Es ist still im Haus Hakenfort. Schon der erste Keyboardakkord in C-Dur reicht. Nicht nur 80er-Fans wissen sofort: „Forever Young“ von Alphaville. Sophia setzt mit ihrer Stimme punktgenau ein, leichte Anspannung liegt in der Luft, bis Applaus diese aufbricht. Die 14-jährige Realschülerin ist eine von rund 30 Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen, die am Mittwochnachmittag (4.9.) am Casting für ein neues Musical-Film-Projekt der Jugendkulturwerkschaft (JuKuWe) teilnehmen. Und das gar vor realen TV-Kameras: Ein Team der WDR-Lokalzeit dreht vor Ort. Vorab: Es sind am Projekt alle Stadtlohner Schulen beteiligt. Und: Es gibt noch eine weitere Chance für interessierte Kinder und Jugendliche.

Alle Bewerber im Film zu sehen
Eigentlich haben alle, die gecastet werden, schon „gewonnen“. Sie haben sich erfolgreich beworben, alle werden eingebunden. Die einen in Hauptrollen, andere vielleicht in Ensembles oder in Textrollen. Ebenso manche Lehrer oder auch Wolfgang Rölver, der für die Rolle des Rektors vorspricht. „Es geht heute vor allem darum, die einzelnen Rollen zu besetzen“, erklärt Karl-Heinz Levers.
Für den Geschäftsführer der JuKuWe ist an diesem Tag ein großer Teil der Vorarbeit für dieses Großprojekt abgeschlossen. Alles Weitere liegt vor allem in den Händen der künstlerischen Gesamtleitung, die Roland Busch übernimmt. An seiner Seite wirken unter anderem der Jugendfilmemacher Klaus Uhlenbrock und die Choreografin Elisabeth Schürmann mit.

Die Schülerinnen und Schüler werden nicht nur vor der Kamera wirken, sondern auch in allen weiteren Bereichen beteiligt. Kulisse, Kameraführung, nur zwei Beispiele. „Schon bei der Drehbuch-Idee haben sie sich eingebracht“, berichtet Dr. Nikolaus Schneider vom JuKuWe-Vorstand. Dreharbeiten werden dabei nicht nur an markanten Stadtlohner Orten mit „viel Emotion“ stattfinden, sondern ebenso in allen Schulen. Aus gutem Grund: „Inhaltlich geht es um eine fiktive Schule“, so Karl-Heinz Levers. Eine wesentliche Szene wird dann auch vor den Eltern, also vor Publikum, eingespielt – quasi eine kleine Vorpremiere, wie Levers anmerkt und lacht.

„Ihr dürft ruhig übertreiben.“ Roland Busch hat Emily und Klara sowie Milla und Nahla „Status-Spiele“ zur Aufgabe gegeben. „Die eine spielt den König, die andere den Bettler“, wirft der Regisseur ein. Das Quartett setzt die Aufforderung umgehend um. „Klasse, Du machst das richtig plakativ“, meint der Nordwalder kurz darauf zu Hennes, dem einzigen Jungen in der ersten Gruppe.
Ihren Ursprung hat dieses Projekt in einer ersten Zusammenarbeit mit Roland Busch beim Musical „Coco Superstar“ in 2017. Seinerzeit mit den weiterführenden Schulen. Nicht allein wegen des Erfolges wurde der Gedanke auf alle Stadtlohner Schulen erweitert. „Im Oktober 2023 sind wir dann konkret an Roland Busch herangetreten, das positive Votum aller Schulen folgte im Februar“, erzählt Karl-Heinz Levers in einer Pause.

Warum ein Musical-Film? „Als Theaterpädagoge bin ich für Musicals natürlich sehr offen. In einem Film kann man auch andere Dinge und Perspektiven zeigen“, erklärt Roland Busch, selbst Sänger bei den 6-Zylindern. So könne das Projekt alles abdecken, Tanz, Choreografie, Gesang und Schauspiel.
Zum Inhalt: In einer Musical-AG einer Schule fällt die Hauptdarstellerin weg. Viele wollen die Rolle, es kommt eine „eher schüchterne Kandidatin“ hinzu, die die Rolle eigentlich gar nicht will. „Diese wird von einem Mitglied der AG gemobbt“, erzählt Roland Busch. Ein Konkurrenzkampf entflammt – „mit einem Happy End“. So viel könne er schon mal verraten.
Premiere im Frühjahr 2025
Sie mag es, einfach mal in andere Rollen zu schlüpfen, erklärt unterdessen Mara, die gemeinsam mit Leni, Nuray und Nelia vorspricht. Marie hat soeben ihren Monolog beendet – wie Sophia eine Kandidatin für eine Solorolle? So weit denkt Roland Busch noch nicht, bis zum ersten Workshop lasse er die Gedanken noch einige Tage fließen und die Eindrücke wirken.
„Heute geht es um den ersten Kontakt“, so der Regisseur. Alle hätten „richtig Bock“ drauf, das könne er nach der ersten Gruppe schon einmal sagen. Und viele folgen an diesem Nachmittag noch – ebenso bald die „Bewerber“ von den Grundschulen. Für ihn selbst sei ein Musical-Film-Projekt übrigens ebenso eine Premiere.

Stiller Beobachter ist an diesem Mittwoch Karl-Heinz Levers. Die Freude, dass dieses Projekt ins Rollen kommt, ist ihm anzusehen. Bis Weihnachten sollten die Dreharbeiten im Kasten sein. Als Zielpunkt für die Premiere fasse man erstmal das kommende Frühjahr ins Auge.
Dann wird in jedem Fall auch Sophia zu sehen sein, die nach ihrem Solo noch kurz ganz gelassen in die Kamera des WDR spricht. „Das Projekt ist einfach cool, man erhält eine Chance, sein Talent zu zeigen“, berichtet die Stadtlohnerin. Und Talent hat Roland Busch an diesem Nachmittag schon einiges wahrgenommen.
Apropos Talent: Karl-Heinz Levers hat noch ein weiteres Bonbon parat: Geplant sei ein zusätzliches Casting, an dem alle interessierten Kinder und Jugendlichen teilnehmen können. Für verschiedene Aufgaben. Informationen dazu soll es alsbald geben.