Hülsta-Bestände kommen unter den Hammer Erste Zuschläge werden bald erteilt

Online-Insolvenzversteigerung: Hülsta-Inventar kommt unter den Hammer
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Fast schon gespenstig ruhig ist es auf dem Gelände der ehemaligen Hülsta-Werke am Freitagmorgen (23.8.). Garten- und Landschaftsbauer sorgen dafür, dass die Optik gewahrt wird. Der Verwaltungstrakt ist menschenleer, ins Auge stechen rote Aufkleber. An Bildern, an Schreibtischen, an PCs, selbst an Fußmatten und Kaffeemaschinen. Durchnummeriert und mit Datum versehen.

Martin Küpers an einer Werkbank
Martin Küpers ist der Projektleiter bei der IVG. Jede Position wurde akribisch genau dokumentiert und mit einem roten Schild versehen. © Michael Schley

„Bis Jahresende soll alles leer sein“, erklärt Hubert Küpers. Der Geschäftsführer der Industrie-Verwertungs-Gesellschaft (IVG) ist vom Berechtigten (Vermieter) beauftragt, das „bewegliche Sachanlage- und Umlaufvermögen der insolventen Gesellschaft“ zu verwerten. Sprich auch Waren.

Vereinfacht ausgedrückt: Sie führt die Online-Insolvenzversteigerung für die ehemaligen Hülsta-Werke mit Schwerpunkt Betriebs- und Geschäftsausstattung sowie Möbelbestände der Standorte Stadtlohn und Ottenstein durch. In sechs bis sieben Teilversteigerungen, vier davon seien bereits „online“.

Besichtigungstermine vor Ort

Einige Tausend Positionen werden es am Ende sein, die die IVG umgesetzt sehen will. Wobei Hubert Küpers eingrenzt: „Die Sachmängelhaftung können wir beim Endverbraucher nicht ausschließen. Sprich: Wir prüfen nicht auf Funktion und Vollständigkeit.“ Deshalb seien zur Versteigerung allein Gewerbetreibende zugelassen, bei diesen könnten Gewährleistungsrechte ausgeschlossen werden.

Darum empfiehlt Prokurist Martin Küpers, an den öffentlichen Besichtigungsterminen vor Ort teilzunehmen. Um womöglich mal einen Akkuschrauber in die Hand zu nehmen oder einen Hubwagen zu betätigen. Zum Beispiel in Stadtlohn am 30. August von 11 bis 13 Uhr (SLC/Hülsta Halle 9-12). Ein wichtiger Bestandteil der Auktion.

Martin Küpers zeigt eine Kommssion
Die Kommissionen sind sämtlich sinnvoll zusammengestellt und beschrieben worden. © Michael Schley

Zum Konzept: Zunächst wird auf der Online-Plattform (https://ivg.auction) ein auslaufender Termin für jede Position gesetzt, erste Gebote können abgegeben werden. Das geht derzeit zum Beispiel bei manchen Regalinhalten schon in die Tausende Euro, wohingegen ein Holz-Unterstellbock noch für den ganz schmalen Kurs unter 10 Euro angepriesen wird.

Kurz vor dem Termin des (Online-)Zuschlags gibt es dann eben besagte Möglichkeit der Vor-Ort-Besichtigung. „Alles ist sehr akribisch vorbereitet“, betont der Projektmanager. So führe jeder Aufkleber auch einen QR-Code, mittels dessen der Interessent seine Positionen auf eine Beobachtungsliste legen kann, erklärt Hubert Küpers. Sprich: in einen fiktiven Warenkorb.

Vier Auktionen sind bereits online: Verwaltung, Betriebs- und Geschäftsausstattung (Inventar) Halle 9 -12 – darunter Hülsta-Fertigmöbel-Kommissionen –, Betriebsausstattung von SLC sowie Inventar des Werks Ottenstein. „Mitte der Woche folgt nun der Fuhrpark von Hülsta und SLC“, berichtet der Geschäftsführer. Aufgereiht stehen zum Beispiel die Zugmaschinen und Firmenwagen bereits auf dem Hof bereit.

Mit Blick auf die Halle 9, deren „Inhalt“ schon „online steht“. Aus gutem Grund. Dort befinden sich die Laderampen, über die später auch die Positionen aus den anderen Hallen ausgeliefert werden sollen. „Also muss die Halle zunächst geräumt werden“, so Martin Küpers.

Laderampe von Halle 9
Durchdacht ist die Auktionslogistik. Über die Laderampe an Halle 9 werden später alle Positionen aus den Hallen ausgeliefert. © Michael Schley

Später folgte zum Beispiel noch die Ausstellungsware. Alles sei durchdacht im sogenannten Verwertungsplan. „Auktionslogistik“, nennt es Martin Küpers. Dazu gehört es auch, dass bestimmte Gebäudeteile vorrangig behandelt werden. Zum Beispiel, weil es für diese Immobilien bereits Interessenten gebe.

Mit dieser Aufgabe sei allerdings separat ein Immobilienmakler betraut. „Mit diesem wie auch mit dem Vermieter und dem Insolvenzverwalter stehen wir im engen Austausch, ein komplett transparenter Vorgang“, meint Martin Küpers. Die Verwertung großer Teile des Maschinenparks erfolge übrigens durch die Leasinggesellschaft und geschehe nicht im Auftrag von Verwalter oder Vermieter (wir berichteten).

Hochregallager in Halle9
Noch sind viele Regale mit Warenbeständen gut gefüllt: In Kürze können auch die Hallen 9 bis 12 besichtigt werden. © Michael Schley

Martin Küpers zeigt auf einen Zettel, der einer Kommission angeheftet ist: „Der Kunde erhält online ebenfalls Anhänge zu jeder Position, zum Beispiel Stücklisten, Skizzen, Anleitungen.“ Viel Arbeit habe er in die Zusammenstellung gesteckt, so dass der Kunde am Ende sinnvolle Komplettangebote erhält.

„Im Grunde braucht der Kunde zu Hause nur noch einen Schreiner, der alles zusammenbaut“, fasst es Hubert Küpers in Worte. So solle das Unternehmen am Ende den bestmöglichen Umsatz generieren. Auch deshalb setze man auf Online-Versteigerungen, um die Reichweite zu erhöhen.

IVG schon bei XBond im Einsatz

66 Mitarbeiter in zehn Niederlassungen führt die IVG aktuell, auf ihrer Plattform stehen nahezu durchgängig 5000 Positionen online. Referenzen sind zum Beispiel die Verwertung bei XBond in Ottenstein (wir berichteten) oder auch der MV Werften Stralsund, Rostock, Wismar. Als öffentlich bestellte Sachverständige bewertete die IVG unter anderem die Regiomed-Kliniken.

Martin und Hubert Küpers vor dem Hülsta-Logo
Martin (l.) und Hubert Küpers in der ehemaligen Empfangshalle. Schon bald soll auch die Ausstellungsware zur Versteigerung freigegeben werden. © Michael Schley

Bei Hülsta war das Unternehmen bereits in die Restrukturierungsmaßnahme 2022 involviert. „Das seinerzeit erstellte Gutachten haben wir nun aktualisiert. Auf dieser Basis haben wir die Auktion vorbereitet“, berichtet Hubert Küpers.

Bis Ende des Jahres hoffen die beiden gebürtigen Ammeloer, dass „alles verkauft“ sein wird. Dann habe man alles, was in Jahrzehnten aufgebaut worden war, binnen eines halben Jahres abgewickelt. Verständliche Emotionen schwingen mit. Was dann noch bleibt, sind Erinnerungen und leere Hallen und Gebäude…

ehemalige Dienstwagen stehen vor einer Halle
Auch für die einstigen Firmenwagen kann bald mitgeboten werden. © Michael Schley

Diesen Artikel haben wir am 28. August 2024 veröffentlicht.