Kiepenkerl-Sonntag in Stadtlohn Rund 100 Kiepenkerle unterhalten zahlreiche Besucher

Kiepenkerl-Sonntag: 100 Kiepenkerle unterhalten zahlreiche Besucher
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Es war schon wie ein geheimes Zeichen, dass der Himmel zum Start des 42. Kiepenkerl-Sonntags schickte. Nach Regenschauern am Vormittag kam die Sonne heraus. Um 13.30 Uhr formierten sich rund 100 Kiepenkerle und ihre „Bäuerinnen“ am Gasthaus Schlüter, um den Umzug durch die Stadt anzutreten. Am Marktpütt endete der Umzug, denn dort gab es den Fassanstich von Bürgermeister Berthold Dittmann und Freibier, solange der Vorrat reichte.

Der Bürgermeister schaffte es, mit nur einem gezielten Schlag das 50-Liter-Bierfass anzuschlagen. Durstige Kehlen gab es genug und zahlreiche Zuschauer ebenso. „Das ist ja wie Karneval“, meinte ein Besucher lachend.

Mit einem gezielten Schlag gelang dem Bürgermeister der Fassanstich.
Mit einem gezielten Schlag gelang dem Bürgermeister der Fassanstich. © Meisel-Kemper

Schon vorher füllte sich die Innenstadt mit zahlreichen Besuchern. Manche saßen noch draußen bei einem Kaffee, andere stürmten die Geschäfte, wieder andere tummelten sich an den Ständen. Darunter waren nicht nur zahlreiche Korbflechter vertreten, die gern ihr Handwerk vorführten, sondern auch Rinus Rhebergen aus Borculo/NL. Er zeigte, wie er Midwinterhörner schnitzte. Besucher konnten die Hörner auch ausprobieren. „Seitdem ich in Rente bin, habe ich mein jahrzehntelanges Hobby ausgeweitet. In Stadtlohn war ich schon bestimmt sechs Mal“, so Rhebergen.

Auch Josef Knuf aus Weseke hat das Korbflechten nach der beruflichen Tätigkeit zur Hauptbeschäftigung gemacht. „Ich bin seit mehreren Jahren auf dem Kiepenkerl-Sonntag. Als Junge musste ich das machen. Seit ich Rentner bin, mache ich das richtig gern“, strahlte der 84-jährige Korbflechter.

Korbflechter Josef Knuf aus Weseke.
Korbflechter Josef Knuf aus Weseke. © Meisel-Kemper

Ein besonderes Highlight waren aber wohl die zahlreichen Kiepenkerle, die aus dem gesamten Münsterland und den angrenzenden Niederlanden nach Stadtlohn gekommen waren.

Kiepenkerl Heinrich Dünne aus Ochtrup war wie viele andere schon mehrmals bei den Treffen dabei. „Es ist einfach schön, das Kiepenkerl-Treffen in Stadtlohn. Wir waren früher das, was heute Amazon & Co ist“, gab er lachend zu.

Zahlreiche Besucher waren zum Kiepenkerl-Sonntag gekommen.
Zahlreiche Besucher waren zum Kiepenkerl-Sonntag gekommen. © Meisel-Kemper

Helga Rabbers ist mit der Trachtengruppe aus Neuenkirchen und ihren Kiepenkerlen schon zum 15. Mal dabei. „Seit wir am Kiepenkerl-Treffen auf dem Oktoberfest in München 2010 teilgenommen haben, machen wir auch in Stadtlohn mit. Jeder spricht mit jedem, das ist einfach schön“, erklärte sie. Wilfried Opitz aus Metelen ist ebenfalls seit dem Treffen in München überzeugter Kiepenkerl. „Meine Bäuerin nimmt immer teil wie ich auch“, ergänzte er.

Thomas Worth aus Gescher hat nicht nur die Plakette der Kiepenkerle des Heimatvereins aus der Glockenstadt Gescher um den Hals hängen, sondern ebenso viele Plaketten der Kiepenkerl-Treffen in Stadtlohn an der Kiepe.

Rund 100 Kiepenkerle waren am Sonntag nach Stadtlohn gekommen.
Rund 100 Kiepenkerle waren am Sonntag nach Stadtlohn gekommen. © Meisel-Kemper

Nachwuchs ist selten bei diesem traditionellen Treiben. Umso erfreulicher war es, dass Annette Rossdeutscher aus Marbeck als „Nachwuchs-Kiepenkerlin“ zum ersten Mal in Stadtlohn am Umzug teilnahm. „Manche gucken komisch, wenn sie mich als Frau mit Kiepe sehen. Kiepenkerl Reinhard Elsing hat mich dazu überredet. In den Klumpen läuft es sich ganz gut. Sie sind schön warm“, so Rossdeutscher.