„Gut, dass Stadtlohn seine Hauptschule im Blick hat. Viele Kommunen wären heute froh, wenn sie noch eine Hauptschule hätten!“, sagt Birgit Kentrup. Der Leiterin der Losbergschule ist die Freude über das Vertrauen der Eltern anzumerken. Zum ersten Mal seit vielen Jahren wechseln nach den Sommerferien wieder mehr als 30 Prozent der Stadtlohner Viertklässler zur Losbergschule.
Die Stadtlohner Hauptschule hat im vergangenen Jahr ihr 50-jähriges Bestehen gefeiert. Der Anmeldeboom stärkt die Schule, die zu den letzten ihrer Art in Nordrhein-Westfalen gehört. Im Kreis Borken gibt es nur noch zwei weitere Hauptschulen in Bocholt. Mit der Losbergschule wird auch das dreigliedrige Schulsystem in Stadtlohn gestärkt, das ebenfalls Seltenheitswert im ganzen Land hat.
Alle Schulen wachsen
„Stolz und glücklich“ ist daher auch Klaus-Dieter Weßing. Der Leiter des Fachbereichs Schule im Stadtlohner Rathaus konnte in dieser Woche dem Schulausschuss fast perfekte Anmeldezahlen präsentieren: Alle weiterführenden Schulen wachsen.
„Das ist vor allem eine Anerkennung für die Arbeit in den Schulen“, sagt Klaus-Dieter Weßing. 94 Prozent aller Stadtlohner Viertklässler wechseln im neuen Schuljahr auf eine weiterführende Schule in Stadtlohn. Umzüge und die Wahl einer Förderschule führen lediglich in Einzelfällen zu einer auswärtigen Beschulung.
Viele Schüler aus Nachbarkommunen
Die Schulen in Stadtlohn sind aber nicht nur für Stadtlohner Kinder die erste Wahl. 133 Kinder aus den Nachbargemeinden wurden jetzt neu für die vier weiterführenden Schulen in Stadtlohn angemeldet.
Vor allem das Geschwister-Scholl-Gymnasium zeigt Magnetwirkung. 54 Viertklässler aus den Nachbargemeinden wechseln bald in die fünfte Klasse des Stadtlohner Gymnasiums, vor allem aus Gescher (37), Südlohn (7) und Oeding (8).
Realschulen bei Anmeldung vorne
Die Realschule ist bei den Stadtlohner Eltern die meistgewählte Schulform: 76 von 184 Stadtlohner Viertklässlern wechseln zu einer Realschule. Das sind 39 Prozent. Im Vorjahr waren es 40,6 Prozent
Die Hauptschule folgt in diesem Jahr schon an zweiter Stelle mit einer Übergangsquote von 31,3 Prozent. Klaus-Dieter Weßing: „Das ist wahnsinnig hoch.“ Und der Zuwachs ist enorm. Im Vorjahr lag die Quote bei 21,3 Prozent. Andere Hauptschulen im Land kämen, so Weßing, nur auf 5 Prozent.
Die Übergangsquote der Stadtlohner Schüler zum Gymnasium liegt in diesem Jahr bei 24,1 Prozent. Im vergangenen Jahr lag sie deutlich höher, nämlich bei 31,4 Prozent. Fünf Stadtlohner Kinder wechseln nach den Sommerferien zu auswärtigen Sekundarschulen, einer zur Gesamtschule nach Gescher.
Was ist die Ursache für den Quotenausschlag nach oben bei der Hauptschule und für den Quotenknick beim Gymnasium? Nach Gesprächen mit Grundschulleiterinnen und -leitern kommt Klaus-Dieter Weßing zu dem Schluss, dass die Coronapandemie die Ursache sein könnte.
Coronabedingte Lernrückstände könnten dazu geführt haben, dass Grundschullehrerinnen und -lehrer häufiger Hauptschulempfehlungen ausgesprochen hätten. Birgit Kentrup ist sich nicht sicher, ob diese Erklärung zutrifft. „Die Ursachenforschung ist schwierig“, sagt sie. Wie auch immer, sie freue sich über den Vertrauensbeweis, den die Eltern mit ihrer Anmeldung zeigen würden.
In der Schulausschusssitzung hob Birgit Kentrup als besonderes Plus ihrer Schule die Übergangsbegleitung hervor, die „motivierend und wertschätzend“ den Wechsel von der Schule in Ausbildung und Beruf eng begleite.
Und das sind die Gesamtschülerzahlen der weiterführenden Schulen im kommenden Schuljahr (in Klammern Neuzugänge/Abgänge):
Geschwister-Scholl-Gymnasium: 795 (101/90)
Herta-Lebenstein-Realschule: 531 (77/72)
St.-Anna-Realschule: 382 (64/64; gedeckelt)
Losbergschule: 472 (75/65)
Gesamt: 2180 (317/291)