
© Johannes Schmittmann
Impfung meiner Großeltern: Erster Schritt zur Rückkehr in die Normalität
Impfzentrum Velen
Mit 88 und 92 gehören die Großeltern unseres Redakteurs zur Risikogruppe. Mit etwas Glück erhielten sie schon in der ersten Woche einen Termin im Impfzentrum Velen. Ihr Enkel hat sie begleitet.
Am Ende geht alles ganz schnell. Die Ärztin zückt die Spritze, drückt den Biontech-Impfstoff in den Oberarm, beglückwünscht die Senioren und nach 15-minütiger Kontrollzeit dürfen Elfriede (88) und Joseph Räwer (92) das Impfzentrum in Velen wieder verlassen. Ein unspektakulärer Prozess, der aber Leben retten kann. Ein erster Schritt auf der langsamen Rückkehr zur Normalität. Entsprechend erleichtert zeigen sich meine Großeltern, als sie nach rund einer Stunde wieder in das Auto steigen.
Aber von Anfang an: Elfriede und Joseph Räwer hatten Glück bei der Terminvergabe. Schon in der Auftaktwoche – wenn auch „erst“ am Freitag – erhielten sie einen der begehrten Plätze. Ein Privileg, wie sie selbst sagen.
Impfzentrum ist schnell erreicht
Gegen 14.30 Uhr stehen sie an diesem Tag mit sorgfältig zusammengelegten Unterlagen an der Haustür und warten auf Abholung. Trotz des Schnees brauchen wir keine Viertelstunde bis zum Impfzentrum, das in Velens Norden liegt. Ein Navigationsgerät ist überflüssig. Die beiden Senioren sind ortskundig. Außerdem kann man die zahlreiche Schilder kaum übersehen.

Mehrere Stationen mussten Joseph und Elfriede Räwer durchlaufen, bevor sie schließlich die Impfung erhielten. © Johannes Schmittmann
Der große Parkplatz ist zu unserer Überraschung nur mäßig gefüllt, auch im Eingangsbereich sind die Schlangen kurz. Schon hier fällt auf: Am Personal wurde nicht gespart. Wer Fragen hat, kann sich jederzeit an einen Mitarbeiter wenden. Sie erklären im Detail die Abläufe. Außerdem haben sie einen Auge darauf, dass Abstände eingehalten und korrekte Masken korrekt getragen werden.
An Station A nimmt eine Mitarbeiterin die Unterlagen entgegen. Dass mein Großvater keinen Impfpass hat, ist kein Problem. Zwei Unterschriften fehlen aber jeweils auf den Dokumenten. Als der formale Akt nachgeholt ist, geht es die Einbahnstraße weiter.
Bekannte Gesichter: Esteraner unter sich
Hier trifft man ein bekanntes Gesicht. Die Tochter einer ehemaligen Nachbarin strahlt Elfriede und Joseph Räwer entgegen. Weil an diesem Tag der Andrang insgesamt verhalten ausfällt (wahrscheinlich dem Impfstoffmangel geschuldet), ist sogar Zeit für ein kurzes Pläuschchen. In der Bauerschaft Estern kennt man sich. Doch auch die Formalitäten müssen natürlich geklärt werden. Kritischer Blick, dann geht der Daumen nach oben.

Nicht nur beim Aufklärungsgespräch zeigte sich das Team des Impfzentrums von der freundlichen Seite. © Johannes Schmittmann
So langsam wird es ernst. Mein Großvater kann seine Nervosität kaum verbergen. Auf dem Stuhl rutscht er hin und her. Dass die Lampen über den Arzt-Zimmern grün leuchten, er sich aber weiterhin gedulden soll, will er nicht so recht akzeptieren. Seine Frau hält ihm die Hand, was Wunder wirkt. Ein homöopathisches Beruhigungsmittel.
Es folgt die Vorstellung bei der Impfärztin. Die blonde Frohnatur nimmt sich Zeit, klärt die beiden Senioren in verständlicher Sprache über mögliche Risiken und Nebenwirkungen auf. Noch Stunden später schwärmen meine Großeltern von der Freundlichkeit der Ärztin. So geht gute Aufklärungsarbeit.
Auch junge Menschen werden aktuell geimpft
Für den letzten und wichtigsten Schritt müssen sie aber noch eine Station weiter. Und hier drängelt es sich erstmals – wenn auch nur leicht. Denn an diesem Tag werden nicht nur Menschen über 80 geimpft, sondern auch zahlreiche Rettungskräfte. Der AstraZeneca-Impfstoff, der vorerst nur für jüngere Personengruppen eingesetzt werden soll, ist endlich angekommen, erklärt uns ein Mitarbeiter.

Kurze Spritze, große Wirkung: Joseph Räwer (92) hatte dem Tag der Impfung schon entgegengefiebert. © Johannes Schmittmann
Mein Großvater nutzt die Wartezeit, um schon mal den Oberarm freizumachen. Im T-Shirt ist es zwar etwas frisch, „aber dafür geht es dann gleich zügiger“. Dann sind seine Frau und er an der Reihe. Keine fünf Minuten später dürfen die beiden frisch geimpft die Kabine auch schon wieder verlassen. Als die Ärztin ihnen mit auf den Weg gibt, in den nächsten Tagen das Schneeschippen lieber den Jüngeren zu überlassen, müssen sie beide lachen. „Das Arbeiten muss man uns nicht mehr verbieten.“
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
