu sehen“, sagt Gaby Schneider.
Für Faruk Azam indes ist die Flucht- und Integrationsgeschichte noch nicht zu Ende: „Für meine Zukunft wünsche ich mir, dass meine Familie zu mir kommen kann. Ich habe sie viele Jahre nicht gesehen und vermisse sie sehr. Wenn meine Familie auch hier ist, wird Deutschland mein Heimatland sein.“
Was ihm an Deutschland gut gefällt, das ist die Hilfsbereitschaft der Menschen: „Viele Menschen haben mir geholfen: die Firma, meine Lehrerin, die Caritas, die Stadt. Ich bin all diesen Menschen sehr dankbar.“
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