Diesel getankt, Zigaretten gekauft – und natürlich die leckeren holländischen Lakritz gegessen, am besten noch am Meddo-See. Jetzt, da er mit seinem niederländisch-deutschen Ensemble King's Men in der Grenzregion unterwegs ist, kommen bei Marcell Kaiser Kindheits- und Jugenderinnerungen hoch. Seit einigen Jahrzehnten wohnt der Schauspieler zwar schon in Münster, geboren ist er allerdings in Stadtlohn.
An zwei Tagen Ende Juni geht es für den Multi-Schauspieler nun wieder nach Winterswijk. Auf dem Programm steht Shakespeare-Unterhaltung mit King Lear. An einem ganz besonderen Ort.

Toben im Bockwinkel, Marienschule, eine erste Band mit „Lazy Botch“ an der Seite des Fotografen Thomas Willemsen, Abitur am Gymnasium Georgianum in Vreden – sein Fundament hat Marcell Kaiser in Stadtlohn und Umgebung gelegt. Und auch hier schließt sich nun ein Kreis: „Wir waren am Gymnasium die ersten, die Niederländisch angeboten bekamen“, erinnert sich der gebürtige Stadtlohner. Immer wieder komme er noch nach Stadtlohn in die Heimat. Eine Schwester wohnt noch dort, eine andere „nebenan“ in Südlohn. Gerda Wolters.
Und letztere hat ihrem Bruder und Team bei der Umsetzung von King Lear gar geholfen. Sie hat das Stück ins Plattdeutsche übersetzt (wir berichteten). Aus gutem Grund: Das Drama wird mit Humor und Leichtigkeit „in die Gegenwart übersetzt“, in der typischen King's Men-Mischung aus Niederländisch, Deutsch, Englisch und eben Platt. „Shakespeare at his best. Aber dann so, wie wi dat maakt“, meint der gebürtige Stadtlohner, Jahrgang 1967. Und lacht.
Nach dem Abi zog es Marcell Kaiser zum Studium nach Münster, dort kam er erstmals mit dem Theater in Berührung. Er reiste mit dem Circus Krone durch Europa und lernte dort das Fach des Weißclowns, bevor er sich in Münster niederließ, um als selbständiger Theatermacher zu arbeiten. Er spielte in Kabarettvorstellungen und Theaterensembles, Filmen wie dem Kino-Thriller „Wir sind die Flut“, arbeitet sogar als Klinikclown. Mittlerweile ist das Multi-Talent dort angekommen, wo sein Herz schlägt: „Als Kaiser bei den King’s Men.“
Auftritte an besonderen Orten
Von der Homebase am Schloss Bentlage geht es für das Ensemble nach unter anderem der Burg Hülshoff nun wieder über die Grenze: eben nach Winterswijk. Im Privatgarten der Havezathe, wo einst das Schloss Plekenpol stand, erhält die zeitlose Geschichte von King Lear ein neues Flair. „Wieder an einem Ort, wo man sonst nicht so einfach hinkommt“, nennt Marcell Kaiser eine der Besonderheiten der Locations. „Es werden sogar Zuschauer ins Spiel eingebunden“, erklärt der Münsteraner. Ohne zu viel verraten zu wollen.
„Home is where the heart is.” Marcell Kaiser zitiert den Narren aus King Lear. Und erinnert sich dabei wieder ans „Hattken van de Welt“: seine Heimat Stadtlohn. Seit 2016 ist er mit King's Men unterwegs, spielte unter anderem Hamlet und Macbeth. Und dieses Projekt soll auch eine Zukunft haben: Als nächstes steht The Tempest (Der Sturm) auf dem Zettel.
King Lear wird am Donnerstag und Freitag, 27./28. Juni, um 19.30 Uhr im Havezathe Plekenpol in Winterswijk aufgeführt. Karten können bei Theater De Storm (www.theaterdestorm.nl) bestellt werden.