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Leandro Lopes: Internationale Stars stehen auf Schuh-Design aus Stadtlohn
Millionenumsätze
Boxweltmeister, Rapper und Fußballstars posieren mit seinen Schuhen. Der Stadtlohner Schuhdesigner Leandro Lopes macht Millionenumsätze. Alles begann auf dem Schulhof der Owweringschule.
Leandro Lopes. Dieser Name aus Stadtlohn geht um die Welt. Aber viele Stadtlohner wissen noch gar nicht, wer sich dahinter verbirgt. Dafür hat ihn das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes als „einen Mann, der etwas verändert“ bezeichnet. Stars wie der Rapper Jason Derulo, Kay One oder die Fußballer Franck Ribéry, Manuel Neuer, Jérôme Boateng posieren stolz mit seinen Schuhen.
Goldschnalle mit Diamanten: Boxweltmeister zahlt 30.000 Dollar
Auch etliche Profis von Borussia Dortmund, FC Barcelona oder FC Liverpool tragen die Sneaker mit dem markanten Doppel-L. Und manch einer lässt sich den Luxus ein kleines Vermögen kosten. Ex-Boxweltmeister Floyd Mayweather, der als einer der bestbezahlten Sportler gilt, legt für ein Paar Mosh Lightblue Diamond aus dem Hause Leandro Lopes 30.000 Dollar auf den Tisch. Pythonleder und drei Karat Diamanten auf Goldschnallen mit insgesamt 18 Karat haben ihren Preis.

Franck Ribéry gefällt das Schuh-Design aus Stadtlohn. © Leandro Lopes
Beim Hausbesuch in der Firmenzentrale an der Gutenbergstraße hingegen vermittelt nur der weiße Lamborghini Urus vor der Tür etwas Glamour. „Ich weiß, ein Lamborghini gehört sich eigentlich nicht für einen münsterländischen Unternehmer“, sagt Leandro Lopes augenzwinkernd. „Aber ich darf keinen Corsa fahren, das wäre geschäftsschädigend. Dann könnte ich keine Luxusschuhe für 400 Euro verkaufen. Die Leute würden denken: ,Da stimmt doch was nicht‘.“
„Als ich in die Hilgenbergschule kam, sprach ich kein Wort deutsch“
Die Büros in der unscheinbaren Gewerbehalle am Ende einer Sackgasse aber sehen nach nüchterner Arbeit aus. Im Flur stehen mehrere Dutzend Sneakerpaare – ohne Gold und Diamanten. „Meine Schuhe gibt es ab 300 Euro aufwärts. Ich stelle gerade eine Auswahl für eine Messe zusammen“, sagt Leandro Lopes. Nächste Woche beginnt die Pitti Immagine Uomo, die Herrenmodemesse in Florenz. Ein Pflichttermin für Leandro Lopes.

Rapper Sido mag LL-Sneaker in Schwarz. © Leandro Lopes
Kaffee? Wasser? Der Chef kümmert sich selbst. Dann stellt er sich vor. Leandro Lopes, 34, Stadtlohner. Als er sechs Jahre alt war, wanderten seine Eltern aus Portugal aus. „Ich sprach kein Wort Deutsch, als ich an der Hilgenbergschule eingeschult wurde. Aber die Lehrerin war nett und hat überall Zettelchen mit Wörtern draufgeklebt.“ In Stadtlohn hat sich Leandro Lopes schnell zuhause gefühlt.
Ferienjobs in der Schuhfabrik des Opas
Die Sommerferien verbrachte er oft in Portugal. „Die Schuhfabrik meines Opas fand ich immer spannend.“ Dort packte er mit an, lernte die Schuhproduktion von der Pike auf kennen. Die Fabrik seines Großvaters produzierte hochwertige Schuhe und klassische Lederwaren und arbeitete mit Marken wie Louis Vuitton und Valentino zusammen.

Megastar Jason Derulo trägt Mode aus Stadtlohn. © Leandro Lopes
„Auf dem Schulhof der Owweringschule habe ich dann meine ersten Schuhe an Mitschüler verkauft“, erzählt Leandro Lopes – angefertigt nach eigenen Entwürfen in der Fabrik seines Großvaters. „Ich habe natürlich den Schuh nicht neu erfunden. Damals habe ich mich noch sehr an angesagten Marken wie Adidas und Nike orientiert.“
Als Gerüstbauer Geld für den großen Traum verdient
Welchen Beruf ergreift jemand, der hoch hinaus will? Leandro Lopes wird Gerüstbauer. „Das war der Ausbildungsberuf, in dem man schon in der Lehre gutes Geld verdient“, sagt Leandro Lopes. Er spart für seinen großen Traum. Er will Schuhdesigner werden, eine eigene Marke kreieren. Und er will selbstständig sein.

Feines Leder und echte Handarbeit zeichnen die LL-Sneaker nach Angaben von Leandro Lopes aus. © Stefan Grothues
Mit 23 ist er so weit. Doch der Erfolg bleibt aus. „Die ersten vier, fünf Jahre waren echt schwer. Es ist nicht so gut gelaufen.“ Im Rückblick sieht Leandro Lopes einen strategischen Fehler. „Ich habe mich auf den Massenmarkt konzentriert und Schuhe für 30 oder 40 Euro verkauft. Die Margen waren einfach zu klein.“
Elf Millionen Euro Jahresumsatz
Als er nur noch 10.000 Euro zur Verfügung hat, reißt er das Ruder herum. Unter dem Markennamen „Leandro Lopes“ lässt er jetzt hochwertige Ledersneaker nach eigenen Entwürfen in Portugal produzieren. Sein Geschäftspartner Mohamad Sharif ist Marketing-Experte und hat Kontakt zur Rapper-Szene. Die ersten Promis lassen sich in Schuhen von Leandro Lopes fotografieren. Die Vermarktung übers Internet geht viral. Schnell sind die Schuhe ausverkauft. Nach einem halben Jahr ist die 10.000-Euro-Reserve auf 600.000 Euro angewachsen.

LL-Sneaker-Träger Jérôme Boateng © Leandro Lopes
Und das war erst der Anfang. „2020 haben wir über 20.000 Paar Schuhe verkauft“, sagt Leandro Lopes. Der Jahresumsatz ist kontinuierlich gewachsen, zuletzt auf mehr als zehn Millionen Euro. Stolz fügt der Selfmademan hinzu: „Das Unternehmen ist aus eigener Kraft gewachsen, ohne die Hilfe von Banken. Aber wir sind ja noch eine kleine Nummer. Gucci macht eine Milliarde Umsatz.“
60 Prozent der LL-Sneaker finden übers Internet den Weg zu ihren Kunden, 40 Prozent über den stationären Einzelhandel, zum Beispiel im KaDeWe in Berlin oder im Breuninger auf der Kö in Düsseldorf.
Eigene Schuhfabrik in Portugal
In Deutschland beschäftigt Leandro Lopes acht Mitarbeiter. In Portugal hat er seit dreieinhalb Jahren eine eigene Schuhfabrik, in der 20 Mitarbeiter ausschließlich LL-Sneaker produzieren. Leandro Lopes will weiter wachsen. Möglicherweise wird das Unternehmen seinen Firmensitz nach Düsseldorf verlegen. „Das mache ich nicht gerne. Aber es ist schwer, Designer und andere kreative Köpfe nach Stadtlohn zu holen.“

LL-Sneaker-Träger Manuel Neuer © Leandro Lopes
Aber das ist Zukunftsmusik. Leandro Lopes steht mit beiden Beinen fest auf dem Boden. „Ich bin ja Münsterländer. Da geht es auch um Sicherheit.“ Die sieht der 34-Jährige im Immobiliengeschäft. Über 100 Mietwohnungen gehören ihm. Derzeit plant er ein Mammutprojekt für Stadtlohn, das aber noch nicht spruchreif ist. Und auch privat will er mit seiner Frau und den drei Söhnen auf jeden Fall Stadtlohner bleiben: „Hier bin ich zuhause, hier fühle ich mich wohl.“

Joshua Kimmich freut sich über seine LL-Sneaker. © Leandro Lopes