„Wir müssen Geld in die Hand nehmen.“ Helmut Könning weiß, dass auf die Stiftung Maria-Hilf in den kommenden Monaten einiges zukommen wird. Ins ehemalige Krankenhaus muss kräftig investiert werden.
Das wiege am Ende aber ein großer Mehrwert deutlich auf, so der Kuratoriumsvorsitzende stellvertretend. Am Mittwoch (3.7.) wurde in einem Pressegespräch der Weg dorthin aufgezeichnet. Gemeinsam mit einem neuen Mieter.
Fast zwei Jahre ist es nun her, dass das Krankenhaus Maria-Hilf geschlossen wurde. In viele Richtungen wurde seit Oktober 2022 gedacht, wie die große Liegenschaft mit Leben gefüllt werden kann (wir berichteten). Während sich nach und nach der gesamte Gesundheitscampus mit unter anderem Facharztpraxen sowie medizinischen und sozialen Einrichtungen entwickelte, fehlte es eben an einer Nachnutzung noch für Teile des ehemaligen Krankenhausgebäudes.
Nun gibt es eine Perspektive für den großen Trakt mit den ehemaligen Stationen 1, 3 und 5 zur Vredener Straße hin. Eine langfristige auch für an die 70 Mitarbeiter. Der Kreis Borken wird diesen mieten, um dort seine drei Nebenstellen des Jugendamts zu bündeln. Einhergehend mit einer energetischen Umbaumaßnahme und der Hoffnung auf eine Förderung dieser. Erste Kostenschätzung: 3,7 Millionen Euro.
Stiftung sieht sinnvolle Ergänzung
Über 150 Jahre war die Stiftung Maria-Hilf Trägerin des Stadtlohner Krankenhauses, mit der Schließung musste sich das Kuratorium plötzlich neuen Herausforderungen stellen. Gefunden werden mussten Nachfolgelösungen, die „ökonomisch tragbar und nachhaltig“ sind, wie Helmut Könning erklärte. Vor rund einem Jahr sei dann der Kreis Borken auf Eigentümer und Standortkommune zugekommen.

Mit dem neuen Mieter würde das Konzept auf dem gesamten Campus sinnvoll ergänzt. „Da kommt auf unsere Mitglieder natürlich was zu“, so der Vorsitzende des Kuratoriums. Finanziert wird der Umbau grundsätzlich durch die Stiftung und den Kreis Borken durch den langfristigen Mietvertrag. Mit der Hoffnung auf eine energetische Förderung (KfW) als möglichst großem Baustein.
Seine Doppelfunktion als Bürgermeister und geborenes Kuratoriumsmitglied konnte Berthold Dittmann einbringen. Mit Blick auf den Leerstand habe die Stadt stets ein großes Interesse daran gehabt, das Krankenhaus zu beleben.
Selbst ist die Stadt Mieterin eines weiteren Flügels für die Unterbringung von Flüchtlingen, Nutzungskonflikte sehe man dort keine kommen. Zum Ziel sei die Stadt seinerzeit ähnlich wie der Kreis gekommen: „Auf der Suche nach freien Flächen für Container sind wir mit dem Finger am Krankenhaus hängengeblieben.“
Die zentrale Lage Stadtlohns im Kreisgebiet sei ein wesentlicher Faktor bei der Standortwahl gewesen, berichtete Landrat Dr. Kai Zwicker. Stadtlohn sei zudem akzeptiert und fest vernetzt im Sozialraum.
Konkretisiert wurden die Gespräche mit der Stadt und dem Kuratorium beim Blick auf die vorhandene Infrastruktur. Gute Erreichbarkeit, die Parksituation, das Raumpotenzial, Barrierefreiheit, die Verkehrsanbindung – all das seien Schlüsselfaktoren gewesen. Alles, um den Inhalten den notwendigen Rahmen zu bieten.

Für 13 Kommunen ohne eigenes Jugendamt ist der Kreis Borken zuständig. Neben der Hauptstelle am Kreishaus gibt es die Nebenstellen in Gescher, Rhede und eben Stadtlohn an der Josefstraße als älteste.
Alle drei Standorte seien für die Trägerin der Jugendhilfe räumlich ausgereizt, „da stoßen wir an unsere Grenzen“, so Kai Zwicker. Dies vor dem Hintergrund, dass sich die Arbeit der sozialen Dienste verändert habe.
Immer neue Herausforderungen stünden in einem Spannungsverhältnis zu sich ändernden Mitarbeiterstrukturen, einer hohen Fluktuation und verstärktem Fachkräftemangel. Folge: Gerade junge Mitarbeiter müssten immer mehr Verantwortung übernehmen. Und dies in sensiblen Bereichen wie beim Thema Kindeswohlgefährdung.
Mit der Zentralisierung an einem Standort würde vor diesem Hintergrund nicht nur Unterstützung durch ein großes Team im Haus gebündelt, sondern auch die Ausbildung professionalisiert. „Am Ende schaffen wir auch Synergieeffekte.“
Das alles sei das Ergebnis des Abwägungsprozesses der Lenkungsgruppe, bestehend aus Vertretern des Kreisjugendamtes und der Organisationsabteilung der Kreisverwaltung, gewesen. Das Landesjugendamt begleitete das Verfahren.
Einzug für Anfang 2026 geplant
Eine Perspektive für mindestens 50 bis sicher an die 70 Mitarbeiter werde so geschaffen, meinte Kreisdirektor Dr. Ansgar Hörster. „Es ist noch was zu tun“, umriss der Kreisjugenddezernent das Paket, das mit dem Umbau geschnürt werden muss. Wobei der Großteil an Vorarbeit geleistet ist.
Aktuell stimmt der Eigentümer mit einem Planungsbüro die Umsetzung ab. Die energetische Sanierung soll bis Ende 2025/Anfang 2026 abgeschlossen sein, sagte Helmut Könning. Dann könnten die Mitarbeiter des Kreisjugendamtes die neuen Räume beziehen – für sicher 20 Jahre, so zog Ansgar Hörster den Planungszeitraum auf.
Für die Mitarbeiter und Familien ändere sich dadurch nichts, betonte Brigitte Watermeier als Leiterin des Kreisjugendamtes: „Wir geben die Teilraumorientierung nicht auf.“ Sprich: Die Mitarbeiter werden wie bisher Familien zuhause aufsuchen und in jeder Kommune werden weiterhin offene Sprechstunden angeboten.
Dass diese Nachricht die aktuelle Aufbruchstimmung auf dem Campus weiter befeuere, bestätigte stellvertretend die Apothekerin Johanne Elias (Kuratorium). Erst jüngst konnten neue Mieter für diesen gewonnen werden. Jüngste Zugänge waren die Praxis Dr. Sperlbaum (Rutsch und Kollegen), die Praxis für Psychotherapie von Dipl.-Psych. Marie von dem Berge und eine Beratungsstelle des Jugend- und Familienbildungswerkes (JFB).