Mit modernster Technik will Stadtlohn eine erneute Überflutung der Stadt verhindern

© Janny Heisterborg

Mit modernster Technik will Stadtlohn eine erneute Überflutung der Stadt verhindern

rnHochwasser in Stadtlohn

Die Bilder von 2016 sind allen Stadtlohnern noch präsent. Große Teile der Stadt standen unter Wasser. Modernste Technik soll nun verhindern, dass sich dieses Szenario wiederholt.

Stadtlohn

, 08.06.2019, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist ein wenig paradox. „Wir diskutieren im Moment über Notfallkonzepte für Starkregen oder Hochwasser, dabei könnten Natur und Landwirte gerade Regen gut gebrauchen“, sagt Ewald Rathmer. Gemeinsam mit seinem Kollegen Gerd Große Frericks ist er bei der Stadt Stadtlohn für Gewässer und Hochwasserschutz zuständig. Obwohl anhaltende Regenfälle seit Monaten ausbleiben, wird im Hintergrund mit Hochdruck an einem hochmodernen Hochwasser- und Starkregen-Frühwarnsystem gearbeitet. Man habe aus der Vergangenheit gelernt, heißt es.

„Im Juni 2016 wussten wir um 12 Uhr nicht, dass ein Hochwasser in diesem Ausmaß im Anmarsch war. Und 14.30 Uhr stand bereits die Losbergschule unter Wasser. Uns waren die Hände gebunden“, erinnert sich Gerd Große Frericks an die verheerenden Folgen des Hochwassers von 2016. „Ein solches Szenario möchten wir in Zukunft auf alle Fälle verhindern.“

Die Lösung könnte ein webbasiertes Berkelpegel-Messsystem sein. In der jüngsten Sitzung des zuständigen Fachausschusses wurde das Konzept vorgestellt und einstimmig verabschiedet. 63.000 Euro wurden zur Realisierung des Projekts eingeplant, eine Förderung von 80 Prozent durch das Land NRW wurde in Aussicht gestellt. Nach drei Jahren Planung ist damit die letzte Hürde genommen.

Stadtlohn übernimmt Rolle des Vorreiters

Damals, einen Monat nachdem weite Teile der Innenstadt unter Wasser gestanden hatten, setzten sich die Vertreter der Berkel-Kommunen zusammen: Coesfeld, Gescher, Billerbeck, Vreden und eben Stadtlohn. „Wir haben uns gefragt: Wie können wir uns verbessern? Der Gedanke für ein webbasiertes Berkel-Messsystem wurde in dieser Zeit geboren“, erklärt Gerd Große Frericks. Alle Beteiligten sind sich zu dem Zeitpunkt einig, dass nur kommunenübergreifend eine Lösung gefunden werden kann.

In der Folgezeit wurde es jedoch still um das Projekt. „Je länger das Hochwasser zurück lag, desto ruhiger wurde es um das Thema“, so Große Frericks. Ende 2017 entscheiden sich die Stadtlohner, die Zügel in die Hand zu nehmen. „Wir beschlossen, die Vorreiterrolle einzunehmen, weil für Stadtlohn schon immer das größte Risiko bestand“, sagt Ewald Rathmer.

Nur drei Pegel können gemessen werden

Bis heute ist die Situation aus Sicht der Gewässer-Experten mangelhaft, erklärt Gerd Große Frericks: „Aktuell wird der Pegelstand der Berkel nur an drei Stellen gemessen. Oberhalb von Coesfed, zwischen Gescher und Coesfeld und in Ammeloe. Das war‘s.“ Mit dem webbasierten Berkelpegel-Messsystem, das Mitte 2020 fertig gestellt werden könnte, verfolgt man nun mehrere Ziele.

Durch sechs neue Pegelstationen werden die Messwerte verdichtet. Außerdem sollen die neu installierten Systeme nicht nur aktuelle Pegelstände messen, sondern auch Niederschlags-Prognosen mit einbeziehen. „Für uns ist wichtig: Wo kommt es runter und wie wirkt es sich aus?“, sagt Gerd Große Frericks. Er ist sich sicher: Wäre die Technik schon 2016 installiert worden, hätte es die Überflutung in diesem Maße nicht gegeben. „Die Einsatzkräfte wären schon viel früher installiert worden. Wir hätten in den frühen Morgenstunden schon gewusst, was uns ungefähr erwartet.“

Datenzentrale soll aufgebaut werden

Entgegen der ursprünglichen Planung prescht die Stadt Stadtlohn nun alleine vor. Das ist allerdings nur Phase eins der Planung. Perspektivisch sollen auch die anderen Kommunen mit webbasierten Messsystemen ausgestattet werden. Eine digitale Datenplattform soll dann dafür sorgen, dass in Echtzeit die Messungen aller Pegelstationen einsehen werden können. „Die anderen Berkelanrainer sind definitiv noch mit im Boot. Die Wege sind kurz“, sagt Ewald Rathmer. Der übernächste Schritt wird sein, auch den niederländischen Nachbarn mit an Bord zu holen.