In vielen Kommunen werden Sporthallen mit Geflüchteten belegt. Diesen Weg will die Stadt Stadtlohn nicht gehen. Jedenfalls nicht, solange es sich vermeiden lässt. Auch sollen keine Container-Unterkünfte geschaffen werden. Das hat der Haupt- und Finanzausschuss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.
Dass dies trotz hoher Flüchtlingszahlen (zurzeit noch) möglich ist, hat zwei Gründe, die Bürgermeister Berthold Dittmann benannte. Erstens: Im leerstehenden Krankenhaus können durch den Umbau zweier ehemaliger Stationen in Kürze rund 75 Schlafplätze geschaffen werden. Zweitens: Anders als vor ein, zwei Jahren ist in Stadtlohn der Markt für gebrauchte Immobilien nicht mehr leergefegt. Dittmann: „Wir können derzeit durchaus Häuser erwerben oder anmieten.“
Krankenhaus nur ein Puffer
Die neuen 75 Schlafplätze im ehemaligen Krankenhaus sollen auch nur im Notfall belegt werden. „Wir wollen das Krankenhaus möglichst nicht volllaufen lassen, sondern eher als Puffer vorhalten“, sagte Bürgermeister Berthold Dittmann. Idealerweise sollten die Geflüchteten in Stadtlohn dezentral untergebracht werden.
Bei den Ratsfraktionen stößt diese Strategie auf einhellige Zustimmung. „Wir sollten diesen Weg weitergehen. Das hat sich schon in der Flüchtlingskrise 2015/2016 bewährt. Da ist ja alles sehr einvernehmlich geregelt worden. Es ist auch jetzt wieder wichtig, dass wir die Bevölkerung mitnehmen und verhindern, dass lokale Brennpunkte entstehen“, erklärte beispielsweise Hendrik Hardweg (CDU).
Soziale Probleme in Sammelunterkünften
Die dezentrale Unterbringung vermeidet nicht nur Einschränkungen für den Vereins- und Schulsport. Hinzu komme, dass die Sporthallen-Unterbringung mit „unproduktiven“ Umbaukosten einhergehen würde, so Bürgermeister Dittmann.
Vor allem aber seien größere Sammelunterkünfte aus sozialer Sicht problematisch. „Der Lärmpegel in diesen Hallen ist sehr hoch und das steigert in Verbindung mit
einer Verpflegung aus Zentralküchen das Aggressionsniveau der Hallennutzer“, so der Bürgermeister.

Aber die Zahl der freien Plätze in städtischen Unterkünften ist auf 24 geschrumpft. „Für den Dezember sind bereits elf weitere Zuweisungen angekündigt“, sagte Ludger Wilmer, der im Stadtlohner Rathaus den Fachbereich Soziales leitet. Niemand könne vorhersagen, wie sich die Zahlen angesichts des andauernden Kriegs in der Ukraine im Laufe des Winters entwickeln werden.
Nach den Erfahrungen der letzten Monate geht die Stadt davon aus, dass im nächsten halben Jahr 162 weitere Geflüchtete unterzubringen sind. Bereits jetzt sind rund 300 Geflüchtete in 23 städtischen Unterkünften untergebracht. Dafür wurden in den letzten Monaten unter anderem die Hofstelle an der Hölderlinstraße, die alte Vikarie und ein Wohnhaus an der Dufkampstraße hergerichtet. Dittmann: „Weitere ungenutzte städtische Gebäude sind nicht vorhanden.“
Bauzinsen bringen Bewegung
Aber ausgerechnet der Einfluss der Krise auf die Finanzmärkte schafft neue Möglichkeiten. „Es ist festzustellen, dass aufgrund der jetzt kürzlich stark gestiegenen Bauzinsen in Stadtlohn wieder ein Markt für gebrauchte Immobilien vorhanden ist“, sagte Bürgermeister Berthold Dittmann.
Aber ist ein Ankauf von Häusern nicht deutlich teurer als die Herrichtung einer Sporthalle? Das schon, erklärte der Bürgermeister im Ausschuss. Aber die erworbenen Immobilien seien ja wertbeständig, mitunter sogar gewinnbringend. So sei beispielsweise die Flüchtlingsunterkunft an der Sailerstraße fünf Jahre nach der Syrienkrise zum Zweifachen des damaligen Kaufpreises veräußert worden.
„Nur eine Momentaufnahme“
Auch Reinhold Dapper (SPD) freute sich am Ende über den Konsens aller Fraktionen, die Strategie der dezentralen Unterbringung fortzusetzen. „Das hat uns in der Vergangenheit vor vielen Konflikten bewahrt. Und wie wir gehört haben, ist der Weg nicht nur sozial der bessere. Die Immobilien bleiben uns als Werte erhalten und können sogar dazu beitragen, den Haushalt zu entlasten“, so Dapper.
So breit die Unterstützung für diesen Weg ist, es könnte auch alles ganz anders kommen. „Wir wissen alle, dass das nur eine Momentaufnahme ist. Die Flüchtlingszahlen können sich jederzeit ändern und neue Beschlüsse erforderlich machen“, mahnte Hendrik Hardeweg.