Auf dem Acker in Almsick wächst nicht nur das Essen von morgen. Dort liegen auch Schicksale von gestern. Ingmar Kemper sucht schon seit fast 25 Jahren mit einem Metalldetektor nach Spuren der Schlacht im Lohner Bruch. Und er ist schon hundertfach fündig geworden.
Für seinen ersten Metalldetektor hat Ingmar Kemper in den Sommerferien schwer geschuftet. „Ich war 15 oder 16, da habe ich bei Hülsta einen Ferienjob angenommen, um mir meine erste Sonde leisten zu können“, sagt der heute 40-jährige gebürtige Stadtlohner. Die Leidenschaft für die historische Schatzsuche ist geblieben. Ein Laie aber ist er längst nicht mehr.

Am Donnerstag, 13. April, zeigt Ingmar Kemper im Kultur-, Heimat- und Integrationszentrum (KIZS) an der Eschstraße 23 eine Auswahl seiner Bodenfunde und ordnet sie in einem Vortrag historisch und archäologisch ein. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei.
Anlass ist das Gedenkjahr „400 Jahre Schlacht im Lohner Bruch“. Ingmar Kemper kann sich noch gut an die Ausstellung zum 375. Jahrestag erinnern. „Ich war schon als Kind und als Jugendlicher sehr an Geschichte interessiert“, sagt er. Und dazu kam die Entdeckerfreude und die Hoffnung, vielleicht einen Schatz oder zumindest eine kleine Kostbarkeit zu finden.

Heute muss Ingmar Kemper über diese Träume lachen. Längst weiß er: „Reich wird man mit diesem Hobby nicht!“ Jedenfalls nicht materiell, wohl aber an Erkenntnissen. „Die Funde sind wissenschaftlich und historisch äußerst interessant“, sagt er.
Und allen, die auf historische Schatzsuche gehen wollen, sei gesagt: Wer mit einem Metalldetektor der Vergangenheit nachforscht, darf dies in Nordrhein-Westfalen nur mit Genehmigung der Denkmalbehörden sowie mit Erlaubnis des Grundstückseigentümers tun.

In Wäldern und auf Wiesen, die von alters her nicht mehr umgebrochen wurden, sei die Sondensuche generell verboten, sagt Ingmar Kemper. Hobbygräber könnten dort historisch gewachsene Schichten und Fundzusammenhänge unwiederbringlich zerstören.
Ingmar Kemper hat sein Hobby schon als Jugendlicher bei den Denkmalschutzbehörden angemeldet. Und er hat seine Funde stets wie vorgeschrieben den Archäologen des Denkmalamtes in Münster gemeldet. Und keiner seiner Suchgänge über die Äcker in Averesch und an der Kalterbrücke blieb ergebnislos.

Musketenkugeln aus Blei gehören zu seinen häufigsten Fundstücken. „Die wurden damals ja hundertausendfach verschossen“, sagt Ingmar Kemper. „Damals“, das war der 6. August 1623, als Stadtlohn für einen Tag im Mittelpunkt der europäischen Geschichte stand.
Eine der blutigsten Schlachten des Dreißigjährigen Krieges wurde hier geschlagen. 15.000 Reitern und über 40.000 Infanteristen richteten mit Musketen, Lanzen und Schwertern ein Blutbad an. Tausende Soldaten verloren innerhalb weniger Stunden ihr Leben.

400 Jahre später hält Ingmar Kemper Gürtelschnallen, Münzen und drei schwere Kanonenkugeln in den Händen, die er auf dem Schlachtfeld entdeckt hat. Und einen kleinen Würfel, der aus Tierknochen geschnitzt wurde. „Diesen Knochenwürfel habe ich habe ich als Lesefund mit den Augen entdeckt“, sagt Ingmar Kemper.
„Es ist überliefert, dass die Soldaten im 17. Jahrhundert leidenschaftlich Würfelspiele spielten“, weiß der Hobbyarchäologe. „Das ist schon spannend, 400 Jahre später den Würfel in der Hand zu halten, mit dem vielleicht ein Soldat Christans von Braunschweigs oder Tillys seinen Sold verspielt hat.“

Nach dem Abitur wollte Ingmar Kemper seine Entdeckerleidenschaft zunächst zum Beruf machen und begann ein Archäologiestudium. Die Berufsaussichten waren aber nicht rosig, nur die wenigsten Absolventen fanden eine Stelle. Darum schwenkte Ingmar Kemper um und studierte Geschichte und Erdkunde auf Lehramt.
Heute bildet er selber als Fachleiter für Geschichte angehende Lehrer aus. Und er ist als Pädagoge der Archäologie treu geblieben. „Ich gehe auch mit Schülern auf die Suche, mit Sonden und mit bloßem Auge. Das ist guter Weg, Kindern auf eine spannende Weise Geschichte zu vermitteln. Seine Fundstücke umfassen viele tausend Jahre: von Flint-Werkzeugspitzen aus der Steinzeit über eine 4000 Jahre alte Bronzezeitaxt bis hin zu 2000 Jahre alten römischen Münzen.
Und natürlich die 400 Jahre alten Funde der Schlacht im Lohner Bruch, deren Geschichte und Geschichten am Donnerstag (13. April) im Mittelpunkt des Vortrags stehen.