29-Jähriger betreibt mobiles Sägewerk Stadtlohner erneuern Stall aus eigenen Bäumen

Mobiles Sägewerk im Einsatz: Stadtlohner erneuern Stall aus eigenen Bäumen
Lesezeit

„Sägeblattwechsel.“ Einige Stunden haben sich am Freitagmorgen (13.9.) die Zähne des ersten Sägeblatts schon durch so manchen Baumstamm gefressen. Im mobilen Sägewerk von Tobias Epping, im Auftrag von Heinrich Watermann und Sohn Christoph auf einem Hof bei Büren. Die Stadtlohner planen die Erneuerung eines Stalles – und das unter anderem aus eigenem Holz. „Nachhaltige Holzveredlung vor Ort“, nennt es Heinrich Watermann. Dank des mobilen Sägewerks, das eben zum Kunden kommt.

Die Eppings und die Watermanns vor dem Sägewerk
Tobias Epping (2.v.l.) hat mit seinem mobilen Sägewerk Station auf dem Hof von Heinrich Watermann (3.v.l.) und Sohn Christoph (r.) gemacht. Johannes Epping (l.) unterstützt seinen Sohn bei diesem Projekt. © Michael Schley

Eigentlich ist Tobias Epping gelernter Garten- und Landschaftsbauer, seit Jahren ist er in der Baumpflege tätig. „Im Baumdienst“, nennt er es. Vor zwei Jahren lernte der Weseker ein mobiles Sägewerk erstmals kennen – und war „sofort begeistert“. Er investierte einen mittleren fünfstelligen Betrag und ist seitdem für Kunden in der Region im Einsatz. Alles „nebenbei im Nebenerwerb“. Mit heute gerade einmal 29 Jahren hat er schon einige Erfahrungen gesammelt.

Nachhaltige Holzveredelung

Christoph Watermann fährt derweil den nächsten Baumstamm heran und legt diesen behutsam auf dem Ausleger ab. „Wir wollen einen Stall erneuern, dafür können wir so Kanthölzer und Bretter aus unserem eigenen Baumbestand nutzen“, erklärt Vater Heinrich, während die Eppings das Sägeblatt wechseln. Das sei vor allem nachhaltig. Und: So müsse er nicht auf teures Bauholz zurückgreifen. Zudem gewähre ein mobiles Sägewerk ein hohes Maß an Flexibilität. „Wir haben hier so acht bis zehn Festmeter, diese Mengen bedient ein großes Sägewerk kaum“, erklärt der Landwirt.

Mobiles Sägewerk im Einsatz
Bis zu 8,50 Meter lang dürfen die Baumstämme sein, die Tobias Epping mit dem mobilen Sägewerk bearbeiten kann. © Michael Schley

Tobias Epping erhält von Vater Johannes unterdessen die nächsten Maße zugerufen. Der Jungunternehmer stellt das Sägewerk passend ein und schon bald fressen sich die Zähne wieder in den nächsten Baumstamm. Rund eine halbe Stunde dauert es, bis das fertige Kantholz abtransportiert werden kann. Mit seinem Sägewerk sei er in der Lage, Baumstämme bis zu 8,50 Metern Länge zu bearbeiten. Blockware, Bohlen, Balken, Bretter, Latten – „alles, was der Kunde wünscht“. Aus Eichen, Lärchen oder auch Kiefern.

Kantholz wird abtransportiert
Die fertigen Kanthölzer und Bretter nutzt Heinrich Watermann später auf dem eigenen Hof zur Erneuerung eines Stalles. © Michael Schley

Bei diesem Fabrikat nehme er mit dieser Dimension in der Region schon eine Ausnahmestellung ein, meint er. „Viele fahren auf sechs Meter, brauchen dann eine Verlängerung.“ 90 bis 100 Zentimeter darf im Übrigen der Durchmesser des Stamms maximal sein. Die maximale Schnittbreite beträgt 80 Zentimeter. Der „Nachteil“ mit Blick auf den Transport: „Insgesamt komme ich da schon auf zehn Meter.“ Plus Traktor. Tobias Epping lacht.

Mann sägt an einem Baumstamm
Bevor die Baumstämme aufgelegt werden, sägt Tobias Epping diese auf die passende Länge. © Michael Schley

Usus sei es nicht, dass der Kunde sein Holz vor Ort gleich umsetzt. Andere vermarkteten das Holz dann weiter. Tobias Epping arbeitet unter anderem auch für Kommunen. Die Stadt Bocholt habe aus dem Holz einst Sitzbänke gefertigt, berichtet der 29-Jährige. Auch nachhaltig.

Ja, es habe schon eine gewisse Portion Mut dazugehört, in dieses Projekt zu investieren. Aber: „Ich war jung und wollte dann schon Geld in die Hand nehmen“, blickt Tobias Epping zurück. Oder wie er es nennt: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Aufgrund der Corona-Krise seinerzeit habe er auch Geduld aufbringen müssen, bis die Maschine endlich geliefert werden konnte. Es brauchte zudem eine „Zugmaschine“, einen Traktor. Rund ein Jahr Wartezeit vergingen, bis er „von null auf starten“ konnte.

Ein Sägeblatt wird gewechselt.
Nach gewisser Zeit steht auch beim mobilen Sägewerk ein Wechsel des Sägeblatts an. © Michael Schley

Vorerst soll dieser Nebenerwerb auch ein solcher bleiben. „Davon leben könnte man vielleicht, wenn man das Holz selbst vermarktet“, meint der Weseker. Dann müsse er aber auch seinen Aktionsradius steigern. „Das will ich eigentlich nicht“, wiegelt der 29-Jährige ab. Das Risiko sei schon hoch – vor allem als junger Familienvater, der gerade gebaut habe.

Unternehmer hat weitere Ziele

Wobei er betont, dass er sich schon als richtiger Unternehmer fühle. Eben immer dann, wenn es die Zeit zulasse. Manche Aufträge dauerten zwei Tage, nach drei Tagen sei der Akku auch mal leer. Er genieße die Freiheit, „nicht sägen zu müssen“. Tobias Epping hegt aber durchaus Pläne: vielleicht mal ein Breitbandsägewerk? Nochmal eine andere Hausnummer, auch in Sachen Investitionsvolumen. „Man muss sich aber Ziele setzen“, ergänzt der Unternehmer.

fertiges Bauholz liegt auf dem Boden
Binnen eines Tages wurden auf dem Hof Watermann acht bis zehn Festmeter Bäume in Bauholz umgewandelt. © Michael Schley

In einem Tag hofft es Tobias Epping bei den Watermanns zu schaffen. In ganz entspannter Atmosphäre geht es am Freitag auf dem Hof Hand in Hand. Die Konzentration muss dennoch hochgehalten werden. Aus gutem Grund: „Bei jedem Stamm habe ich nur eine Chance, die ich nicht vergeigen darf“, erklärt der Weseker und lacht wieder. Sprich: Die Maße müssen schon passen.

Was er sonst an diesem Job mag? „Kundenkontakt.“ Tobias Epping hat sofort eine Antwort parat. Die Leidenschaft für Bäume und Holz sei das eine. Aber auch das Zwischenmenschliche müsse passen – im Haupt- wie im Nebenjob. „Man erzählt sich viel, erfährt so einiges. Zum Beispiel beim gemeinsamen Frühstück“, berichtet der 29-Jährige.

Ganz besonders wichtig sei es ihm, so das Holz von auch toten oder kranken Bäume noch über Generationen zu erhalten. „Aus einem gefällten Baum werden sinnvolle Dinge gemacht“, meint er. So wie bei den Watermanns. Vor 70, 80 Jahren seien diese Bäume mal angesetzt worden, die aktuelle Generation verarbeite diese nun. In einem Stall auf dem Hof. „Verbrennen geht nur einmal“, nennt Tobias Epping eine mögliche Alternative.

Mann an der Säge
Für Tobias Epping ist jeder Sägevorgang auch immer eine Präzisionsarbeit. © Michael Schley