Die Musikkapelle Wiesentaler war die erste Kapelle, die auf dem neuen Mühlenplatz gespielt hat und sie war die erste Kapelle, die dort eine Großveranstaltung über die Bühne gebracht hat. Einen der Höhepunkte der Feier zum 125-jährigen Bestehen.
Der Schotter auf dem Mühlenplatz in Stadtlohn gerät regelrecht ins Beben als am Samstagmittag weit über 1000 Musiker dort erst zu „Das Lieben bringt groß Freud“ und dann noch zu „Preußens Gloria“ ansetzen. Martijn Linderhof, Dirigent der Wiesentaler, der an diesem Tag die über 30 Gruppen dirigieren darf, bekommt das Grinsen kaum noch aus dem Gesicht.
Gezählt hat die Musiker an diesem Tag niemand. Laut Jana Liemann, der Vorsitzenden der Musikkapelle Wiesentaler, sollen es um die 1300 sein. Von Kapellen aus Stadtlohn, von befreundeten Kapellen und Spielmannszügen aus der Umgebung und natürlich aus der Partnerstadt Stadtlohns San Vito.
Das ganz besondere Ständchen lassen die Musiker gemeinsam zum 125-jährigen Bestehen der Musikkapelle Wiesentaler 1900 erklingen. Und es ist einer der Höhepunkte dieses „Jetzt werde ich doch noch emotional“, sagt Jana Liemann kurze Zeit später.
Sternmarsch zum Mühlenplatz
Zuvor waren die Kapellen, Schützenvereine, die Karnevalsgesellschaft Um Bütt un Pütt im Sternmarsch aus vier Richtungen auf den Mühlenplatz marschiert. Zum Schluss waren 90 Musikerinnen und Musiker des Hauptorchesters der Wiesentaler auf den Platz gezogen. In Sechserreihen. Anders hätte es nicht mehr gepasst. Aus normaler Augenhöhe war die schiere Masse der Musiker kaum zu erfassen. Nur den wenigen Glücklichen, die einen der erhöhten Plätze auf der Treppe zum Café Berkelmühle oder gar auf der Bühne ergattert hatten, bot sich das komplette Bild.
Auch Jasmin Kowalik zeigte sich überwältigt. Die stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Borken im Volksmusikerbund NRW überreichte den Wiesentalern zum runden Geburtstag die Goldene Ehrenplakette der Bundesvereinigung Deutscher Musikverbände. „Danke für eure Liebe zur Musik und dafür, dass ihr Musik und Musikern ein Zuhause gegeben habt“, erklärte sie. Seit Jahren seien die Wiesentaler ein wertvoller Ausbildungsstützpunkt und mit ihrem Einsatz und Engagement im Kreisverband ein unbezahlbarer Teil. „Ihr führt altersübergreifend die Menschen zusammen“, sagte sie.
Musikunterricht für Bürgermeister
Stadtlohns Bürgermeister Berthold Dittmann, selbst eigener Aussage nach eher unmusikalisch, hatte den Wiesentalern beim Kommersabend am Freitag auf dem Saxophon ein Ständchen gespielt. Die notwendigen Handgriffe hatte er kurz vorher bei den Wiesentalern gelernt. „Und das wurde ja doch ganz hörbar“, scherzte er.
Dann wurde er trotz aller Freude wieder Ernst: „Ohne Ehrenamt wäre es schlecht bestellt um unser Hattken van de Welt“, sagte er. Dass Ehrenamt und Jugendarbeit bei den Wiesentalern eine ganz besondere Bedeutung habe, zeige ja schon der Altersdurchschnitt der rund 180 Mitglieder: „24 Jahre“, nannte er noch einmal die bekannte Zahl. „Ihr zeigt eure leidenschaftliche Haltung zur Musik und zu eurem Zuhause im Verein“, lobte er. Eben bei der Musik zuhaus‘. So hatten die Wiesentaler ihr Jubiläum betitelt.
Auch die Schützenvereine aus Stadtlohn bedanken sich noch mit einer besonderen Urkunde für den Einsatz der Wiesentaler auf ungezählten Schützenfesten.
Großes Engagement
Dass die Musikapelle selbst komplett auf den Beinen ist, versteht sich von selbst: Vom ältesten Ehrenmitglied auf der Bühne bis hin zu den jüngsten Nachwuchsmusikern, die als Schildträger vor den jeweiligen Musikgruppen marschierten.
Von dem gemeinsamen Spiel geht es dann im großen Zug quer durch die Stadt zum Festzelt. Dort wird das Jubiläum weiter gefeiert. Mit einer großen Party. Zu Ende ist das Jubiläumsjahr für die Wiesentaler damit aber längst noch nicht: Am 29. und 30. August wird weitergefeiert: Dann steigen auf dem Mühlenplatz die Berkelbeats.



