Freddy Tausendfreund (l.) und Wolfgang Bergerbusch vor dem ehemaligen Halco-Gebäude in Stadtlohn.

© Ronny von Wangenheim

Hülsta-Millionen für Schalke: Ehemalige Halco-Mitarbeiter sind entsetzt

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Hülsta als neuer Sponsor bei Schalke. Diese Meldung hat ehemalige Halco-Mitarbeiter aufgeschreckt. Dafür gebe es Millionen, so kritisieren sie: „Und wir tanzen um den leeren Topf.“

Stadtlohn

, 27.04.2020, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Freddy Tausendfreund und Wolfgang Bergerbusch stehen in Stadtlohn an der Boschstraße. Das Halco-Schild hängt noch an der Fassade der Halle. Doch gearbeitet wird hier schon lange nicht mehr. Sie beide haben als Betriebsräte lange um den Erhalt ihrer Arbeitsplätze in Stadtlohn und Coesfeld gekämpft, zumindest um Abfindungen, so erzählen sie sichtlich betroffen.

„Ich dachte erst an einen Aprilscherz, als ich hörte, dass Hülsta mit fünf Millionen Euro als Sponsor bei Schalke einsteigt“, sagt Wolfgang Bergerbusch, der als Betriebsratsvorsitzender am Standort Coesfeld für die Interessen der rund 200 Mitarbeiter kämpfte. Kaum war die Nachricht in der Welt, klingelten bei ihm und seinem Kollegen am Standort Stadtlohn, Freddy Tausendfreund, die Telefone. Ehemalige Kollegen meldeten sich empört, wie die beiden berichten.

„Uns haben sie Monate lang vorgeheult, es sei kein Cent mehr da“, sagt Freddy Tausendfreund. „Für uns gab es keine Abfindungen. Nichts. Und dann sponsert man einen Bundesligisten. Das hat nichts mit Wertschätzung zu tun.“ Halco sei eine Tochter der Hüls-Gruppe, so erläutert er, dass er und seine Kollegen eine Gesamtverantwortung sehen. Sie alle verstehen sich als „Hülstaraner“, so sagt er, viele von ihnen seit mehreren Jahrzehnten. „Geschmacklos“ ist eine der Beschreibungen, die im Gespräch mit unserer Redaktion fällt.

„Der Stachel sitzt tief“

Die beiden erzählen von den Kollegen. Nicht alle hätten wieder eine Arbeit gefunden. Andere hätten ihre Arbeitsstellen jetzt in der Corona-Krise als zuletzt Eingestellte schon wieder verloren. Sie berichten von gesundheitlichen oder psychischen Problemen. Auch für die Familien sei es schwer. Sie alle, so scheint es, haben mit Halco noch nicht abgeschlossen. „Der Stachel sitzt tief“, sagt Freddy Tausendfreund.

Abgeschlossen ist der Fall für viele in der Tat nicht. Immer noch laufen viele Kündigungsschutzklagen, so berichten die beiden ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden. Auch das Anfechtungsverfahren gegen den Einigungsstellenbeschluss sei noch offen. Tausendfreund: „Wir geben nie auf, wir kämpfen bis zum bitteren Ende.“

Dazu ein Blick zurück. Im Oktober 2018 wurde die Einstellung des Geschäftsbetriebs der Halco GmbH als Zulieferer der Möbelindustrie beschlossen. Davon waren fast 200 Mitarbeiter an den Standorten Coesfeld und Stadtlohn betroffen. Die Kündigungen gegenüber den Mitarbeitern wurden im Januar 2019 ausgesprochen.

Arbeitsgericht erklärte Kündigungen für unwirksam

Im Oktober 2019 hat das Arbeitsgericht Bocholt Klagen von zahlreichen Mitarbeitern stattgegeben und die Kündigungen für unwirksam erklärt. Die klagenden Mitarbeiter verbanden diese Gerichtsentscheidung mit der Hoffnung auf Abfindungszahlungen.

Die Halco-Geschäftsleitung lehnte das ab. Eine weitere Finanzierung von Abfindungszahlungen in der Halco GmbH über das vorgelegte Sanierungskonzept hinaus sei „ein zu hohes Risiko für die übrigen Gesellschaften der Hüls-Unternehmensgruppe, deren erfolgreiche Restrukturierung und deren Mitarbeiter“, so eine Pressemitteilung damals. Es folgte im November der Insolvenzantrag. In diesem Jahr, so Tausendfreund und Bergerbusch kamen die Kündigungen noch einmal, diesmal von Insolvenzverwalter.

Keine Stellungnahme der Hüls-Unternehmensgruppe

Von der Hüls-Unternehmensgruppe war keine Stellungnahme zu erhalten. In einer Antwort auf die Anfrage der Redaktion wird am Montag an den Insolvenzverwalter verwiesen. „Die Hüls Unternehmensgruppe ist in diesen Verfahren selbst wesentlicher Gläubiger“, so heißt es da.

Auch nähere Einzelheiten zum Sponsoring bei Schalke, speziell zur der in der WAZ zitierten Summe von fünf Millionen, gab es auf mehrfache Anfragen in der Vergangenheit nicht. Es wird auf die gemeinsame Pressemitteilung von Hülsta und Schalke verwiesen, in der über die vierjährige Partnerschaft informiert wurde.

„Über Details der Kooperationsvereinbarung haben sowohl Hülsta als auch Schalke 04 Stillschweigen vereinbart“, heißt es in dem Schreiben vom Montag. Es wird allerdings darauf verwiesen, dass es sich nicht um ein reines Sponsoring handele. „Die Möbelmarke verspricht sich viel von dieser Zusammenarbeit, um Hülsta nachhaltig zu stärken.“